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Mein erster Besuch beim Frauenarzt: Was muss ich wissen?

Mein erster Besuch beim Frauenarzt: Was muss ich wissen?

CredoWeb im Interview mit Facharzt für Gynäkologie & Geburtshilfe Dr. med. Christian Zuchna

 

CredoWeb: Ab welchem Alter sollte „frau“ das erste Mal zum Frauenarzt?

 

Dr. med. Christian Zuchna: Dafür gibt es kein genau festgelegtes Alter. Meist sind Verhütungsfragen der Grund für den Arztbesuch.

Typischerweise machen Mädchen mit einem Alter von 15 - 16 Jahren den ersten Frauenarzt Termin.

Ob ein junges Mädchen lieber zu einer Ärztin oder einem Arzt geht ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, dass ich mich vorher erkundige, ob für den ersten Besuch genügend Zeit zur Verfügung steht, und ob jemand einfühlsam ist und auf mich eingeht.

Statistiken besagen, dass 70% beim ersten Mal NICHT verhüten.

 

So sollte es nicht sein! Die Frage der Verhütung sollte für das Paar tatsächlich geklärt sein, bevor es zum ersten Sex kommt. Du kannst auch deinen Freund mitnehmen.

Damit zeigt er, dass Verhütung nicht einfach auf das Mädchen/die Frau abgeschoben wird.

 

 

CredoWeb: Was genau geschieht bei dem ersten Frauenarzttermin?

 

Dr. med. Christian Zuchna:

Wichtig ist es zu wissen, dass beim ersten Besuch nicht gleich die „Mutprobe“ Gyn-Untersuchung erfolgen muss.

 

Fragen zu Verhütung, Pille und Co. können großteils durch Befragen geklärt werden, und machen keine Untersuchung notwendig.

Zumindest bekommt sie schon einmal einen Eindruck, wie so ein Gyn-Stuhl aussieht. Ich lasse das Mädchen auch mal mit Bekleidung Platz nehmen, und wir fahren rauf und runter. Zeigen das Ultraschallgerät oder schauen uns an, wie die Instrumente aussehen.

 

Beim ersten Besuch soll das Ganze eher einen spielerischen Charakter haben. Gelegentlich untersuchen wir auch mit dem Ultraschall über den Bauch und sehen die Gebärmutter und die Eierstöcke aus dieser Perspektive.

 

 

CredoWeb: Muss man sich komplett ausziehen, wenn es zu einer Untersuchung kommt?

 

Dr. med. Christian Zuchna: Ja und Nein. Wenn man vaginal untersucht, dann zieht man sich nur unten komplett aus, also auch den Slip. Aber oben ist man immer noch bekleidet und fühlt sich nicht so sehr „ausgeliefert“.

 

           

CredoWeb: Muss man sich rasieren, wenn man zur Untersuchung kommt?

                       

Dr. med. Christian Zuchna: Nein. Ob man vor einer Untersuchung eine Intimrasur macht ist eine ganz persönliche Entscheidung. Viele machen das, aber für die Untersuchung selbst macht es keinen Unterschied, ob man behaart ist oder nicht.

 

 

CredoWeb: Was genau ist eine Abstrich-Untersuchung?

 

Dr. med. Christian Zuchna: Der sogenannte „PAP-Abstrich“ wird bei der vaginalen Untersuchung abgenommen. Zellen vom Muttermund werden auf ein Glasplättchen aufgetragen und im Labor untersucht. Nach einer Woche gibt es ein Ergebnis, ähnlich wie bei den Schulnoten.

 

 

Es handelt sich um eine Vorsorgeuntersuchung zur Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs.

Durch die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ist dieser Krebs in den letzten 30 Jahren in Österreich von jährlich über neunhundert Fälle auf weniger als vierhundert Fälle zurückgegangen.

Es könnten noch viel mehr Fälle verhindert werden, wenn die Vorsorgeuntersuchungen besser genutzt würden, und vor allem auch die HPV-Impfung.

 

HPV Impfung

                       

CredoWeb: Welche Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt sind wichtig, auch wenn man als junge Frau keine Beschwerden hat?

 

Dr. med. Christian Zuchna: Eine Möglichkeit wäre, beim ersten Besuch die Verhütung zu klären, und dann ein Jahr später zur ersten Untersuchung zu kommen.

 

Nachdem das Risiko für einen Gebärmutterhalskrebs bei einem Teenager-Mädchen bei eins zu einer Million liegt, wird klar, dass der PAP-Abstrich in diesen jungen Jahren eine untergeordnete Rolle spielt.

Viel wichtiger ist es, die Frage nach einer HPV-Impfung zur Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs und auch anderer Krebsarten zu klären.

HPV

 

Durch die derzeit zunehmende Skepsis gegenüber Impfungen werden hier leider Chancen vertan.

Dabei haben sauberes Wasser und Impfungen mehr für die Gesundheit der Menschheit bewirkt, als alle Medikamente zusammengenommen.

 

Seit ein paar Jahren wird die HPV-Impfung in Österreich als Schulimpfung für Mädchen und Buben angeboten, und kann so eine breitere Akzeptanz erreichen.

 

CredoWeb: Wie oft muss man zur Vorsorgeuntersuchung zur/zum Gynäkologin/Gynäkologen?

Einmal im Jahr.

 

Hilfreich ist es, einen gewissen Rhythmus zu finden. Wie zum Beispiel: „Ich gehe immer im Herbst zur Gyn-Untersuchung“.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

Bilder: https://stock.adobe.com und https://pixabay.com

 

 

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