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Impfempfehlungen: Kinderschutz hat Langzeiteffekt

Impfempfehlungen: Kinderschutz hat Langzeiteffekt

Bis einige Monate nach der Geburt wirken auch noch die von der Mutter mitgegebenen Antikörper als Abwehrfaktoren beim Kind. Doch dann gilt es, die immunologischen Abwehrkräfte so auszubilden, dass sie Krankheitserreger in den Körper nicht eindringen bzw. Krankheiten nicht ausbrechen lassen.

Da setzen die ersten Impfungen mit dem dritten Lebensmonat gerade zum richtigen Zeitpunkt ein,

sagte Immunologe Gerhard Zlabinger.

 

Wird über die Zeit der Kindheit und Jugend entsprechend geimpft, bleiben auch Erwachsene bei vorgenommenen Auffrischungen ausreichend geschützt.

 

Doch es gibt auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Das hängt insbesondere mit den Hormonen und der unterschiedlichen Genetik (XX-Chromosome bei Frauen, XY-Chromosom bei Männern; Anm.) zusammen.

Frauen haben nach der Pubertät stärkere Entzündungsreaktionen als Männer. Das zeigt sich auch darin, dass Autoimmunerkrankungen häufiger bei Frauen auftreten. Im Alter werden in dieser Hinsicht die Männer wieder ähnlicher den Frauen,

sagte Zlabinger.

 

Östrogene haben einen eher Immunantwort-steigernden Effekt, das männliche Geschlechtshormon Testosteron als Gegenspieler einen eher dämpfenden. Die Aktivierungsfähigkeit des Immunsystems kehrt sich bei den Geschlechtern mit zunehmendem Alter um. Wobei die Population der Betagten zunehmend wichtiger wird.

1950 gab es weltweit 202 Millionen Menschen über 60 Jahre. 2013 lag die Zahl bereits bei 843 Millionen Menschen. 2050 werden es zwei Milliarden sein,

hat Zlabinger recherchiert.

 

Doch da das menschliche Immunsystem bestenfalls auf eine Lebensspanne bis zum Ende der Reproduktionsfähigkeit vorausgeplant ist, bedeutet das: "Ältere Menschen sind die größte Gruppe von immunkompromittierten Patienten", wie Wissenschafter bereits 2003 feststellten. Das hat eine größere Anfälligkeit für Infektionen und Krebs sowie schwächeres Ansprechen auf Impfungen bzw. neue und vorher noch nicht gekannte Antigene bzw. Infektionserreger zur Folge.

 

Dies lässt sich auch an den Veränderungen bei den CD4-positiven T-Zellen als zentrale Bestandteile der adaptiven Immunantwort ablesen: Die Anzahl der für neue Antigenkontakte zur Verfügung stehenden "naiven" T-Zellen wird geringer, überbordend sind schließlich die Gedächtniszellen für bereits erfolgte Antigen-Kontakte.

Das Immunsystem hat dann ein 'enormes Wissen', ist aber offensichtlich nicht mehr ganz so offen für Neues. Es kann nicht mehr richtig 'zuhören' und wird durch chronische Aktivierung 'reizbarer' für Autoimmunreaktionen,

hat Zlabinger formuliert.

 

Fazit: Auf Impfschutz ist am besten von Beginn des Lebens an zu achten. Im Alter sollte vorhandener Impfschutz möglichst optimal aufrechterhalten werden. "Mit Neuimpfungen ist man dann allerdings schon relativ spät dran", meinte der Experte.

Quelle: APA

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