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Neuroblastom: eventuell bessere Therapieoptionen

Neuroblastom: eventuell bessere Therapieoptionen

Studie zeigt möglicherweise Chance der Behandlung mittels zielgerichteter Krebsmedikamente auf

Das Neuroblastom ist ein seltener bösartiger Tumor, der besonders Kinder trifft. Ein Forschungsteam um den Molekularpathologen Lukas Kenner der Klinischen Abteilung für Pathologie der MedUni Wien (AKH) fand durch Genom-Screening heraus, dass manchmal die Proteine ALK und das Krebsgen PIM-1 an der Entstehung dieses Tumors beteiligt sind. Dies könnte auf eine mögliche gezielteren Therapie hinweisen.

 

Im Rahmen der Studie konnte gezeigt werden, dass eine zielgerichtete Krebstherapie mittels eines ALK-Hemmstoffes - solche Medikamente werden beispielsweise bei manchen Lungenkarzinom-Erkrankungen eingesetzt - in Kombination mit einem PIM-1-Hemmstoff die Überlebenschancen von Kindern mit ungünstiger Prognose erhöhen kann. Die Untersuchung wurde in Nature Communications publiziert, teilte die MedUni Wien mit.

 

Eine der häufigsten und tödlichsten Tumorerkrankungen im Kindesalter ist das Neuroblastom, ein Tumor des peripheren Nervensystems. Er tritt in etwa zehn Prozent der kindlichen Krebsfälle auf, neunzig Prozent der erkrankten Kinder sind jünger als sechs Jahre. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein, je nach klinischem Bild und genetischer Mutation der Krebszellen. So kann es zu spontanen Rückbildungen des Tumors kommen, aber auch zu Metastasenbildung und Rückfällen mit ungünstiger Prognose.

 

Die Standardtherapie erfolgt bisher per Operation, Hochdosis-Chemotherapie bzw. Strahlentherapie, doch im Fall von Rezidiven Rückfällen sind die Fünf-Jahres Überlebenschancen nicht sehr hoch. Das Team von Kenner untersucht seit längerem ein spezielles Protein, die Anaplastische Lymphokinase ALK, in Zusammenhang mit der Entstehung des Neuroblastoms bei Kindern. Bei etwa 14 Prozent der kindlichen Patienten ist dieses Protein mutiert.

 

Derzeit befinden sich kleinmolekulare ALK Inhibitoren, die schon bei ALK positivem Lungenkrebs zugelassen sind, in der klinischen Prüfung für Patienten mit dem mutierten ALK-Gen beim Neuroblastom. Bei solchen zielgerichteten Therapien kommt es aber oft ziemlich schnell zu einer Resistenz des Tumors.

 

Das Team um Kenner prüfte gemeinsam mit Suzanne Turner von der Abteilung für Zell- und Molekularbiologie am University Hospital Addenbrooke's in Cambridge in Großbritannien im Rahmen der aktuellen Studie die therapeutische Wirkung von Hemmstoffen für ALK-Mutationen bei Kindern mit Neuroblastom-Rückfällen. Ein Genom-Screening-Verfahren dieser Betroffenen zeigte, dass bei solchen Erkrankungen offenbar auch das Krebsgen PIM-1 aktiviert ist.

 

Möglicherweise könnte man durch Kombination von ALK- und PIM-1-Hemmstoffen eine länger wirksame Therapiestrategie entwickeln. Derzeit sind aber noch keine spezifischen Pim1-Inhibitoren als Medikamente zugelassen. Suzanne Turner testet solche potenziellen Wirkstoffe aber im Labor.

Quelle: APA

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