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Neue Therapieoption reduziert Rückfallrisiko bei frühem Brustkrebs signifikant

Neue Therapieoption reduziert Rückfallrisiko bei frühem Brustkrebs signifikant

Die Standardtherapie bei HER2-positivem frühem Brustkrebs, der bereits vor der Operation mit einer Antikörpertherapie vorbehandelt wurde (neoadjuvante Therapie) und bei dem ein Resttumor verblieben ist, könnte sich grundsätzlich ändern. Das belegen die Ergebnisse einer internationalen Studie, die unter maßgeblicher Beteiligung des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien durchgeführt wurde. Die WissenschafterInnen konnten dabei zeigen, dass ein bekanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (Trastuzumab Emtansin) bei dieser Erkrankung das Rückfallrisiko um 50 Prozent im Vergleich zur Standardtherapie senkt.


Die Arbeit wurde nun im Rahmen des weltweit bedeutendsten Brustkrebskongresses, des
San Antonio Breast Cancer Symposiums in den USA, präsentiert und erschien im Top Journal
New England Journal of Medicine“.


Brustkrebs ist eine Erkrankung, die in viele Untergruppen zerfällt. Bei einer dieser Subgruppen bilden die Tumorzellen einen Rezeptor im Übermaß aus: den humanen Epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2). Durch diesen Umstand erhält die Zelle zu viele Signale zur Teilung und Vermehrung, was dazu führt, dass sich der Tumor sehr rasch und unkontrolliert ausbreitet. Rund 15 bis 20 Prozent der BrustkrebspatientInnen leiden unter diesem Typ von Brustkrebs. Je nach Krankheitsfortschritt werden HER2-positive Tumoren unterschiedlich behandelt.

 

Die Standardtherapie beim HER2-positiven frühen Brustkrebs mit und ohne Resttumor nach
neoadjuvanter Behandlung ist die Gabe des Antikörpers Trastuzumab, um einen Rückfall
und eine eventuelle Metastasierung zu verhindern oder hinauszuzögern. Das Wirkprinzip
dabei: Trastuzumab blockiert HER2 und die Wachstumssignale können nicht mehr ins Innere
der Zelle gelangen. Rückfälle und Lebenserwartung betreffend profitieren allerdings nur die Personen signifikant, die nach der neoadjuvanten Therapie eine komplette Remission, also keinen Resttumor, aufweisen. Daher prüfte man nun eine Therapieoption für Betroffene mit Resttumoren.

Wegweisende Studienergebnisse

Günther Steger, Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien,
Mitglied des CCC sowie Studienleiter in Österreich erklärt: „Bei der Substanz handelt es sich 

um das innovative Antikörper-Zytostatika-Konjugat Trastuzumab Emtansin, das in der
Metastasentherapie bereits voll etabliert ist. Diese Substanz wird über die Antikörper-Komponente fast selektiv nur in Tumorzellen aufgenommen und die Zytostatika-Komponente dann erst in diesen freigesetzt. Daher ist die potentielle Wirkung groß und die Nebenwirkungen sind vergleichsweise gering.“

 

Die KATHERINE-Studie zeigt nun, dass das Metastasierungs- und Rückfallrisiko im Vergleich zur derzeitigen Standardtherapie mit Trastzumab alleine um 50 Prozent reduziert und somit auch die Überlebensprognose potenziell verbessert werden kann. Steger weiter: „Ich bin sicher, dass die Substanz die adjuvante (vorbeugende) Therapie für diese Indikation nachhaltig verändern wird, sobald die Zulassung dafür erfolgt ist.“

Über das Medikament

Trastuzumab Emtansin ist eine Verbindung zweier Wirkstoffe, ein sogenanntes
Wirkstoffkonjugat. Aus dieser Verbindung entsteht eine Einzelsubstanz. Im konkreten Fall
werden ein Antikörper und ein Zytostatikum (Wirkstoff einer Chemotherapie) verbunden und
so die Therapieprinzipien der HER2-Antikörpertherapie und der Chemotherapie vereint.
Das Zytostatikum wird chemisch an den HER2-Antikörper gebunden, der es quasi huckepack
gezielt zur HER2-positiven Krebszelle transportiert. Dort bindet der Antikörper an den
spezifischen Rezeptor und das Zytostatikum wird in die Krebszellen hineingeschleust. Im
Inneren der Krebszellen löst es dann den Zelltod (Apoptose) aus.


Service: “A Study of Trastuzumab Emtansine Versus Trastuzumab as Adjuvant Therapy in
Patients With HER2-Positive Breast Cancer Who Have Residual Tumor in the Breast or Axillary
Lymph Nodes Following Preoperative Therapy (KATHERINE)”

Quelle: Presseaussendung der Medizinischen Universität Wien

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