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Innovative „Strain“-Analyse mittels MRT ermöglicht frühere und genaueren Risikoabschätzung nach Herzinfarkt

Innovative „Strain“-Analyse mittels MRT ermöglicht frühere und genaueren Risikoabschätzung nach Herzinfarkt

Die Herzmuskeldeformationsanalyse mittels MRT („strain“-Analyse“) ist eine neuartige Methode zur früheren, verbesserten und genaueren Risikoabschätzung nach akutem Herzinfarkt, berichten Innsbrucker Forscher auf den Europäischen Kardiologiekongress in Paris. Patienten mit schlechten „strain“-Werten hatten ein etwa 4-fach erhöhtes Herzinsuffizienz-Risiko. Somit ist „strain“ ein wichtiger Schritt in der Individualisierung der Risikostratifizierung von Herzinfarktpatienten mittels MRT. In Zusammenschau mit anderen Parametern können Risikopatienten identifiziert werden, die engmaschiger verlaufskontrolliert werden sollten, außerdem werden gezieltere Therapien möglich.

 

„Die Herzmuskeldeformationsanalyse mittels MRT ist eine neuartige Methode zur früheren, verbesserten und genaueren Risikoabschätzung nach akutem Herzinfarkt“, fasst Dr. Sebastian Johannes Reinstadler (Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III, Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für kardiale MRT von Univ. Prof. Dr. Bernhard Metzler) Ergebnisse einer aktuellen Studie auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Paris zusammen.

 

In Paris kommen von 31. August bis 4. September 32.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen – der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.

 

Die Bedeutung dieser innovativen, auch als „strain“-Analyse bezeichneten Methode zur Risikoabschätzung sei im Vergleich zu den etablierten Parametern wie Pumpfunktion oder Infarktnarbe bis jetzt jedoch nicht ausreichend untersucht worden. Die Innsbrucker Studie untersuchte deshalb 232 Patienten, die drei Tage nach dem Herzinfarkt einer umfassenden MRT-Untersuchung inklusive „strain“-Analyse unterzogen wurden. Dabei konnte gezeigt werden, dass Parameter der „strain“-Analyse signifikant mit dem Auftreten von negativen Umbauvorgängen am Herzmuskel nach vier Monaten zusammenhängen. Diese Vorgänge am geschädigten Herzmuskel tragen zum Entstehen von Herzinsuffizienz bei. „Patienten mit schlechten ‚strain‘-Werten hatten ein etwa 4-fach erhöhtes Risiko“, berichtet Dr. Reinstadler.

Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass die ‚strain‘ Analyse zu anderen Risikofaktoren inklusive der Pumpfunktion und der Infarktnarbe eine wichtige zusätzliche Information zur Risikoabschätzung liefert. Somit ist „strain“ ein weiterer wichtiger Schritt in der Individualisierung der Risikostratifizierung von Herzinfarktpatienten mittels MRT. So könnten in Zusammenschau mit anderen Parametern Risikopatienten identifiziert werden, die engmaschiger verlaufskontrolliert werden sollten.

Therapien zur Verringerung der negativen Umbauvorgänge werden derzeit mit hoher Evidenz vor allem bei Patienten mit eingeschränkter Pumpfunktion (unter 40 Prozent) empfohlen. Dr. Reinstadler: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die zusätzliche Bestimmung des ‚strains‘ bei Patienten mit einer Pumpfunktion von über 40 Prozent eine Gruppe von Herzinfarktpatienten identifizieren kann, die möglicherweise auch von einer solchen Therapie profitieren.“

 

Zukünftige Studien müssen zeigen, ob spezifische Therapien Veränderungen der Herzmuskeldeformation im Herzmuskelgewebe unterbinden können und damit die Prognose der Patienten weiter verbessern. Erste Pilot-Studien mittels ß-Blocker haben in diese Richtung bereits vielversprechende Ergebnisse gebracht. Weitere groß angelegte Studien seien jedoch notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen und andere innovative Therapie zu testen, so Dr. Reinstadler.

 

ESC 2019; Rapid Fire Abstracts: Global longitudinal strain by feature tracking predicts adverse remodeling in ST-elevation myocardial infarction incremental to

Quelle: Presseaussendung der Österreichischen Kardiologengesellschaft zum Europäischen Kardiologiekongress (Paris)

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