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Möglicher Prognosemarker für bösartige Lymphome gefunden

Möglicher Prognosemarker für bösartige Lymphome gefunden

Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist eine Krebserkrankung des Blutes und bösartige Veränderung des lymphatischen Systems. Der Großteil der Patienten kann mittlerweile geheilt werden, bei rund 40 Prozent greift die Therapie jedoch nicht. Einen möglichen Prognose-Marker haben Forscher der Med Uni Graz unter den sogenannten eukaryotischen Initiationsfaktoren (eIF) gefunden.

 

DLBCL ist unter den Nicht-Hodgkin-Lymphomen die meist verbreitete Blutkrebserkrankung. Sie zeichnet sich durch unkontrolliertes Wachstum von Zellen des lymphatischen Systems aus, wie die Med Uni Graz erläuterte. Obwohl die Krankheit bösartig ist, liegt die Heilungsrate nach Chemotherapie bei etwa 60 Prozent. Manche Patienten scheinen demnach auf die Standardtherapie jedoch nicht anzusprechen. Wissenschafter in Graz suchen daher nach weiteren erfolgsversprechenden Angriffspunkten für zielgerichtete Medikamente. Dadurch soll die Behandlung dieser Patienten verbessert werden, mit Markern soll der Krankheitsverlauf besser einschätzbar sein. Die Forscher haben mittlerweile molekulare Hinweise gefunden, dass die sogenannten "eukaryotischen Initiationsfaktoren (eIF)" bei dieser aggressiven Krebsform beteiligt sein könnten.

 

Eukaryotische Initiationsfaktoren (eIF) spielen innerhalb des Zellstoffwechsels eine wichtige Rolle. Diese Proteine sind als Zellbausteine an einer Reihe von wichtigen Vorgängen im Körper beteiligt und auch als Hilfsfaktoren zur Proteinsynthese (Translation) notwendig. Bei diesem Prozess in der menschlichen Zelle wird die genetische Information der bereits abgelesenen DNA (mRNA) in Proteine übersetzt. Eukaryoten - also alle Lebewesen inklusive der Menschen, deren Zellen einen Zellkern besitzen - benötigen eine Vielzahl solcher Faktoren. Über die vorhandene Menge der Initiationsfaktoren wird die Translation - und damit der eigentliche Prozess der Synthese von Proteinen aus ihren Bausteinen - reguliert. Eine Deregulation dieses Vorgangs kann abnorme Genexpression zur Folge haben und könnte zu unkontrolliertem Zellwachstum führen, vermuten die Forscher.

Analog zu ihrer essenziellen Rolle in gesunden Zellen weiß man aber heute, dass sie auch an der Entstehung verschiedener Krankheiten beteiligt sind,

hob auch Julia Unterluggauer vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie der Med Uni Graz hervor. Die Initiationsfaktoren werden in diesem Zusammenhang auch als neue Zielstrukturen bei der Bekämpfung verschiedener Krebsarten diskutiert, wie Unterluggauer ausführte.

 

Die junge Wissenschafterin aus der Grazer Krebsforschungsgruppe von Johannes Haybäck hat sich gemeinsam mit u.a. ihrem Grazer Kollegen Alexander Deutsch von der Klinischen Abteilung für Hämatologie mehrere eIF-Gruppen genauer angesehen. Die bei den Zellproben von rund 60 Patienten mit B-Zell-Lymphom entdeckten Zusammenhänge haben sie jüngst in der Fachzeitschrift "Blood Cancer Journal" veröffentlicht. Demnach konnte eine Überexpression für mehrere eIF-Untereinheiten nachgewiesen werden. Für eIF1A, eIF3d und

eIF2B5 konnten sie erstmals auf mRNA- und Proteinebene zeigen, "dass diese Faktoren möglicherweise eine krankheitsrelevante Rolle bei DLBCL spielen", wie die Autoren zusammenfassten.

 

Speziell hervorhebenswert beurteilen die Forscher eIF2B5. Die Auswertungen zeigten, dass eine starke Ausprägung von eIF2B5 in den Lymphom-Gewebsproben mit schlechterem Krankheitsverlauf einherging. Ob es sinnvoll ist, eIF2B5 als neuen prognostischen Marker bei DLBCL einzusetzen, sollen nun weitere Untersuchungen zeigen.

 

Service:

J.J. Unterluggauer, K. Prochazka, H.J. Huber, J. Haybäck et al. Expression profile of translation initiation factor eIF2B5 in diffuse large B-cell lymphoma and its correlation to clinical outcome, Blood Cancer Journal, 2018.

Quelle: APA

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