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Warum es wichtig ist DARMKREBS FRÜHZEITIG zu ERKENNEN

Warum es wichtig ist DARMKREBS FRÜHZEITIG zu ERKENNEN

Universitätsprofessor Dr. med. Peter Fickert verrät uns als Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie in einem exklusiven Interview, warum die Darmkrebsfrüherkennung so wichtig ist. Professor Fickert leitet seit 2014 die Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie am LKH-Universitätsklinikum Graz an der er seit 1993 arbeitet.

 

CredoWeb: Gibt es frühe Symptome, die auf Darmkrebs hindeuten können?

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Darmkrebs tritt vor allem ab dem 50. Lebensjahr auf und ist pro Jahr für ca. 5.000 Neuerkrankungen in Österreich verantwortlich.

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen.

 

Das Problem ist, dass bei einem Viertel der Betroffenen der Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Dies ist dadurch bedingt, dass ein Großteil der PatientInnen erst spät Symptome, wie zB

 

  • Blutbeimengungen im Stuhl oder
  • Änderungen der Stuhlgewohnheiten wie zB in Form eines Wechsels zwischen Verstopfung und Durchfall,

 

bemerkt.

 

 

Wir können uns daher bei dieser Erkrankung sehr wenig an den Symptomen orientieren, weil wir den Darmkrebs dann viel zu spät erkennen würden.

 

Deshalb wird von allen maßgeblichen Fachgesellschaften eine Vorsorge- und Früherkennung von Darmkrebs für die asymptomatische Bevölkerung (d.h. PatientInnen ohne Beschwerden) ab dem Alter von 45 Jahren empfohlen.


Eine Untersuchung auf Blut im Stuhl mittels einfacher, nicht invasiver Tests, sollte bereits ab dem 40. Lebensjahr begonnen werden.

 

Eine obere Altersbegrenzung für die Darmkrebsvorsorge oder Früherkennung kann bei der steigenden aktuellen Lebenserwartung nicht gegeben werden. Die Entscheidung sollte hier individuell, unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen des/der Patienten/Patientin getroffen werden.

Insbesondere wenn Sie einen Verwandten ersten Grades haben, der an einem Darmkrebs erkrankt ist, sollten Sie selbst bereits 10 Jahre vor dem Auftreten des Darmkrebses bei Ihrem Verwandten eine Koloskopie, d.h. eine Dickdarmspiegelung bei sich durchführen lassen. Spätestens aber im Alter von 40 – 45 Jahren.

 

 

CredoWeb: Welche Untersuchungen können dabei helfen Darmkrebs früh genug zu erkennen?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Die oben angesprochene Untersuchung auf Blut im Stuhl wird in den meisten Ländern Europas zur frühzeitigen Erkennung von PatientInnen, die an Darmkrebs leiden könnten, empfohlen.

Die beste Form der Darmkrebsvorsorge besteht aktuell sicherlich in der Durchführung einer kompletten Dickdarmspiegelung. Diese Untersuchung kann heute, nach einfacher Vorbereitung mit schonender Darmentleerung, praktisch schmerzfrei durchgeführt werden.

 

Der Vorteil der Darmspiegelung liegt darin, dass wir nicht nur einen möglichen Darmkrebs frühzeitig diagnostizieren können, sondern auch Vorläufer-Läsionen (d.h. gutartige Darmpolypen), die sich in weiterer Folge zu einem Darmkrebs entwickeln könnten mittels verschiedener endoskopischer Methoden im Rahmen einer solchen Untersuchung abtragen können.

 

Ein solches Vorgehen reduziert das Risiko eines in weiterer Folge möglichen Darmkrebses massiv und sollte daher wie oben angeführt der gesamten asymptomatischen Bevölkerung ab dem Alter von 45 Jahren empfohlen werden.

 

CredoWeb: Polypen sind relativ verbreitet. Wie groß ist die Gefahr, dass aus Polypen Darmkrebs entsteht?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert:

 


Das Risiko der Entwicklung eines Darmkrebses aus sogenannten Darmpolypen hängt von deren

 

  • Größe,
  • Form, und
  • feingeweblichen Beschaffenheit

 

ab.

Zudem mussten wir in den letzten Jahren lernen, dass insbesondere im Bereich des aufsteigenden rechten Dickdarmanteils auch flache Polypen ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines Darmkrebses zeigen.

Insbesondere diese flachen Polypen können nur mittels Dickdarmspiegelung (Koloskopie) erkannt und fachgerecht abgetragen werden.

 

Daher hängen auch die nach einer Dickdarmspiegelung und Polypen-Entfernung durchzuführenden Wiederholungsuntersuchungen und deren Intervall von diesen patientenspezifischen Faktoren (Polypengröße, histologische Klassifizierung) ab.

 

 

CredoWeb: Was versteht man unter Divertikel des Dickdarms? Gibt es hierbei einen Zusammenhang bei der Entstehung von Darmkrebs?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert:

Unter Divertikel des Dickdarms versteht man Ausstülpungen der Darmwand, die in ihrer Größe variieren können, die meist im linken/absteigenden Dickdarm vorliegen, aber auch andere Teile des Dickdarms treffen können.

 

Viele Menschen haben Divertikel, aber nur wenige entwickeln dadurch eine Erkrankung wie eine Entzündung dieser Ausstülpungen (Divertikulitis).

Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von Dickdarmdivertikeln und der Entstehung von Darmkrebs ist nicht bekannt.


Hier sollte sehr genau zwischen einem gelegentlich gleichzeitig auftretendem (= Assoziation) und einem ursächlichen Zusammenhang (= Kausalität) unterschieden werden. Ein kausaler Zusammenhang erscheint aufgrund der aktuellen Datenlage sehr unwahrscheinlich.

 

 

CredoWeb: Warum ist es also äußerst wichtig regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Lassen Sie mich zur Darmkrebsvorsorge nochmals die Wichtigkeit der Vorsorge-Dickdarmspiegelung (Vorsorge-Koloskopie) betonen.

 

Die Vorsorge-Koloskopie rettet Leben! Sie sollten sich daher unbedingt zumindest ab dem 45. Lebensjahr einer eben solchen unterziehen.

 

Bitte halten Sie auch Ihre Lieben dazu an, sich einer Vorsorge-Koloskopie zu unterziehen.

 

Ein bekannter Slogan aus einer Vorsorge-Kampagne bringt das sehr gut zum Ausdruck:

Wer seinen Partner liebt, schickt ihn zur Darmkrebsvorsorge!

 

Sollten Sie in Ihrer Verwandtschaft Fälle von Darmkrebs haben, suchen Sie bitte frühzeitig spezialisierte MedizinerInnen auf!

 


Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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