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Mit Diabetes in die Schule: oft problematisch

Mit Diabetes in die Schule: oft problematisch

Rund 3.000 Kinder dürften laut Hauptverband in Österreich an Typ-1-Diabetes leiden. Bei häufiger und notwendiger Kontrolle des Blutzuckerspiegels sowie des ständigen Insulinbedarfs können in Kindergarten und Schule erhebliche Probleme auftreten. Eine Kampagne - mit Beteiligung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und der Österreichischen Diabetes Gesellschaft - soll jetzt für Aufklärung sorgen.

In Österreich sind von Diabetes rund 1.600 Schulkinder betroffen. 95 Prozent davon sind Typ-1-Diabetiker ("insulinpflichtiger" Diabetes; Anm.). Pro Jahr steigt die Zahl um 3,6 Prozent,

sagte die Wiener Diabetologin Alexandra Kautzky-Willer bei einer Pressekonferenz in Wien.

 

Bei einem Drittel der Betroffenen werde die Diagnose erst bei einem potenziell lebensgefährlichen Ketoazidose-Zwischenfall (Stoffwechselentgleisung durch Insulinmangel mit extrem hohen Blutzuckerwerten; Anm.) gestellt.


Wie bei der Pressekonferenz von Vertretern von Selbsthilfegruppen erklärt wurde, würden Eltern mit zuckerkranken Kindern oft mehrere Kinderkrippen, Kindergärten oder Schulen abklappern müssen, bis diese dann in eine solche Institution aufgenommen werden. Es gebe erhebliche Ängste bei den Pädagogen. Oft würden Haftungsfragen als Argument angeführt.


Dies ist zumindest seit 2017 für die Schulen nicht mehr stichhaltig. "Mit der Reform des Bildungsgesetzes 2017 werden im Schulunterrichtsgesetz § 66b die Ausübung ärztlicher Tätigkeiten durch Lehrpersonen als Ausübung von Lehrer-Dienstpflichten festgehalten. Das bedeutet eine rechtliche Absicherung des Lehrpersonals bei Unterstützungsleistungen", heißt es in einem neuen Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, wie Sabine Hofer vom Department für Kinderheilkunde der MedUni Innsbruck darstellte. "Wir haben Schulen, wo das (die Unterstützung von Kindern mit Diabetes; Anm.) wunderbar funktioniert, und Schulen, wo es wenig bis gar nicht funktioniert."

Es gilt, die Pädagoginnen und Pädagogen im Kindergarten- und im Schulbereich zu sensibilisieren,

betonte Alexander Biach, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.

 

Die Krankenkassen erstatten in Österreich für Kinder sowohl die Versorgung mit Insulinpumpen, so dies notwendig ist, als auch mit 24-Stunden-Blutzucker-Messsystemen. Etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes sind in Österreich mit Insulinpumpen versorgt, was die Insulin-Injektionen ersetzen kann. 40 bis 45 Prozent tragen die Blutzucker-Sensoren, welche auch Alarm schlagen können, wenn eine Unter- (Hypoglykämie) oder eine Überzuckerung (Hyperglykämie) aufzutreten droht. Bei sonst zwischen sechs bis zehn Blutzuckermessungen pro Tag und mehrfachen Insulin-Verabreichungen können diese Systeme eine deutliche Verbesserung darstellen.


Das Leben für die betroffenen Kinder und deren Eltern ist trotzdem noch schwierig genug. "Es ist ein jeder Tag eine Herausforderung. Ich habe meinen Job verloren", sagte Gabriele Mitrovic, Mutter eines mittlerweile elfjährigen Buben mit Diabetes. Im Kindergarten hätte die Hilfe der Pädagoginnen noch geklappt. "Das Problem war in der Schule. (...) Es ist sehr viel Angst da." Wenn sie als Mutter ihr zuckerkrankes Kind zum Beispiel nicht bei Wandertagen oder anderen Schulveranstaltungen begleiten hätte können, hätte der Bub nicht dabei sein können.

Quelle: APA

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