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Beckenboden-Training: Work-out für einen unsichtbaren Muskel

Beckenboden-Training: Work-out für einen unsichtbaren Muskel

Erkrankungen des Beckenbodens sind weit verbreitet. Etwa ein Viertel aller Frauen leidet an Darm- bzw. Blasenschwäche oder einer Senkung von Beckenorganen (1). Die gute Nachricht: Durch spezielles Training kann man sehr erfolgreich vorbeugen und bei einem vorhandenen Problem selbst viel zur Verbesserung beitragen. Wie, erklärt die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) nun mittels interaktiver Postkarte.

 

Der Beckenboden ist eine Muskelplatte im unteren Becken, die man nicht sieht und nicht spürt. Dennoch sollten die Muskeln im Intimbereich – wie andere Muskeln des Körpers auch – trainiert werden, denn ihre Funktionen sind vielfältig. Sie tragen die Organe des Beckens und kontrollieren die Funktion der Schließmuskulatur von Blase und Darmausgang. Durch eine Schwangerschaft und Geburt, durch häufiges schweres Heben oder im zunehmenden Alter kann der Beckenboden geschwächt werden. Inkontinenz ist eine mögliche Folge.

Einfache Übung mit großer Wirkung

Die Kräftigung des Beckenbodens ist bei fast allen Formen von Inkontinenz die erste therapeutische Maßnahme – noch vor Medikamenten oder gar einer Operation,

sagt die Physiotherapeutin Christine Stelzhammer, MEd, Vorstandsmitglied der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) und Pädagogin am Studiengang Physiotherapie an der FH Campus Wien. Mehr noch:

Durch konsequentes Training dieser Muskeln kann eine Operation sogar verhindert werden.

Die Übungen sind in der Regel unkompliziert und auch nicht anstrengend. „Man kann lernen, die Muskeln des Beckenbodens willkürlich zu bewegen und zu stärken. Doch auch die einfachste Übung muss richtig ausgeführt werden, damit man im Alltag davon profitieren kann“, appelliert Stelzhammer.

Basis-Übung per Postkarte

Die MKÖ ist sehr darum bemüht, Informationen über vorbeugende oder therapeutische Maßnahmen möglichst einfach verständlich sowie niederschwellig zu vermitteln und auch neue Wege zu gehen. Die Basis-Übung für das Beckenbodentraining erklärt die wissenschaftliche Fachgesellschaft, die auch in der Information und Beratung von Betroffenen sehr aktiv ist, nun per Postkarte.

Beckenboden Postkarte
Interaktive Postkarte der MKÖ (Vorderseite)
(Copyright: ©MKÖ)

 

Das Innovative daran:

Die Karte ist interaktiv. Das bedeutet, dass man zusätzlich zur schriftlichen Erklärung mittels einem Augmented Reality-Tool auch per Video informiert wird.

So einfach geht’s: Einfach die kostenlose App „Augmented Reality alive“ aus dem App-Store laden, die App öffnen, die Vorderseite der Karte scannen und das Video abspielen. „Die beschriebene Übung kann auch im Sitzen durchgeführt werden, wodurch man ganz einfach auch unterwegs – von anderen unbemerkt – seinen Beckenboden trainieren kann. Damit beim Abspielen des Videos auch niemand mithört, gibt es erklärende Untertitel.

 

Manche Frauen tun sich schwer, die Muskeln den Beckenbodens zu spüren. Der Tipp der Physiotherapeutin: „Wenn man nicht sicher ist, ob die richtige Muskulatur angespannt wird, sollte man den Gynäkologen oder eine spezialisierte Physiotherapeutin um eine einfache Tastuntersuchung bitten und bei Bedarf ein gezieltes Training beginnen.“

Beckenboden-Training Karte
Beckenboden-Training: Interaktive Postkarte der MKÖ (Rückseite)
(Copyright: ©MKÖ)

Welt-Kontinenz-Woche: aktiv gegen das Tabu

Blasen- und Darmschwäche sind weit verbreitet. Etwa 15 Prozent der Österreicher leiden unter einer Form von Inkontinenz. Das sind mindestens eine Million Menschen in Österreich oder anders gesagt: Rund jede/r Sechste hat in Österreich ein Problem mit seiner Blase oder seinem Darm. Diese Häufigkeit wird von kaum einer anderen Krankheit erreicht. Dennoch ist Inkontinenz eine Volkskrankheit, von der kaum jemand spricht. Die Woche vom 17.-23. Juni steht mit der „Welt-Kontinenz-Woche“ daher im Zeichen der Inkontinenz.

 

Ziel der Aktionswoche ist, betroffene Menschen über die Möglichkeiten der Vorbeugung sowie Behandlung zu informieren und das schambesetzte Leiden ein Stück weit aus dem Tabu zu holen. Die MKÖ ist in dieser Woche aktiv und verstärkt ihre Informations- und Beratungsangebote. So wurden Videos produziert und ein YouTube-Kanal wurde eröffnet, es werden Info-Tage in den Bundesländern Wien, Tirol und Vorarlberg veranstaltet, bei denen Experten Vorträge halten und Beratung anbieten. Weiters wird ein kostenloses Info-Paket verschickt und es wurden Informationen für muslimische Patienten entwickelt. Mehr Information über die Aktivitäten der MKÖ im Rahmen der Welt-Kontinenz-Woche: www.kontinenzgesellschaft.at

 

Literatur:

(1) Dieter AA et al. Curr Opin Obstet Gynecol. 2015 Oct;27(5):380-4

Quelle: Presseinformation der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) anlässlich der Welt-Kontinenz-Woche 2019

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