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Ganzheitsmedizin: nicht esoterisch, doch sehr effizient

Ganzheitsmedizin: nicht esoterisch, doch sehr effizient

Die Ganzheitsmedizin sei nicht esoterisch, aber sehr effizient, kostengünstig und - mit wissenschaftlicher Evidenz oft belegt - wirksam. Das erklärten Experten in Wien aus Anlass des 1. Österreichischen Tages der Ganzheitsmedizin (10. Juli 2018).

Wir wollen in der Bevölkerung das Wissen über Ganzheitsmedizin, ihre Grenzen und Möglichkeiten, vermehren. 70 Prozent aller Österreicher nehmen komplementärmedizinische Methoden in Anspruch,

sagte Michael Frass, Präsident des Österreichischen Dachverbandes für ärztliche Ganzheitsmedizin, bei einer Pressekonferenz.

 

Eine Trennlinie zwischen sogenannter Schulmedizin und "Alternativ-" oder "Komplementärmedizin" sei nicht sinnvoll, betonte Hannes Schoberwalter, Leiter des Referates für Komplementäre und Traditionelle Medizin in der Wiener Ärztekammer.

Die Ganzheitsmedizin versteht sich als Zusammenschluss von Schul- und Komplementärmedizin. (...) Es gibt nur eine Medizin oder keine Medizin.

Speziell in Österreich sei die Situation mit der juristischen Vorgabe, dass nur ausgebildete und mit jus practicandi ausgestattete Ärzte Krankenbehandlungen durchführen dürfen, positiv: Immer stehe ein ausgebildeter Arzt auch hinter der Anwendung ganzheitsmedizinischer Methoden.

 

Die wissenschaftlich derzeit am besten abgesicherte Form der Ganzheitsmedizin sei die Akupunktur. Sie hätte sich auch in Österreich zu einer "Erfolgsstory" entwickelt, sagte Karin Stockert, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Akupunktur: "Jeder zehnte Arzt in Österreich hat das Diplom in Akpunktur der Österreichischen Ärztekammer absolviert." Das sind derzeit mehr als 4.000 Diplominhaber.

 

An der Akupunkturambulanz (mit Kassenverrechnung) am neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel, welche in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert, hat man die Daten von 3.500 Patienten der vergangenen zehn Jahre ausgewertet. Bei 75 Prozent konnten Beschwerden signifikant gelindert werden. Klassisch ist die Akupunktur in der Schmerzmedizin: Bei der Analyse der Daten zeigte sich, dass bei Schmerzpatienten nach zehn Behandlungen die Intensität der Symptome um durchschnittlich 3,5 Punkte auf der zehnteiligen VAS-Skala sank. Nach neun Monaten waren es noch minus 2,8 Punkte. "Unsere Daten stehen im Einklang mit den positiven Ergebnissen einer sehr aktuellen Meta-Analyse von 39 Placebo-kontrollierten Studien mit 21.000 Patienten vom Memorial-Sloan-Kettering-Center in New York", sagte die Expertin. Da hätten sich ähnlich positive Ergebnisse gezeigt.

 

Vor allem aus dem angelsächsischen Raum kam ursprünglich die Osteopathie.

Der Osteopath arbeitet mit dem besten und kostbarsten Werkzeug des Menschen, mit den Händen,

sagte Andreas Kainz, Vizepräsident der Österreichischen Ärztegesellschaft für Osteopathie, osteopathische Medizin und klinische Osteopathie. Strukturelle Osteopathie (speziell bei Beschwerden des Bewegungsapparates), Viszerale Osteopathie (Beeinflussung innerer Organe) und die Cranio Sacrale Osteopathie (Behandlung von Dysfunktionen auf der Ebene von Schädel und im Kreuzbeinbereich) könnten aus der Balance geratene Systeme des Körpers wieder richtig zum "Ticken" bringen. Bei "bereits zerstörten Systemen" versage aber auch diese Form der Komplementärmedizin.

 

Immer komme es darauf an, das Beste für den einzelnen Patienten - egal mit welcher Methode - zu erreichen. "Wir müssen herausfinden, in welchem Bereich (der Ganzheitsmedizin; Anm.) der Patient am besten aufgehoben ist", sagte Kainz. Die Ausbildung zum Osteopathen ist besonders aufwendig. Auf vier Jahre Grundausbildung für Ärzte folgen noch drei bis fünf Semester im Rahmen eines Master-Lehrgangs mit Masterarbeit.

Quelle: APA

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