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Weibliche Lustlosigkeit in der sexualmedizinischen Praxis

Weibliche Lustlosigkeit in der sexualmedizinischen Praxis

Etwa jede zehnte Frau leidet unter sexueller Lustlosigkeit. Die möglichen Ursachen sind mannigfaltig, die Behandlungsmöglichkeiten allerdings äußerst beschränkt. Statement Dr. Elia Bragagna bei der Pressekonferenz "Weibliche Lust" (07.06.2017).


Sexuelle Lustlosigkeit war lange Zeit ein Tabuthema. Verzweifelte Frauen, die dennoch den Mut fanden, ihren Arzt diesbezüglich aufzusuchen, trafen häufig auf Ratlosigkeit. Denn zum einen wurde früher in der medizinischen Ausbildung der Umgang mit insbesondere weiblichen Sexualproblemen nicht gelehrt, zum anderen fehlte es an Behandlungsmöglichkeiten. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren doch deutlich verbessert. Bei einer großen Gruppe von Frauen könnte die Heilpflanze Damiana mit seinen aphrodisierenden Wirkmechanismen eine wertvolle Hilfestellung auf dem Weg zu einer erfüllenden Sexualität leisten.

Mögliche Ursachen

In einem ersten Schritt sollten bei jeder Frau mögliche Ursachen identifiziert werden. Die Hintergründe für sexuelle Lustlosigkeit bei der Frau können sowohl organischer als auch psychischer und sozialer Natur sein. Hauptursachen sind Depression, Erschöpfung (aufgrund der hohen Anforderungen im Berufs‐ und Privatleben), Inkontinenz, Schilddrüsenerkrankungen (Über‐ oder Unterfunktion), chronische Erkrankungen sowie hormonelle Veränderungen. Letztere betreffen insbesondere Frauen in den Wechseljahren. Durch den Abfall von Östrogen kann es zu einer verminderten Durchblutung im Genitalbereich kommen. Darüber hinaus können das Ansprechen auf sexuelle Stimuli sowie die Erregbarkeit im Genitalbereich sinken.

Bei einem Großteil der betroffenen Frauen liegen die Ursachen eher im nichtorganischen Bereich. Dazu gehört u.a. mangelnde Kommunikation mit dem Partner. Vielfach steht die Bewältigung des Alltags mit Kindern, Haushalt und Beruf im Vordergrund, der Austausch mit dem Partner über nicht nur materielle, sondern auch sexuelle Bedürfnisse wurde nie gelernt oder gerät in den Hintergrund. Darüber hinaus verändert der Beziehungsalltag per se die Sexualität – nicht zu Unrecht heißt es, der Alltag sei ein Lustdämpfer.

Drei Grundtypen

Grundsätzlich können drei Frauentypen unterschieden werden:

 Für die erste Gruppe ist typisch, dass sie Sex grundsätzlich liebt, aber kein Bedürfnis mehr danach verspürt. Die Frauen merken, dass sie nicht mehr wie früher sind, finden das traurig und würde gerne wieder Anschluss an frühere Empfindungen bekommen.

 Die zweite Gruppe hat keinen Appetit auf Sexualität und würde auch gut ohne Sex auskommen. Sie empfinden die Bedürfnisse des Partners häufig als Belastung, möchten ihn aber nicht verlieren. Es handelt sich dabei eher um Frauen, die sich grundsätzlich nicht sehr sexuell definieren.

 Bei der dritten Gruppe ist die Sexualität v.a. durch körperliche Veränderungen beeinträchtigt. Die genitale Durchblutung ist verringert und die Reaktionsfähigkeit auf sexuelle Reize reduziert.

Behandlungsoptionen

Die Therapieoptionen richten sich nach der auslösenden Ursache. Organische Erkrankungen sollten gezielt behandelt werden. Bei Frauen, die den Anschluss an ihr normales sexuelles Gefühl verloren haben, könnten im Gehirn ansetzende Substanzen wie z.B. Antidepressiva möglicherweise helfen, es gibt jedoch keine in dieser Indikation zugelassenen Medikamente. Bei Frauen mit körperlichen Veränderungen wie z.B. reduzierter genitaler Durchblutung könnten eventuell Potenzmittel helfen, sind jedoch in dieser Indikation ebenfalls nicht zugelassen.

Für alle drei skizzierten Frauentypen ist die Heilpflanze Damiana eine vielversprechende Option. Ihre aphrodisierende Wirkung beruht auf drei Komponenten: Sie stimuliert sowohl im Gehirn als auch in den Genitalien und verringert die Stresskomponente aufgrund seines angstlösenden Effektes. Grundsätzlich ist sie für viele Patientinnen – unabhängig von der jeweiligen medikamentösen Verordnung – hilfreich, wenn der Partner vom Arzt miteinbezogen wird. Oft genügt bereits ein gemeinsames Gespräch über die tatsächlichen sexuellen Erwartungen beider Partner, denn beispielsweise denken Männer häufig ganz anders, als die Frauen glauben. Eine Verbesserung der Kommunikation führt häufig dazu, dass sich ein Paar wieder vermehrt zueinander entwickelt und trägt wesentlich dazu bei, dass eine Therapie rascher und effizienter wirkt.

Kostenlose Vortragsabende im Juni in Linz, Wien und Graz Vom Frust zur sexuellen Lust

Jede dritte Frauen ist im Laufe ihres Lebens von sexueller Unlust betroffen, bei jeder zehnten Frau ist diese Lustlosigkeit mit einem persönlichen Leidensdruck verbunden. Das sind die Ergebnisse der PRESIDE‐Studie, die an 31.581 erwachsenen Frauen in den USA durchgeführt wurde. In Österreich ist die Situation ähnlich, schätzt Dr. Elia Bragagna, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychosomatik, Psycho‐ und Sexualtherapeutin und Leiterin der Akademie für Sexuelle Gesundheit (AfSG). Die Ursachen sind vielschichtig: Stressiger oder belastender Lebensstil, langjährige Beziehungen (Routine), hormonelle Veränderungen (Kontrazeptiva, Wechsel, Testosteronmangel). Dr. Bragagna, eine der Pionierinnen der Sexualtherapie in Österreich, gibt in ihrem Vortrag interessante Einblicke aus der sexualmedizinischen Praxis und beantwortet Fragen wie zum Beispiel „Wie entsteht Lust?“ oder „Warum wird die Frau lustlos?“. Der Eintritt ist frei.

Wann & Wo:

Montag, 19. Juni 2017, 19.30 Uhr, im Kulturquartier (Ursulinensaal), OK‐Platz 1, 4020 Linz

Dienstag, 27. Juni 2017, 19.30 Uhr, im Museumsquartier (Arena 21), Museumsplatz 1, 1070 Wien

Mittwoch, 28. Juni 2017, 19.30 Uhr, im Flughafen Graz, 8073 Feldkirchen bei Graz

Quelle: Hennrich.PR - Agentur für Gesundheit & Kommunikation (Pressemappe zum Pressefrühstück "Weibliche Lust - Was hilft bei nachlassendem sexuellen Interesse?"; Statement Dr. Elia Bragagna; Fotohinweis: Galerie: © Franz Johann Morgenbesser);

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