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Gynäkologische Endoskopie – die sanfte Methode des Operierens

Gynäkologische Endoskopie – die sanfte Methode des Operierens

CredoWeb im Interview mit Experten & Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe OA Dr. Imre Szilagyi

 

CredoWeb: Die moderne Endoskopie hat die medizinische Diagnostik revolutioniert und neuartige Operationstechniken ermöglicht – bei welchen frauenspezifischen Erkrankungen kommen minimal-invasive Eingriffe am häufigsten zum Einsatz?

Die Laparoskopie kann sowohl zu diagnostisch als auch therapeutischen Zwecken dienen. Die meisten gynäkologischen Erkrankungen, die eine Operation benötigen, können per Laparoskopie behandelt werden. Sie ermöglicht eine Beurteilung der inneren Genitale und der Organe der Bauchhöhle.

 

Eingesetzt wird die Laparoskopie zur:

 

  • Abklärung von Kinderlosigkeit mit Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit
  • Abklärung von Unterbauchschmerzen
  • Entfernung von Ovarialzysten und gutartigen Tumoren
  • Entfernung von bösartigen Tumoren der Gebärmutter und zur Lymphknotenentfernung
  • Behandlung von Eierstockabszessen
  • Entfernung von Gebärmuttermyomen (Muskelgeschwulsten)
  • Gebärmutterentfernung
  • Behandlung von Endometriose
  • Behandlung von Gebärmutter-/Scheidensenkung und Blasenschwäche
  • Extrauteringravidität (Eileiterschwangerschaft)
  • Wunsch nach Sterilisation
Laparoskopie
https://www.dr-gumpert.de

 

CredoWeb: Welche Vorteile bringt die minimalinvasive Chirurgie (MIC) im Vergleich zu herkömmlichen operativen Verfahren?

Die kleinen (5-10mm) Inzisionen in der Bauchdecke resultieren in einem besseren kosmetischen Ergebnis und minimalen Blutverlust. Bei weitem hat die Patientin weniger Schmerzen nach der Operation, sowie kaum Wundheilungsstörungen und kann bereits nach kurzer Zeit das Spital wieder verlassen und zu ihrer normalen Aktivität zurückkehren.

Durch die bessere Sicht (HD, 3D, Vergrößerung) für den Operateur kommt es zu wenigeren ungewollten Organverletzungen und zur Möglichkeit der sorgfältigsten Präparation von feineren Strukturen (Gefäße, Nerven, Harnleiter).

 

CredoWeb: Wie läuft eine gynäkologische Laparoskopie ab?

Durch einen 10-15mm langen Schnitt in der Nabelgrube wird über einen Trokar die Optik in die Bauchhöhle eingebracht. Zur besseren Sichtbarkeit wird CO2 in die Bauchhöhle eingeblasen. Die PatientInnen werden mit dem Kopf etwas tief (25-35°) gelagert, damit die Darmschlingen nicht ins OP-Feld eindringen. Über 2-3 Hilfseinstiche (5-10mm) im Unterbauch können Instrumente eingeführt werden, mit denen man den Eingriff durchführen kann.

CredoWeb: Wer ist eventuell nicht für gynäkologische Laparoskopien geeignet?

Wie bei anderen Operationen, PatientInnen welche schwere Nebenerkrankungen, eine Schwangerschaft (ausgenommen hier die Frühschwangerschaft) haben, oder den Eingriff grundsätzlich ablehnen.

 

Spezifisch für eine Laparoskopie sind:

 

  • schwere Lungen oder Kreislauferkrankung (durch die Insufflation des Abdomens und die Kopftieflagerung kommt es zur hohen Belastung der Lunge und des Kreislaufs)
  • vermutete Darmverwachsungen an der Bauchdecke
  • bösartiger Eierstockkrebs
  • durch eine durch Myome über der Bauchnabelhöhe vergrößerte Gebärmutter
  • extreme Fettleibigkeit

CredoWeb: Was geschieht bei einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)?

Durch den Gebärmutterhalskanal wird eine dünne, starre Optik eingeführt. Die Gebärmutterhöhle wird durch das Einleiten von Flüssigkeit entfaltet. Man kann die Schleimhaut, die Form des Cavum uteri inspizieren, oder sogar hysteroskopische Operationen wie z.B. Polyp-, Myomabtragungen, Lösen von Verwachsungen oder Septumdurchtrennungen durchführen.

Hysteroskopie
https://www.womanandhealth.at

 

CredoWeb: Wie ist das Risiko endoskopischer Eingriffe einzuschätzen?

Hysteroskopie: Uterusperforation <1%

Laparoskopie:

 

  • Gefäßverletzung in der Bauchdecke: 0,5%
  • Darmverletzung: <0,5%
  • Harnleiterverletzung: <2%
  • Blasenverletzung: je nach Eingriff <8%
  • Verletzung von größeren intraabd. Gefäßen: <0,5%
  • subkutanes Emphysem: 2-3%
  • Herzryhtmusstörung: 15-25% (meist harmlos)
  • Porthernie: 2-3%

CredoWeb:  Welchen Einzug findet der Einsatz von roboterassistierten Verfahren in der Gynäkologie?

Die Roboterlaparoskopie hat viele Vorteile gegenüber konventioneller Methoden. Bessere Instrumente mit erweiterten Bewegungsdimensionen (quasi künstliches Handgelenk), ergonomische Handhabung (der Chirurg sitzt in einem anderen Raum), sowie eine bessere Visualisierung wären nur einige.

Nachteile sind die erhöhten Kosten, der Auf- und Abbau bei den einzelnen Operationen ist sehr zeitaufwändig und die Technik bedarf einer speziellen Ausbildung.

Aufgrund dieser Faktoren kommt dieses Verfahren heutzutage bei komplexen, längeren gynäkologischen Eingriffen wie z.B. Endometriosesanierung, Netzoperationen bei Senkungszuständen oder onkologischen Operationen zum Einsatz.

 

Interview: Mag. Christina Sorgmann, CredoWeb

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