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Krebs: Neuer Hemmstoff gegen Metastasen identifiziert

Krebs: Neuer Hemmstoff gegen Metastasen identifiziert

Krebszellen können den Tumor verlassen und sich über das Lymphsystem ausbreiten, um Tochtergeschwülste zu bilden. Solche Metastasen sind für 90 Prozent der Todesfälle bei Krebspatienten verantwortlich. Forscher des Schweizer Paul Scherrer Instituts (PSI) und des Pharmaunternehmens Hoffmann-La Roche AG haben die Struktur eines Faktors entschlüsselt, der eine zentrale Rolle dabei spielt.

 

Auf dieser Grundlage konnten sie zudem einen Hemmstoff identifizieren, der den Faktor blockiert. Bei dem besagten Faktor handelt es sich um den sogenannten Chemokin-Rezeptor 7 (CCR7), eine Andockstelle für spezifische Signalstoffe (Chemokine), die normalerweise Immunzellen den Weg durch die Lymphgefäße zu den Lymphknoten weisen. Dieser Rezeptor wirkt wie eine Art Spürnase und erlaubt es den Zellen, sich auf die höchste Konzentration des Signalstoffs zuzubewegen. Allerdings wird CCR7 auch von Krebszellen verwendet, um aus einem Tumor heraus und zu den Lymphknoten zu wandern.

 

Im Fachjournal "Cell" stellen die Forschenden nun die Struktur des Rezeptors vor, die sie mithilfe von Röntgenkristallografie an der Synchroton Lichtquelle Schweiz (SLS) entschlüsselt haben. Die größte Schwierigkeit sei gewesen, das Protein überhaupt so herzustellen, dass es sich untersuchen ließ.

 

Die Struktur diente zudem als Grundlage, um Wirkstoffe zu identifizieren, die den Rezeptor lahmlegen. Tatsächlich wurden die Forschenden fündig: Sie konnten ein passendes Molekül ausfindig machen, das den Rezeptor blockiert. Die "Spürnase" nimmt den "Duft"

der Signalstoffe zwar noch war. Die dadurch normalerweise ausgelöste Kettenreaktion in der Zelle, die zur Zellwanderung Richtung Lymphknoten führt, werde jedoch durch das künstliche Molekül unterbunden, sagte Steffen Brünle vom PSI.

 

In der Molekül-Datenbank des Pharmaunternehmens spürte das Forschungsteam zudem vier weitere Wirkstoffkandidaten auf. Einer davon befindet sich bereits in klinischen Studien im Einsatz gegen Metastasierung, schrieb das PSI. Allerdings gingen die Entwickler bisher davon aus, dass der Wirkstoff auf zwei andere, ebenfalls an der Metastasenbildung beteiligte Chemokin-Rezeptoren wirke. Die Wirkung dieses Moleküls sei demnach breiter gefächert als man bisher dachte, erklärte Brünle.

Quelle: APA / ag

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