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Tuberkulose: videounterstützte Behandlung mittels Handy verbessert die Therapietreue

Tuberkulose: videounterstützte Behandlung mittels Handy verbessert die Therapietreue

Nur eine monatelange tägliche Einnahme von Arzneimittel-Kombinationen kann eine Tuberkulose ausheilen. Sozial Benachteiligte, chronisch Kranke und alte Menschen können dabei - auch in den reichsten Ländern - nur eine mangelhafte Therapietreue aufweisen und das Entstehen von Resistenzen fördern. Ein neues Handy-Video-System dürfte laut Fachblatt "Lancet" das beste Gegenmittel sein.

Direkt beobachtete Behandlung (DOT; Anm.) ist ein Behandlungsstandard für Tuberkulose seit den frühen 1990er-Jahren. Sie entstand nach ursprünglichen Beobachtungen, wonach eine unregelmäßige Therapie einerseits die Wirksamkeit bedrohen könnte, andererseits auch die öffentliche Gesundheit durch Arzneimittelresistenz, Rückfälle und weitere Übertragung der Infektion,

schrieben Alistair Story und die Co-Autoren vor wenigen Tagen im international führenden Medizin-Fachjournal "Lancet".

 

Aber DOT ist eben sehr aufwendig. Die Betroffenen müssen regelmäßig ihre Medikation vor einer anderen dazu berechtigten Person einnehmen. Die britischen Wissenschafter verfielen auf eine andere und womöglich durch die technische Entwicklung viel einfachere Methode: Handy-Video-Dokumentation.

 

Zwischen Anfang September 2014 und Anfang Oktober 2016 wiesen die Wissenschafter (University College London) 226 Tuberkulose-Patienten per Zufall zwei Gruppen zu: 114 der Erkrankten sollten ihre Medikamente unter direkter Personenkontrolle (Direkt beobachtete Therapie/DOT an drei bis fünf Tagen pro Woche) einnehmen. 112 Patienten bekamen hingegen eine Handy-App (Videobeobachtete Therapie/VOT), über die sie die Einnahme der Medikamente per Video dokumentieren und an eine Zentrale der Londoner Gesundheitsdienste schicken sollten.

 

Das Ergebnis spricht für den Handy-Service: 70 Prozent VOT-Patienten, welche das Handy benutzten, nahmen in den ersten beiden Monaten zumindest 80 Prozent der Medikamente ein. Bei den Patienten mit personenbezogener Arzneimitteleinnahme waren es hingegen nur 31 Prozent. "VOT war eine wirksamere Strategie bei der Überwachung der Tuberkulosetherapie als DOT", schrieben die Autoren.

 

Arme, alte, sozial benachteiligte Menschen, Drogenabhängige und Flüchtlinge sind in den westlichen Industriestaaten am häufigsten von Tuberkulose betroffen. An der Studie nahmen zu 58 Prozent Patienten mit einer Vorgeschichte von Obdachlosigkeit, Gefängnisaufenthalt, Drogenkonsum, Alkoholproblemen oder psychischen Erkrankungen teil.

Quelle: APA

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