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Mit der richtigen Ernährung das Immunsystem stärken

Mit der richtigen Ernährung das Immunsystem stärken

Ein Interview mit Ernährungswissenschaftlerin MMag. Dr. Sonja Lackner & Pathophysiologin Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sandra Holasek von der Forschungseinheit „Ernährungsforschung/Nutrition and Metabolism“ der MedUni Graz

 

CredoWeb: Kann man mit der richtigen Ernährung sein Immunsystem stärken & somit widerstandfähiger gegenüber Infektionen machen?

 

Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sandra Holasek:

 

Das Immunsystem und die Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe stehen in einem engen Zusammenhang. Dabei spielen sowohl eine Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen eine wesentliche Rolle, aber auch deren Zusammenspiel und der allgemeine Ernährungszustand, sowie Über- und Untergewicht und die Körperfettmasse sind wesentlich.

 

Einzelne Nährstoffe sind an der Integrität des angeborenen und der erworbenen Immunsystems beteiligt und spielen somit auch bei der Abwehr und Bewältigen von Infektionen eine Rolle.

 

Insgesamt betrachtet ist Ernährung daher ein wesentlicher Pfeiler für die Immunantwort, allerdings spielen auch viele weitere Faktoren, die mit dem Lebensstil zusammenhängen wie

 

  • Bewegung,
  • Schlafqualität,
  • Rauchverhalten,
  • Alkoholkonsum,
  • Stress,
  • Umweltfaktoren und natürlich auch
  • Genetik und die
  • individuelle Impfgeschichte

 

eine wichtige Rolle.

 


 

CredoWeb: Sind bestimmte Ernährungsformen besser für unser Immunsystem als andere wie zB eine vegetarische Ernährung?

 

 

MMag. Dr. Sonja Lackner: Es kommt auf die Gesamtheit der Lebensstilfaktoren an.

 

Wenn eine restriktive Kostform praktiziert wird und auf den Verzehr bestimmter Lebensmittelgruppen verzichtet wird, wird die Aufnahme bestimmter Nährstoffe zum Teil drastisch limitiert. Zudem muss die sogenannte Bioverfügbarkeit – also die Verwertbarkeit der Nährstoffe für den Organismus - berücksichtigt werden.

 

Durch den Verzicht auf Fleisch und Fisch kann es beispielsweise zu einer reduzierten Aufnahme von Eisen und Zink kommen, verzichtet man gänzlich auf tierische Lebensmittel ist zudem die Aufnahme von Vitamin B12 als kritisch zu sehen, aber auch Vitamin B2 könnte vermindert in der Kost vorkommen; das sind allesamt Nährstoffe, mit positiven Funktionen im Immunsystem.

 

Andererseits wird gerade bei vegetarischer Ernährung meist ein großer Anteil an pflanzlicher Kost (Obst und Gemüse) aufgenommen, die wiederum viele Nährstoffe, welche das Immunsystem unterstützen liefern. Es kommt also auch hier auf eine adäquate Balance der ausgewählten Lebensmittel an.



Grundsätzlich kann gesagt werden: Je restriktiver und einseitiger die Lebensmittelauswahl, desto eher kann es auch zu nachteiligen Effekten kommen.

Eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte Mischkost entsprechend der Empfehlungen der österreichischen Ernährungspyramide liefert im Allgemeinen eine gute Nährstoffbalance.

 

 

CredoWeb: Welche Nährstoffe sind es, die unseren Körper vor Infektionen schützen können?

 

 

Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sandra Holasek: Eine Reihe von Mikronährstoffen unterstützen das Immunsystem.

 

Besondere Bedeutung kommen

 

  • Zink,
  • Eisen,
  • Selen und den
  • Vitaminen A, D, E, Vitamin C und
  • B-Vitaminen und auch
  • sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (Polyphenole und Carotinoide) zu und

 

spielen eine wichtige Rolle in der gesundheitsfördernden Wirkung unseres Immunsystems.


 

 

 

CredoWeb: In welchen Lebensmitteln sind besonders viele dieser immunsystem-stärkenden Nährstoffe enthalten?

