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Lungenkrebs: Immuntherapie steigert das Gesamtüberleben

Lungenkrebs: Immuntherapie steigert das Gesamtüberleben

Die Behandlung von Lungenkrebs - er betrifft überwiegend Raucher - macht durch die Immuntherapie Fortschritte, die in diesem Ausmaß noch vor wenigen Jahren nicht vorstellbar gewesen wären. Darauf wies der Wiener Forscher Maximilian Hochmair hin. Zugleich übte er massive Kritik an der Politik in Österreich: "Wir sind die absoluten Lulus, was den Nichtraucherschutz betrifft."

 

Lungenkrebs ist die häufigste zum Tod führende Krebsform in Österreich. 2017 sind 3.900 Menschen daran gestorben. Die Zahl der Erkrankungen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, eine Trendumkehr ist nicht absehbar, aber: "Im Bereich der Therapie sind wir sehr gut", sagte der Co-Autor dreier Studien, die heuer im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, die heuer von 18.10. bis 20.10. in Linz stattfindet.

 

Erstmals seit 30 Jahren gibt es neue Behandlungsmöglichkeiten bei kleinzelligem Lungenkrebs, der 15 Prozent aller Lungenkrebsfälle ausmacht und häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Die Patienten bekommen zusätzlich zur "traditionellen" Chemotherapie eine Immuntherapie, was das Gesamtüberleben signifikant erhöht.

 

Auch beim nicht kleinzelligen Lungenkrebs kommt die Immuntherapie zum Einsatz, und zwar in einem früheren Stadium als bisher und nach der Chemo- und Strahlentherapie. Beim Adenokarzinom - 70 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs - wird die Immuntherapie bereits als First Line in Kombination mit zwei Chemotherapien zum Einsatz.

 

Dass die Immuntherapie bei Lungenkrebspatienten so gut funktioniert, ist nach Angaben Hochmairs auf die Beeinträchtigung von deren körpereigenem Immunsystem durch Tabakrauch zurückzuführen. In Zukunft werde sie noch häufiger eingesetzt werden, meinte der Forscher, der am Otto Wagner-Spital in Wien die Onkologische Ambulanz leitet.

 

Enorme Fortschritte vermelden die Pneumologen auch bei der Behandlung der "Volkskrankheit" COPD, bei der vereinfacht ausgedrückt die Lungenfunktion immer schlechter wird. Nicht mehr Kortison gilt nach neuen Erkenntnissen unbedingt als am häufigsten wirksames Mittel, wie Bernd Lamprecht, Vorstand der Lungenklinik am Kepler Universitätsklinikum in Linz, erklärte.

 

Da die Medizin gelernt hat, Unterschiede in den Ausprägungsformen der COPD zu erkennen, können sie zielgerichtete Medikamente einsetzen. So hat sich gezeigt, dass bei Patienten mit wenigen Eosinophilen, einer speziellen Form weißer Blutkörperchen, Kortison nichts bringt. Wenn Eosinophile gehäuft auftreten, wirkt ein inhalatives Kortikosteroid - nach neuesten Daten am besten als Bestandteil einer Kombi-Therapie mit zwei bronchienerweiternden Mitteln.

 

Von Patienten immer wieder nachgefragte interventionelle Therapien würden überschätzt, sagte Lamprecht. "Lungenventile", die den Luftaustausch verbessern, kommen nur für eine beschränkte Zahl der Patienten infrage.

Das Screening, geeignete Patienten zu finden, ist schwieriger als das Implantieren.

Rund 60 derartige Operationen werden in Österreich pro Jahr durchgeführt, sagte der Pneumologe.

Quelle: APA

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