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SLE: bis zu 3.000 Patienten in Österreich betroffen

SLE: bis zu 3.000 Patienten in Österreich betroffen

In Österreich sind bis zu 3.000 Menschen von systemischem Lupus erythematosus (SLE) betroffen.


Eine vollständige Abheilung dieser Autoimmunerkrankung ist zwar nicht möglich, sie lässt sich aber durch Medikamente kontrollieren. SLE ist die häufigste Form von Lupus und betrifft den Angaben zufolge weltweit rund 70 Prozent der geschätzt fünf Millionen Lupus-Patienten. Befallen werden häufig Haut, Gelenke, das Nervensystem, Nieren und andere Organe.

 

Den Namen erhielt die Erkrankung einst vom lateinischen Wort Lupus für Wolf und dem griechischen Bezeichnungen erythematodes, das errötend bedeutet. Die Bezeichnung nahm Bezug auf die typischen Symptome im Gesicht wie Vernarbungen, Rötungen und Furchen, den Betroffenen ein wolfsähnliches Aussehen verliehen. Aufgrund guter Behandlungsoptionen solche schweren Hautwunden nicht mehr bzw. nur mehr selten vor.

 

Um einen Lupus erythematodes zu diagnostizieren, ist der Nachweis von Antikörpern geeignet, die sich gegen Zellkernbestandteile und RNA-bindende Proteine richten. Außerdem sind in ungefähr 70 Prozent der Fälle Antikörper gegen doppelsträngige DNA nachweisbar, deren Titer mit der Aktivität der Erkrankung korreliert.

 

Zumeist treten Schübe mit höherer Krankheitsaktivität auf, gefolgt von längeren beschwerdefreien Abschnitten. Medikamente können die Krankheit kontrollieren und eine erhöhte Lebensqualität ermöglichen. Wichtig ist eine frühe Diagnose zu erhalten. Je rascher die Symptome und Schübe erkannt werden, desto besser können Patienten medikamentös eingestellt werden.

 

Meistens beginnen Betroffene die Therapie mit Antimalariamittel, dann folgen Kortikosteroide. Mit Hilfe von Immunsuppressiva, also Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, wird dafür gesorgt, dass die Entzündungen gebremst werden. Diese Entzündungen entstehen, da das Immunsystem fälschlicherweise den eigenen Körper attackiert. Bei bestimmten Patienten kommen auch Biologika zum Einsatz.

 

Lupus trifft meist Frauen

 

Ines Ladig war 21 Jahre alt, als sie von ihrer Erkrankung erfuhr. "Mir tat alles weh. Ich konnte mich nicht mehr selbst anziehen", erinnert sich die 36-Jährige aus dem baden-württembergischen Sulzfeld. Ihr Arzt habe den Lupus nicht erkannt. Erst als sie sich selbst ins Krankenhaus einlieferte, bekam sie Gewissheit - nach drei Wochen.

 

Heute, 15 Jahre später, hat auch sie eine Chemotherapie hinter sich, um das Immunsystem auszuschalten. "Es wird ständig unterdrückt, damit ich mich nicht selbst vernichte", erklärt sie. Um Krankheitserregern aus dem Weg zu gehen, vermeide sie etwa Fahrten mit Bus und Bahn weitgehend.

 

Dass sich inzwischen auch Prominente wie beispielsweise Selena Gomez oder auch Lady Gaga zu der Krankheit bekennen, findet sie gut.

Es ist eine Hilfe. Selena Gomez zum Beispiel ist ja eine bildhübsche junge Frau, bei der wohl niemand die Krankheit erwartet hätte. Das hilft für das Verständnis,

sagt die 36-Jährige. "Dadurch sind die Leute zumindest sensibilisiert." Sie selbst hat nach der Diagnose ihr BWL-Studium durchgezogen, noch jahrelang gearbeitet. Das geht inzwischen nicht mehr. Auch ihre Lunge ist in Mitleidenschaft gezogen, schon Spaziergänge können zur Qual werden. "Die Ärzte sagen immer, wir haben eine normale Lebenserwartung. Aber die Frage ist: Was für ein Leben ist das?" Eine Heilung ist Experten zufolge derzeit nicht möglich, wenngleich etwa an einer Stammzelltherapie geforscht werde.

 

Toni Braxton beschreibt ihre Symptome in einem Interview mit der "Huffington Post" so: "Wenn du Lupus hast, fühlt es sich ungefähr so an, als hättest du jeden Tag die Grippe." Sie wolle dann nur noch im Bett liegen. "Am schwierigsten ist es, wenn man auf der Bühne performen muss."

 

Neue Therapieansätze gesucht

 

Moderne individuell abgestimmte Therapieansätze sollen den Betroffenen helfen. Die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Betroffenen haben dank moderner Medikamente eine höhere Lebenserwartung und eine bessere Lebensqualität.

Cortison bleibt zwar eine Säule der Therapie, aber neue Therapieansätze haben oft geringere Nebenwirkungen und verbessern so die Lebensqualität,

erklärt Georg Stummvoll von der Abteilung für Rheumatologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien im AKH Wien.

 

Individuell angepasste Immuntherapie

 

"Zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Lupus braucht es Therapien, die in die tatsächlichen Entstehungswege der Krankheit eingreifen", erläutert  Josef Smolen, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien am AKH Wien, die neuen Therapieansätze, "gezielte Therapien haben auf Molekülebene die Rezeptoren in den Zellen als Angriffspunkt. Vor allem die im Immunsystem aktiven B-Lymphozyten sind hier therapeutische Zielobjekte. Das soll künftig maßgeschneidert auf die Betroffenen abgestimmt werden."

 

Bis es die perfekte individuell abgestimmte Therapie auf molekularer Ebene gibt, liegt ein Ziel der Forschung darin, die bestehenden Therapien zu optimieren und die Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die relativ geringe Zahl der PatientInnen (rund 8.000 bis 10.000 Betroffene in Österreich) erschwert die Durchführung großangelegter klinischer Studien. Um hier die PatientInnendaten zu bündeln, benötigt es spezialisierte Zentren. Eines davon gibt es an der Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien.

Quelle: APA / dpa

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