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Die Pille danach: Vor- und Nachteile

Die Pille danach: Vor- und Nachteile

Ein Interview mit Dr. med. Barbara Niederer-Bauer, Fachärztin für Gynäkologie & Geburtshilfe & 4-fach-ausgezeichnete Patient's Choice Award-Gewinnerin aus Dornbirn

 

CredoWeb: In welchen Fällen bzw. Notfällen sollte die Pille danach zum Einsatz kommen?

Dr. med. Barbara Niederer-Bauer:

 

 

Die Pille danach kommt in meiner Praxis in folgenden Fällen zum Einsatz:

 

 

1.      Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr:

  • wenn das Kondom gerissen ist,
  • das Diaphragma verrutscht ist oder
  • wenn sich die Patientin nicht sicher ist, ob sie die Pille in diesem Zyklus regelmäßig oder zur richtigen Uhrzeit eingenommen hat

 

2.      Notfallverhütung bei Einnahme von anderen Medikamenten wie

 

  • Antibiotika,
  • Antiepileptika,
  • Antidepressiva oder
  • Anti-Akne-Mittel mit dem Wirkstoff Isotretinoin

 

3.      Bei Terminüberschreitung um mehr als 2 Wochen der angewendeten Verhütung wie

 

 

  • die 3-Monatsspritze oder
  • das Hormonstäbchen (Implanon)

 

4.      Wichtiger Einsatz der Pille danach:

 

 

  • nach Missbrauch!

 

CredoWeb: Was genau bewirkt die Einnahme der Pille danach im weiblichen Körper und wirkt sie IMMER zuverlässig, um eine Schwangerschaft zu verhindern?



Dr. med. Barbara Niederer-Bauer:

 

Die Pille danach verzögert oder verhindert den Eisprung. Allerdings verhindert sie nicht die Befruchtung und auch nicht die Einnistung.
Das erklärt, warum sie also nie 100 Prozent sicher ist.



Somit ist es enorm wichtig, dass sie rechtzeitig, am besten sofort nach ungeschütztem Verkehr bis maximal 72 Stunden danach eingenommen werden soll.

 

Je später die Einnahme nach dem Geschlechtsverkehr erfolgt, desto unsicherer ist die Wirkung.

 

 

Die Notfall-Verhütung ist nicht mit einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch gleichzusetzen.

 

Sie ist ausschließlich in den wenigen Stunden nach dem Verkehr und vor dem Eisprung bzw. vor der Befruchtung wirksam.

 

Es ist auch nicht sicher geklärt, ob sie auf die Spermien wirkt.



CredoWeb: Wie und wann sollte die Einnahme erfolgen und was ist nach der Einnahme zu beachten?



Dr. med. Barbara Niederer-Bauer: Die Pille danach sollte sofort bis maximal 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen werden.

Das Gestagen (= weibliches Geschlechtshormon), welches hier eingesetzt wird nennt sich Levonorgestrel.

Der Wirkstoff Ulipristalacetat (= selektiver Progesteronrezeptor-Modulator) ist sogar bis 5 Tage danach wirksam.



ACHTUNG wichtiger Sicherheitshinweis:

Nach Einnahme auf jeden Fall noch 2 Wochen mit Kondom, Pille etc. zusätzlich verhüten!



Grundsätzlich gilt, je früher die Einnahme erfolgt, desto besser.

 

Sollte es innerhalb 3 Stunden nach Einnahme zum Auftreten von Erbrechen oder Durchfall kommen, dann muss nochmal eine Pille danach genommen werden, damit die Wirkung gewährleistet bleibt.

 

CredoWeb: Wer darf sie einnehmen und wer nicht?



Dr. med. Barbara Niederer-Bauer:



Alle Frauen dürfen sie nehmen außer:

 

  • Allergie gegen einen Bestandteil der Tablette
  • bestehender Verdacht auf eine Schwangerschaft
  • bei starkem Asthma nach Rücksprache mit der behandelnden Gynäkologin/dem behandelnden Gynäkologen
  • nach einer durchgemachten Thrombose oder bei Gerinnungsstörungen
  • bei Leberfunktionsstörungen

Bei Unklarheiten ist es immer von Vorteil, seine Ärztin/seinen Arzt, um Rat zu fragen!



CredoWeb: Welche Nebenwirkungen und Risiken birgt diese Art der Verhütung?



Dr. med. Barbara Niederer-Bauer: Nach der Einnahme kann es zu unregelmäßigen Perioden-Blutungen und Zwischenblutungen kommen.


Bei Ausbleiben der Periode bitte an mögliche Schwangerschaft denken und oder Arzt Ärztin aufsuchen.



Die Sicherheit der Notfallpille wird durch Einnahme zusätzlicher Medikamente wie

 

  • Antibiotika,
  • Virostatika,
  • Antiepileptika oder
  • Johanniskraut

 

beeinflusst.

 

In diesen Fällen bitte immer ApothekerIn oder Ärztin/Arzt kontaktieren! 

 

Starkes Übergewicht kann die Wirkung herabsetzen, insbesondere bei der Einnahme von Levonorgestrel.

 

 

Folgende Nebenwirkungen können generell nach Einnahme auftreten:



  • Kopfschmerzen,
  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Bauchschmerzen,
  • Blutungsstörungen,
  • Kreislaufbeschwerden


 

Ein wesentlicher Punkt ist auch der Einfluss auf eine mögliche Schwangerschaft nach der Einnahme.


Hier gibt es Langzeitstudien, die Frauen einmal mit und einmal ohne Einnahme der Pille danach beobachtet haben. Es gab keine Häufung von Fehlgeburten, Mangelgeburten oder Fehlbildungen in der Gruppe derer, welche die Notfallverhütung eingenommen hatten.

 

CredoWeb: Gibt es eine Alternative?



Dr. med. Barbara Niederer-Bauer: Das Einlegen einer Spirale mit oder ohne Hormon bzw. Kupferkette wäre eine Alternative.


Jedoch, in jedem Fall besser ist eine sichere Verhütung davor!

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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