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Pflanzenheilkunde in der Frauenheilkunde

Pflanzenheilkunde in der Frauenheilkunde

CredoWeb im Interview mit Expertin für Phytotherapie & Fachärztin für Frauenheilkunde & Geburtshilfe Dr. med. Katrin Mayrhofer

 

CredoWeb: Lässt sich PMS mit Heilpflanzen lindern? Mit welchen genau und wie werden diese angewendet?

 

 

Dr. med. Katrin Mayrhofer: Definitiv! Die Symptome ebenso wie die Ursachen des Prämenstruellen Syndroms sind sehr vielfältig und individuell unterschiedlich.

Eine allgemein belastete Stoffwechsellage oder eine starke Übersäuerung des Organismus kann sich verschlimmernd auswirken und sollte mitbehandelt werden.

Vor allem ein Progesteronmangel aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichts gilt es hier vorrangig zu bekämpfen bzw. auszuschließen.

 

Heilpflanzen, die das Progesteron fördern sind:



·         Frauenmantel – Alchemilla vulgaris

·         Schafgarbe – Achillea millefolium

·         Mönchspfeffer – Vitex agnus castus

·         Yamswurzel – Dioscorea villosa

 

 

Wobei der Frauenmantel die schwächste und die Yamswurzel die stärkste Progesteronwirkung entfalten.

 

Progesteronpflanzen sollen aber wie alle „Frauenkräuter“ zyklusgerecht angewendet werden, also nur in der zweiten Zyklushälfte.

 

Gegen Unruhe und Gereiztheit helfen Melisseblätter, Hopfen, Passionsblume, stimmungsaufhellend wirkt Johanniskraut.

Belebend Rosmarin, gegen Wassereinlagerungen können Brennesselblätter oder Birkenblätter verwendet werden.

Heilkräuter werden meist als Tee, Tinkturen (z.B. Mönchspfeffer) oder Hydrolate (z.B. Rosmarin) angewendet aber auch als Balsam oder Lotion (Yamswurzel).

Ein ausgleichender Tee für die Tage vor den Tagen wäre z.B. eine Kombination aus Mönchspfeffer (Agni casti semen), Frauenmantel (Alchemilla herba), Brennessel (Urticae herba), Johanniskraut (Hyperici herba) und Melisse (Melissae folia) als Tee ab Eisprung oder spätestens ab Beginn der Beschwerden 2-3 Tassen täglich.

 

 

CredoWeb: Frauen, die unter Wechseljahresbeschwerden leiden, versuchen diese mit Phytohormonen und Isoflavonen zu lindern. Wie wirken diese Substanzen?

 

 

Dr. med. Katrin Mayrhofer: Phytohormone sind Pflanzen, die östrogen- oder progesteronähnliche Sterine enthalten und auf dieser Ebene regulierend wirken.

 

Die pflanzlichen Stoffe, die östrogenartig wirken werden je nach Hauptwirkstoff in zwei Gruppen geteilt, in Ligane und in Isoflavone.


Liganreiche Lebensmittel sind z.B.:

 

 

·         Brokkoli

·         Vollkornprodukte

·         Leinsamen

·         Sesam

·         Nüsse

·         Spargel

·         Bohnen

·         Karotten

·         Beeren

·         grüner Tee

 


Zu den Isoflavonen gehören vor allem Rotklee und Soja.

 

Ebenfalls eine relativ starke östrogenartige Wirkung entfaltet die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa).

 

 

Progesteroncharakter haben wie schon erwähnt Mönchspfeffer, Frauenmantel, Schafgarbe und die med. Yamswurzel.

Durch ihre chemisch-strukturelle Ähnlichkeit zu den körpereigenen Hormonen, binden Phytohormone an dieselben Rezeptoren und entfalten je nach Substanz eine hormonähnliche Wirkung auf den Organismus.

 

Vor allem nach den 2002 erschienenen Studien zur Hormonersatztherapie hat die Phytotherapie einen großen Aufschwung erlebt und es stehen viele kommerziell erhältliche Produkte von verschiedensten Herstellern der Patientin zur Verfügung.

 

Trotzdem denke ich braucht es erfahrene Hände, die das jeweils richtige Produkt bzw. die richtige Heilpflanze auswählen und wie schon Paraceslus sagte: „Die Dosis macht das Gift“ ist darauf zu achten, dass vor allem prämenopausale Frauen, die noch einen Zyklus haben, diverse Therapien zyklusgerecht anwenden.

 

Vor allem die Yamswurzel wird teilweise ungefiltert und ohne ärztliche Rücksprache in Kapselform von vielen Patientinnen wie ein Nahrungsergänzungsmittel täglich eingenommen.

Hier rate ich zur Vorsicht und zu einer gründlichen Anamnese bevor weitere Therapien begonnen werden.

