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16 Genvarianten für die Lebensdauer entdeckt

16 Genvarianten für die Lebensdauer entdeckt

Etwa jeder Zehnte trägt eine Kombination dieser Varianten


Lausanner Forschende haben 16 Genvarianten entdeckt, die mit einer verkürzten Lebensdauer zusammenhängen - 14 davon waren in diesem Zusammenhang bisher unbekannt. Etwa jeder Zehnte trägt eine Kombination dieser Varianten, die die Lebenszeit im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt um mehr als ein Jahr reduzieren.

Warum werden einige Menschen sehr alt und andere nicht? Zugegeben, unsere Gene spielen eher eine untergeordnete Rolle, wenn es um unsere Lebensdauer geht. Die direkte Umwelt und unsere Lebensumstände wie der sozioökonomische Status, Ernährung und Bewegung sind dabei deutlich wichtiger. Trotzdem hängen etwa 20 bis 30 Prozent der Unterschiede bei der Lebenszeit vom Erbgut ab.

Kleine Änderungen in der Erbgutsequenz, die nur einen einzelnen "Buchstaben" betreffen, können zu solchen Unterschieden der Lebenszeit beitragen. Bisher hatten umfassende Studien nur zwei solcher Einzelbuchstaben-Varianten - von Fachleuten "Single Nucleotide Polymorphism"s oder SNPs genannt - in Bezug auf die Lebensspanne entdeckt.
Eine neue Studie unter Leitung von Zoltan Kutalik vom Schweizerischen Institut für Bioinformatik (SIB) und dem Unispital Lausanne (CHUV) erbrachte nun 14 neue SNPs, die mit der Lebenszeit zusammenhängen. Ebenfalls beteiligt waren Forschende der Universität und der ETH Lausanne, teilte das SIB am Donnerstag mit.

Für die im Fachblatt "Nature Communications" veröffentlichte Untersuchung durchforsteten die Wissenschafter Erbgutdaten von mehr als 116.000 Personen. Ihr Fokus lag dabei auf 2,3 Millionen SNPs - also 2,3 Millionen Stellen im Genom, wo bei verschiedenen Personen unterschiedliche "Buchstaben" vorkommen. Unter all diesen Varianten identifizierten sie diejenigen, die über die Gesamtheit aller untersuchten Personen häufiger bei denen vorkommen, deren Eltern eine vom Durchschnitt abweichende Lebensspanne hatten. Kombinationen der dabei gefundenen 16 Varianten kommen bei rund zehn Prozent der Bevölkerung vor und können laut Studie die Lebenszeit im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt um mehr als ein Jahr verkürzen. Einzelne SNPs hingegen mit einer um bis zu sieben Monate kürzeren Lebensspanne zusammen, schrieb das SIB.

Die Analyse ergab auch, dass die SNPs indirekt lebensverkürzend wirken. Und zwar indem die meisten davon mehr als einen Krankheits- oder Risikofaktor beeinflussten - zum Beispiel eine stärkere Abhängigkeit von Nikotin und eine Prädisposition für Schizophrenie.
Schließlich stießen die Forscher über die gefundenen SNPs auch auf drei Gene, deren Aktivität durch die SNPs beeinflusst wird und für die Lebensdauer entscheidend ist: Werden diese Gene bei einer Person wenig "abgelesen", deutet dies auf eine besonders lange Lebensspanne hin, so das SIB.

Die Aktivität dieser Gene, die auch mit der Abhängigkeit von Nikotin zusammenhängen, könnte somit theoretisch als "Biomarker" für Langlebigkeit dienen. Mit dem Vorbehalt, dass eben doch die Umwelt und der Lebensstil die größere Rolle spielen.

Quelle: APA/sda

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