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Schon geringe Lärmbelastung hat negative Folgen für die Gesundheit

Schon geringe Lärmbelastung hat negative Folgen für die Gesundheit

Auswirkungen von Flug-, Schienen- und Straßenverkehr in der Schweiz untersucht.


Flug-, Schienen- und Straßenverkehrslärm erhöhen das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Diabetes - und das schon ab vierzig Dezibel, was relativ leise ist. Das sind Ergebnisse einer umfassenden Studie unter Leitung des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH).

 

Lärm bedeutet Stress, vor allem, wenn er den Schlaf stört. Stress und Schlafstörungen wiederum wirken auf den Körper und haben Folgen für die Gesundheit. Wie groß die kurz- und langfristigen Effekte von Verkehrslärm auf die Schweizer Bevölkerung sind, untersuchen Forschende seit 2014 im Rahmen der SiRENE-Studie. An einer Fachkonferenz in Zürich präsentieren sie am Dienstag ihre Ergebnisse.

 

Demnach steigt das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, um vier Prozent pro zehn Dezibel Zunahme der Straßenlärmbelastung, wie das Swiss TPH in einer Mitteilung schreibt. Auch das Risiko für Bluthochdruck und Herzinsuffizienz steigen mit dem Lärmpegel vom Straßenverkehr.

Dass Lärm das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöht, ist zwar bekannt. Neu an der nun vorliegenden Studie sei jedoch, dass erstmals alle drei Transporttypen - Flug-, Schienen- und Straßenverkehr - beleuchtet wurden, erklärte Martin Röösli vom Swiss TPH. Der Zusammenhang der Herzkreislauferkrankungen mit Straßenverkehrslärm stellte sich dabei am deutlichsten heraus, wie die Forschenden unlängst im Fachblatt "European Journal of Epidemiology" berichteten.

Wir haben praktisch keine untere Schwelle gefunden: Schon ab vierzig bis 45 Dezibel finden wir Auswirkungen,

betonte Röösli.

 

Früher dachte man, Lärm habe erst ab etwa 55 Dezibel negative Folgen für die Gesundheit. 40 bis 45 Dezibel entsprechen etwa der Lautstärke leiser Musik oder gewöhnlicher Wohnungsgeräusche.

Aber nicht nur das Herz leidet unter dem Stress durch Lärm: Auch der Stoffwechsel wird in Mitleidenschaft gezogen. So erhöht sich durch Verkehrslärm auch das Risiko für Diabetes, berichteten Wissenschafter um Nicole Probst-Hensch vom Swiss TPH kürzlich in der Fachzeitschrift "International Journal of Epidemiology".

 

"Dabei spielen zwei Mechanismen eine Rolle", erklärte Probst-Hensch. Einerseits beeinflusse die chronische Ausschüttung von Stresshormonen den Insulinstoffwechsel. "Andererseits ist bekannt, dass Schlafprobleme langfristig den Metabolismus negativ beeinflussen."

 

Die SiRENE-Studie beruht auf Daten aus repräsentativen Umfragen, experimentellen Studien im Schlaglabor, einer schweizweiten Modellierung des Lärms von Flug-, Schienen- und Straßenverkehr, sowie aus Schweizer Kohortenstudien zu Gesundheitsrisiken (Nationale Kohortenstudie und SAPALDIA).

 

An dem vom Schweizerischen Nationalfonds und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützten Projekt arbeiten Forschende des Swiss TPH, der Forschungsanstalt Empa, der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, der n-Sphere AG sowie vom BAFU zusammen.

 

Quelle: APA/sda / Bildquelle: shutterstock

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