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Hochfrequenz-Stimulation: Effektiv und ohne Kribbeln gegen chronische Schmerzen

Hochfrequenz-Stimulation: Effektiv und ohne Kribbeln gegen chronische Schmerzen

Die Weiterentwicklung der gängigen Rückenmarkstimulation bei schwer behandelbaren chronischen Schmerzen punktet mit weniger Nebenwirkungen und verbesserter Schmerzlinderung. Drei von vier Betroffenen sprechen auf die Hochfrequenzstimulation mit 10.000 Hertz an, berichten Experten.


Die hochfrequente Rückenmarkstimulation (HF SCS) bringt neue Hoffnung für Patienten mit chronischen Rücken- und Beinschmerzen, die auf gängige Behandlungen nicht ansprechen: Kleine Elektroden, die in den Wirbelkanal implantiert werden, geben Stromimpulse mit 10.000 Hertz an das Rückenmark ab. Dadurch lassen sich chronische Schmerzen ohne störende Nebenwirkungen reduzieren.

 

Die SCS (Spinal Cord Stimulation – Rückenmarkstimulation) hat sich über viele Jahre bewährt.

Durch die Verwendung von hochfrequenten Stromimpulsen hat die Therapie in jüngster Zeit eine entscheidende technische Weiterentwicklung erfahren,

fasst Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Eisner, Neurochirurg an der Universitätsklinik Innsbruck und Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), anlässlich der ÖSG-Schmerzwochen die bisherigen Erfahrungen zusammen.

 

Stimulation mit 10.000 Hertz schafft Linderung

 

Während herkömmliche SCS-Systeme mit Frequenzen von 2 bis 240 Hertz arbeiten, liegen sie bei der HF SCS bei 10.000. Damit sind die Amplituden der Stromimpulse so nahe beieinander, dass sie außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegen.

Mit der HF-SCS mit 10.000 Hertz steht uns eine Rückenmarkstimulation zur Verfügung, die keine Kribbelparästhesien verursacht. Die Patienten sind dadurch in ihren Tätigkeiten weniger eingeschränkt, ihre Lebensqualität verbessert sich und sie müssen weniger Schmerzmittel einnehmen,

sagt Prof. Eisner.

 

Die Senza-RCT-Studie zeigte, dass zwei Jahre nach Behandlungsbeginn 76,5 Prozent der Rückenschmerz-Geplagten auf das HF10-SCS-Implantat ansprachen, auf die herkömmliche SCS 49,3 Prozent. Ähnlich hoch war der Unterschied bei den Beinschmerzen: Während die hochfrequente Stimulation 72,9 Prozent der Patienten Linderung verschaffte, gelang das mit der herkömmliche Methode in 49,3 Prozent der Fälle. Auch bei der Reduktion der Schmerzintensität schnitt die Hochfrequenz-Stimulation besser ab.

 

Das Einsetzen des Systems ist einfach. Unter Vollnarkose werden die Elektroden minimalinvasiv eingebracht. Der Teststimulator verbleibt zunächst außerhalb des Körpers. Erst wenn die Patientinnen und Patienten beschwerdefrei sind oder sich starke Schmerzlinderung eingestellt hat, wird auch das Stimulationsgerät unter die Haut implantiert und mit den Elektroden verbunden.

 

Die neueste Generation der SCS-Systeme verwendet für die HF-10-Therapie noch kleinere Geräte. „Damit kann bei gleicher Leistung der Platzierungsbereich des implantierbaren Impulsgenerators (IPG) noch genauer auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt werden“, sagt Prof. Eisner.

 

Literatur:

 

Kapural, L., et al: Novel 10 kHz High Frequency Therapy (HF10 Therapy) is Superior to Traditional Low Frequency Spinal Cord Stimulation for the Treatment of Chronic Back and Leg Pain: The SENZA-RCT Randomized Controlled Trial. Hrsg.: Anesthesiology. V 123, Nr. 4, 2015;

 

Kapural L et al: Comparison of 10-kHz High-Frequency and Traditional Low-Frequency Spinal Cord Stimulation for the Treatment of Chronic Back and Leg Pain: 24-Month Results From a Multicenter, Randomized, Controlled Pivotal Trial. Neurosurgery 2016, Sept, Published Ahead-of-Print, DOI: 10.1227/NEU.0000000000001418;

 

Tripathi S,. Kaushal M,. Park N,. Munukutla V,. Monaghan H: High frequency spinal cord stimulation (HF-SCS) at 10 KHZ. Results in sustained pain relief and improved functional outcomes. EFIC 2017, eP77 E-POSTER - 6-9 September 2017;

 

De Carolis G, Mery Paroli M, Tollapi L: Paresthesia-Independence: An Assessment of Technical Factors Related to 10 kHz Paresthesia-Free Spinal Cord Stimulation. Pain Physician 2017; 20:331-341• ISSN 1533-3159

Quelle: Pressemitteilung zu den 17. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung)

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