 

 

MMag. Dr. Sonja Lackner & Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sandra Holasek:

Mit einer abwechslungsreichen, pflanzenbetonten Mischkost lässt sich der Nährstoffbedarf gut decken.

 

BESONDERS reich an den einzelnen Nährstoffen sind folgende Lebensmittel:

 

  • Polyphenole und Carotinoide: dunkle Beeren (z.B. Heidelbeeren, Aronia), Äpfel, dunkle Schokolade/Kakaopulver, Spargel, Karotten, Zwiebel, Spinat, Grünkohl, Hülsenfrüchte, Nüsse, Kastanien;

  • Eisen: Schweineleber, Rumpsteak, Sesam-Samen/Öl, Kürbiskerne, Amaranth, Bohnen, Linsen, Leinsamen, Hafer, Spinat;
  • Zink: Lammfleisch, Schweineleber, Rindsschulter, Kürbiskerne, Sesam-Samen/Öl, Hafer, Linsen, Hartkäse;

  • Selen: Eidotter, Vollkornweizengetreide, Sesam Samen/Öl, Erdnüsse, Fisch;
  • Vitamin A: Schweine-/Rinderleber, Karotten, Süßkartoffeln, Spinat, Melonen, Paprika;
  • Vitamin D: Makrelen, Regenbogenforelle, Aal, Hering, Lachs, Pilze;

  • Vitamin E: Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl, Rapsöl, Olivenöl, Kürbiskernöl, Haselnüsse, Mandeln, Grünkohl, Kichererbsen;
  • Vitamin C: Paprika, schwarze Ribisel, Grünkohl, Brokkoli, Orangen, Sanddorn, Kren;

  • Vitamin B12: Rindsleber, Muscheln, Thunfisch, Makrele, Hering, Regenbogenforelle, Nori Meeresalge, Rindsschulter, Ei, Milch, Käse;
  • Folsäure: Spinat, Rindsleber, Bohnen, Kohlsprossen, Kichererbsen, Quinoa, Erdbeeren, Sonnenblumenkerne, Eigelb;

  • B6: Rindsleber, Wildlachs, Hühnerbrust, Kartoffel, Bananen, Thunfisch, Chinakohl, Pistazien, Amaranth, Sonnenblumenkerne, Linsen;

 

CredoWeb: Gibt es Lebensmittel, welche wir lieber meiden sollten in Zeiten hoher Ansteckungsgefahr?

 

 

MMag. Dr. Sonja Lackner:

Um das Immunsystem nicht unnötig zu belasten, sollte auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden und auf eine ausbalancierte Ernährung geachtet werden (mit Maß und Ziel, nicht im Übermaß. Es kommt wie so oft auch hier auf die Menge und das Verhältnis an).

 

 

CredoWeb: Was kann man noch tun, um seinen Körper gegen Viren & Co. robuster zu machen?

 

 

MMag. Dr. Sonja Lackner & Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sandra Holasek:

Insgesamt kommt es neben einer qualitativ hochwertigen Auswahl an Lebensmitteln zur Stärkung des Immunsystems auch auf die Gesamtheit von selbst gestaltbaren/änderbaren Lebensstilfaktoren wie

 

  • Bewegung,
  • Stress,
  • Schlafqualität,
  • Ernährungsstatus inkl. Über- und Untergewicht,
  • Rauchen,
  • exzessiver Alkoholkonsum und
  • Impfgeschichte,



weiterer nicht oder nur bedingt änderbarer Einflüsse wie



  • Alter und Geschlecht,
  • genetische Determinanten und dem
  • individuellen Gesundheitszustand

 

an, deren Zusammenspiel die Immunfunktion individuell beeinflussen.

 

 


Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

 

Kommentare

Cathrine  Posch
16 Apr 2020 13:15

Super! Über die Stärkung des Immunsystems spricht momentan eh kein einziger Politiker!!! Es ist immer nur von mundschutz und Hände waschen die Rede...😅