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Screening zur Lungenkrebs-Früherkennung kann Sterblichkeit deutlich senken

Screening zur Lungenkrebs-Früherkennung kann Sterblichkeit deutlich senken

Eine US-Studie aus 2011 und eine neue niederländisch-belgische Untersuchung (NELSON) haben gezeigt, dass regelmäßige CT-Untersuchungen die Lungenkrebsmortalität bei Risikopersonen um 20 bzw. etwa 30 Prozent reduzieren können. Die EU propagiert Screeningprogramme. Die Etablierung sei aber diffizil, hieß es beim Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Wien.

 

"Zwischen 1990 und 2017 ist die Zahl der Lungenkrebstoten weltweit um 29 Prozent angestiegen", betonte der Wiener Lungenspezialist Otto Burghuber. 2017 starben an der heimtückischen und zumeist durch das Rauchen verursachten Erkrankung rund 1,9 Millionen Menschen.

Lungenkrebs ist in Europa die häufigste Krebs-Todesursache und verursacht etwa 20 Prozent der tödlichen Krebserkrankungen. Bei rund 260.000 Lungenkrebs-Todesfällen pro Jahr stirbt in Europa alle zwei Sekunden ein Mensch an der Erkrankung,

betonte Burghuber. Bei den vermeidbaren tödlichen Erkrankungen liegt das Lungenkarzinom an zweiter Stelle (17 Prozent) nach allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen (18 Prozent).

 

Neben dem Rauchen als verursachender Faktor liegt das Hauptproblem in den späten Diagnosen: Laut der Austrian Lung Cancer Study Group (ALCG) werden nur 16 Prozent der Erkrankungen im Stadium I entdeckt, acht Prozent im Stadium II. Bei 48 Prozent der Patienten kommt es zur Diagnose erst im fortgeschrittensten Stadium IV, bei 28 Prozent im Stadium III.

 

Diese Anteile könnte ein Screening-Programm wahrscheinlich in Richtung mehr Früherkennung noch heilbarer Karzinome verschieben. Das Mittel dazu sind regelmäßige Niedrig-Dosis-Thorax-Untersuchungen per Computertomografie.

 

Die erste positiv verlaufene und 2011 publizierte Studie in den USA mit 53.000 Probanden war so abgelaufen: Die zu den Tests Eingeladenen waren 55 bis 74 Jahre alt, schwere Raucher (30 Jahre täglich eine Packung Zigaretten) oder seit weniger als 15 Jahren Ex-Raucher (mit 30 "Pack years"). Sie wurden zumindest drei Mal im Abstand von einem Jahr per Low-Dose-Computertomografie oder herkömmlichem Lungenröntgen untersucht.

 

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Lungenkarzinom-Sterblichkeit in der Low-Dose-CT-Probandengruppe durch frühere Entdeckung eines Tumors um 20 Prozent gesenkt werden konnte. Die Gesamtmortalität aus jeglicher Todesursache sank um 6,7 Prozent. "Von 1.000 Personen ohne Screening starben 136 an einem Lungenkarzinom, 94 in der Gruppe mit Screening", fasste Burghuber die Ergebnisse zusammen. Allerdings gebe es eine mitunter hohe Zahl an falsch positiven Ergebnissen, bei denen weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen, ohne zu einer Krebsdiagnose zu führen (bei 117 pro 1.000 Personen). Das mache die Etablierung von Lungenkrebs-Screeningprogrammen auch diffizil.

 

Eine Bestätigung für das Konzept ergibt sich aber mittlerweile auch aus der zweiten derartigen Studie aus den Niederlanden und Belgien (NELSON). Aufgenommen wurden 15.792 Personen (84 Prozent Männer). Das Alter der Probanden lag zwischen 50 und 74 Jahren (entweder mehr als zehn Zigaretten täglich über 30 Jahre hinweg oder mehr als 15 Zigaretten täglich für 25 Jahre - ein eventueller Rauch-Stopp sollte innerhalb der vorangegangenen zehn Jahre erfolgt sein). Die CT-Untersuchungen versus kein Screening erfolgten regelmäßig nach einem Jahr, zwei Jahren und nach zweieinhalb Jahren.

 

Durch das CT-Screening kam zu einer Reduktion der Lungenkrebs-Sterblichkeit bei den Männern binnen zehn Jahren um 26 Prozent, bei den Frauen aber sogar um 39 bis 61 Prozent. Für Frauen und Männer wurde die Risikoreduktion (bei Annahme gleicher

Geschlechterverteilung) auf minus 33 bis 44 Prozent berechnet.

Quelle: APA

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