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Der versteckte Killer trägt den Namen CHOLESTERIN

Der versteckte Killer trägt den Namen CHOLESTERIN

Der versteckte Killer trägt den Namen CHOLESTERIN


CredoWeb im Interview mit Experten OA Dr. med. James Gredler


CredoWeb: Welche Rolle spielt Cholesterin für unseren Körper?

 

OA Dr. med. James Gredler:

Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran und somit essentiell für jede einzelne Zelle unseres Körpers.

 

Es beeinflusst die Durchlässigkeit und Oberflächenbeschaffenheit der Zellwand, was für Zellfunktion und Stoffwechsel von großer Bedeutung ist.


Außerdem ist es Grundlage für die Bildung verschiedener Hormone (Cortison, Aldosteron, Testosteron, Östrogen u.a.), des Vitamin D und der Gallensäuren.

 

Cholesterin

 

Prinzipiell kann jede Körperzelle Cholesterin herstellen, der Hauptteil mit bis zu 2 Gramm pro Tag wird aber von der Leber gebildet.

Eine Umverteilung im Körper erfolgt durch den Transport im Blut. Dazu ist allerdings eine Bindung an sogenannte Lipoproteine nötig, da Cholesterin schlecht wasserlöslich ist.

Unterschiedliche Lipoproteine bilden mit Cholesterin wasserlösliche Partikel wie LDL ("Low-Density-Lipoprotein") oder HDL ("High-Density-Lipoprotein"), die An- und Abtransport ermöglichen und mittels Blutabnahme und Laboranalyse messbar sind.

 

CredoWeb: Ab wann sind die Cholesterinwerte zu hoch?

 

OA Dr. med. James Gredler: Normalerweise findet man bei einer Blutanalyse eine Gesamtcholesterinmenge unter 200 mg/dl.

Es ist aber von großer Bedeutung, wie die Verteilung auf verschiedene Lipoproteine aussieht. Man sollte daher immer auch die Blutspiegel von LDL und HDL sowie eventuell auch Triglyzeride bestimmen.

 

LDL liegt normalerweise bei etwa 100 mg/dl, HDL bei 55 md/dl.

 

Lassen sich nun LDL-Werte über 130 mg/dl feststellen, besteht ein erhöhtes Risiko für die schleichende Entstehung einer Arteriosklerose (= Arterienverkalkung/Gefäßverkalkung) und Verengung von Blutgefäßen.

 

Blutgefäß

Liegt der Wert gar über 160 mg/dl, ist das Risiko sehr hoch und dringender Handlungsbedarf gegeben, um Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern.

Herzinfarkt

 

Bei einem generell erhöhten Arterioskleroserisiko durch Rauchen, Diabetes mellitus, Übergewicht oder Bluthochdruck können auch niedrigere Werte schon bedenklich sein.

 

Das HDL-Cholesterin hat schützende Wirkung und sollte möglichst hoch sein.
Oft findet man allerdings zu niedrige Werte, vor allem bei mangelnder körperlicher Aktivität oder bei Frauen in der Menopause.

Die Konstellation hohes LDL und niedriges HDL ist somit besonders schlecht.

 

CredoWeb: Warum ist es wichtig die Werte zu optimieren bzw. zu senken?

 

OA Dr. med. James Gredler:

Zahlreiche große medizinische Studien der letzten Jahrzehnte haben einen eindeutigen Zusammenhang zwischen erhöhtem LDL-Cholesterin im Blut und verstärktem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bewiesen. Es konnte dabei auch gezeigt werden, dass eine LDL-Senkung diese Gefahren reduziert.

Schlaganfall

 

Günstig wirkt sich außerdem eine Steigerung des HDL-Cholesterin aus, was allerdings in der Praxis schwerer umsetzbar ist und nur durch gesteigerte körperliche Aktivität gelingt.