Ein zu viel an zugeführtem Progesteron kann vom Körper in Östrogen umgewandelt werden und kann dadurch die bestehenden Symptome auch verschlechtern.

 

CredoWeb: Können Heilpflanzen die konventionellen Therapien mit Hormonen oder anderen Medikamenten ersetzen oder nur ergänzen?

 

 

Dr. med. Katrin Mayrhofer:

Je nach Erkrankung und Beschwerden können die Heilpflanzen auch konventionelle Therapien ersetzen. Gute Erfahrungen habe ich diesbezüglich zum Beispiel bei Zyklusunregelmäßigkeiten bei jungen Mädchen gemacht, die ja schulmedizinisch sehr schwer bzw. nur mit der Pille behandelbar sind.

 

Und hier stellt die Naturheilkunde für ein 13jähriges Mädchen definitiv eine Alternative zur systemischen Hormongabe per Pille dar. Allen voran sei hier natürlich der Mönchspfeffer oder bei sehr starken Blutungen auch das Hirtentäschel erwähnt.

 

 

Auch einfache bakterielle Vaginosen, welche, wenn die Patientinnen früh genug kommen, zuverlässig mit Thymian-Lavendel-Vaginalzäpfchen behandelt werden können.

 

Ergänzend eignen sich diverse „Frauenkräuter“ sehr gut bei Beschwerden im Rahmen einer Endometriose (symptomatische und allgemein regulierende Behandlung mit Heilpflanzen), bei diversen gynäkologischen Malignomen (Begleitung während schulmedizinischer Therapien) oder auch begleitend bei Kinderwunsch bzw. Kinderwunschbehandlungen.


Hier ist ein großes Standbein der Heilkräuter ihre gute ausgleichende Wirkung bei verschiedensten Nebenwirkungen der schulmedizinischen Therapien. Mit solchen Patientinnen arbeite ich aber generell gerne komplementärmedizinisch und kombiniere die Pflanzen mit Akupunktur, Homöopathie oder auch Schüssler Salzen.

 

Eine spezielle Gruppe stellen auch Patientinnen dar, welche bei einem PAP III oder PAP IIID zum Warten auf den nächsten „Abstrich“ verdammt sind. Diese sind sehr oft auf der Suche nach alternativen Methoden, um die Monate bis zur nächsten Kontrolle beim Gynäkologen zu nutzen.
 

Ebenso wie Patientinnen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten, welche vor allem nach Methoden zur Prophylaxe fragen. Hierfür eignet sich zum Beispiel hervorragend die Kapuzinerkresse in Kombination mit Meerrettich.

 

 

 

CredoWeb: Gibt es ein Symptom oder eine Erkrankung, bei welcher Sie besonders gute Erfahrungen gemacht haben mit Heilkräutern?

 

 

Dr. med. Katrin Mayrhofer: Ich habe sehr viele Patientinnen, die meine Ordination wegen Kinderwunsch aufsuchen.

Oft haben diese Frauen schon mehrere andere Kollegen konsultiert oder verschiedenste Therapien mit Hormonen bis hin zur IVF hinter sich. Sie fragen bewusst nach „natürlichen“ Methoden, um schwanger zu werden.

Es ist wohl ein Übel unserer Zeit, dass alles bis hin zum „Kinderkriegen“ geplant sein muss und wenn der berufliche oder auch private richtige Zeitpunkt da ist, eine Schwangerschaft sofort eintreten soll.

Die Heilkräuter greifen hier relativ sanft in den Regelkreis des weiblichen Zyklus ein und helfen allein schon durch das Gefühl selbst etwas tun zu können, in dem man z.B. einen Tee kocht.

 

Sie scheinen hier den Druck rauszunehmen und in gewisser Art und Weise zu einer Entschleunigung zu führen.

 

Die Patientinnen müssen anfangen sich mit sich selbst, ihrem Umfeld und vor allem ihrem Körper auseinander zu setzen. Ich kombiniere auch bei diesen Patientinnen verschiedene alternativmedizinische Richtungen, wie z.B. Akupunktur, Homöopathie, aber auch chinesische Heilkräuter.

 

Ebenfalls ganz wichtig ist ein zyklusgerechter Einsatz der jeweiligen Methoden und im Falle einer Ergänzung zu einer laufenden Betreuung in einem Kinderwunschzentrum selbstverständlich die Absprache mit dem betreuenden Kinderwunschexperten.

 

Ein Beispiel für solch einen „Kinderwunschtee“ wäre die Kombination aus

 

·         Angelikawurzel,

·         Beifußkraut,

·         Damianablätter,

·         Echtes Eisenkraut und

·         Rosmarin.

 

Den Tee sollte man ab ausklingender Menses bis zum Eisprung 2-3 Tassen täglich trinken.

 

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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