Besonders wichtig ist eine Cholesterinsenkung bei bereits bestehenden Gefäßveränderungen (z.B. bereits bekannte koronare Herzerkrankung oder durchgemachter Herzinfarkt) und/oder Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren für Arteriosklerose wie oben angeführt.  

 

Joggen

 

CredoWeb: Kann man den Cholesterinspiegel auch mit Lifestyle-Änderungen senken?

 

OA Dr. med. James Gredler: Obwohl die Cholesterinspiegel im Blut grundsätzlich genetisch determiniert sind, spielt der individuelle Lebensstil trotzdem eine wichtige Rolle.

 

Ernährung mit zu viel tierischem Fett, Frittiertem, Trans- und gesättigten Fetten aber auch größeren Mengen an Fructose wirkt sich negativ aus.

Meist besteht eine grundlegende Diskrepanz aus zu hoher Kalorienzufuhr und zu geringem Verbrauch.

 

Bewegungsmangel ist durch den allgemeinen Wohlstand unserer Gesellschaft, die veränderte Arbeitssituation und moderne Mobilität sehr weit verbreitet.

 

fetter, fauler Mann

Es empfiehlt sich generell - und noch mehr bei erhöhten LDL- und/oder erniedrigten HDL-Cholesterinspiegeln - die Ernährung zu optimieren und regelmäßig Bewegung zu machen.

 

Manchmal bedarf es dazu professioneller Anleitung und Begleitung, orientierend sollten die angeführten ungesunden Nahrungsmittel zugunsten von Gemüse und Vollkornprodukten reduziert und Ausdaueraktivität (intensives Gehen, Nordic Walking, Joggen, Radfahren etc.) im Ausmaß von zumindest 3 Stunden pro Woche angestrebt werden.

 

CredoWeb: Wann ist eine Therapie mit Medikamenten notwendig?

 

OA Dr. med. James Gredler: Wenn eine Lebensstilveränderung nicht fruchtet oder von vornherein sehr hohe LDL-Cholesterinwerte festgestellt werden, die durch Lebensstiloptimierung allein nicht genügend gesenkt werden können (bestenfalls 30% Senkung zu erwarten), ist eine medikamentöse Behandlung angezeigt.

In erster Linie werden dann sogenannte Statine verordnet, die die Cholesterinbildung in der Leber drosseln. Gelegentlich kommt auch das Medikament Ezetimib als Alternative oder in Form einer kombinierten Therapie zum Einsatz. Es hemmt die Cholesterinaufnahme aus der Nahrung und ergänzt so die Statinwirkung.

 

Tabletten

 

Neben diesen genannten Substanzen gibt es noch einige oral einnehmbare Alternativen, die allerdings nur ausgewählten Fällen vorbehalten sind und meist schwächer wirken. Eine sehr stark wirksame Alternative stellt die Wirkstoffgruppe der PCSK-9-Hemmer dar, die allerdings nur mittels Injektion in 14-tägigen Intervallen verabreicht werden können und ebenfalls ausgewählten Fällen vorbehalten bleiben.

 

CredoWeb: Welche Rolle spielt die Aminosäure Homocystein für den Cholesterinspiegel? Wann sollte sie untersucht werden?

 

OA Dr. med. James Gredler: Homocystein ist ein Stoffwechselprodukt, das in zu hoher Konzentration die Gefäße schädigt und empfänglicher für Cholesterinablagerung macht. Bei ansonsten niedrig oder mittel einzustufendem Arterioskleroserisiko (beurteilt nach LDL) ist ein Wert über 12 µmol/l ähnlich wie erhöhtes Lipoprotein (a) oder gestörte Glukosetoleranz ein Faktor, der das Gesamtrisiko erhöht und behandelt werden sollte.

Vor allem bei älteren Menschen mit Zeichen der Arteriosklerose, aber gering erhöhten LDL-Cholesterinwerten, ist die Bestimmung des Homocysteinspiegels hilfreich.

Eine Erhöhung kann durch kombinierte Einnahme von Folsäure, Vitamin B6 und B12 verringert werden.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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