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Wie wirkt sich die Coronakrise auf die psychische Gesundheit der Österreicher aus?

Wie wirkt sich die Coronakrise auf die psychische Gesundheit der Österreicher aus?

Fachartikel von Psychotherapeut Robert Riedl

 

Seit 2020 bedroht der Coronavirus (auch Covid-19 oder SARS-CoV-2 genannt) die Gesundheit der Menschen weltweit. Staaten wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz konnten die Corona-Epidemie durch den sogenannten Shutdown relativ schnell und gut eindämmen.

Doch die dadurch entstandenen negativen Folgen auf das Wirtschaftsystem mit einem starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen und vermehrten Insolvenzen bleiben noch lange spürbar.

 

 

So entwickelte sich die sogenannte Coronakrise nicht nur in Europa zur größten gesellschaftlichen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg; ähnlich intensiv wenn auch mit anderen sozialen Dynamiken wird sie auch zur psychischen Belastungsprobe sehr vieler Menschen auf der ganzen Welt. Und wir werden nach dem Ende der Pandemie wohl auch weiter belastet werden.

 


Wie gefährlich ist der Covid-19-Erreger?


Wie der bekannte Virologe Christian Drosten feststellte, handelt es sich bei Covid-19-
Infektionen "nicht um eine normale saisonale Grippe, dieser Vergleich hinkt, sondern es
geht um ein pandemisches Geschehen".


Die österreichische Medizinhistorikerin Elisabeth Dietrich-Daum hält einen Vergleich der
SARS-CoV-2-Pandemie etwa mit jener der Spanischen Grippe nicht für sinnvoll, da die
Begleitumstände beider Pandemien vollkommen unterschiedlich seien.


Was wir bislang über Krankheitsverläufe durch Covid-19 wissen, ist, dass diese
unspezifisch und vielfältig sind und stark variieren: "Neben symptomlosen Infektionen
wurden überwiegend milde bis moderate Verläufe beobachtet, jedoch auch schwere mit
beidseitigen Lungenentzündungen bis hin zu Lungenversagen und Tod.

 

Neben einer Schädigung der Lunge sind auch

 

 

  • krankhafte Prozesse der Leber,
  • des zentralen Nervensystems,
  • der Niere,
  • der Blutgefäße und
  • des Herzens

 

beobachtet worden.

 

Über mögliche Spätfolgen der Erkrankung an Herz, Lunge und Nervensystem besteht
momentan noch Unklarheit. Diese sind Gegenstand der aktuellen Forschung" (zit. n.
Wikipedia).

 

 

Zunahme von Ängsten und Angststörungen

Ein erhöhter Anstieg von Ängsten ist in Krisenzeiten vollkommen normal, versucht uns
diese lebenswichtige Emotion seit Menschengedenken doch vor Gefahren und
Bedrohungen zu schützen.

 

Deshalb war und ist es nur sinnvoll, sich regelmäßig über die aktuellen Fakten zu informieren, um sich z. B. optimal vor einer Corona-Ansteckung zu schützen.

 

Dazu ist es nützlich, auf offizielle und wirklich vertrauenswürdige Informationskanäle zurückzugreifen – sofern dies in hilfreicher Weise geschieht (also nicht übertrieben lange und zu oft; es genügt völlig, sich etwa ein- bis maximal zweimal am Tag durch neue Nachrichten "upzudaten").


Doch Menschen mit einer ausgeprägteren ängstlichen Seite tendieren eher dazu, sich
nicht mehr rational zu verhalten. Im Extremfall sucht man ohne jegliche Symptome eine
Arztpraxis auf, weil man befürchtet oder sogar überzeugt ist, am Coronavirus erkrankt zu sein. Besonders betrifft dies Personen, die an sogenannter Hypochondrie leiden: einer ausgeprägten Angst bzw. Angststörung, die in der Überzeugung besteht, eine ernsthafte Erkrankung zu haben.

 


In Österreich sollten bereits vor der Corona-Pandemie etwa 1,2 Millionen Menschen an
Angststörungen gelitten haben, d. h. sie erleben Ängste, die in ihrer Stärke eigentlich
nicht angemessen sind (in der Psychotherapie unterscheidet man bei chronischem
Angsterleben zwischen Angststörungen, Phobien, Panikstörungen, Posttraumatische
Belastungsstörungen und Zwangsstörungen).


Mit dem durch die Coronavirus-Krise bedingten Ausnahmezustand nahmen Ängste in der
österreichischen Bevölkerung allgemein zu: ganz oben steht dabei die Angst um die
eigene Existenz; einerseits – solange es keinen Impfstoff gibt – durch den Coronavirus
schwer oder tödlich zu erkranken, könnte der Covid-19-Erreger doch wie ein
"unsichtbarer Feind" in jeder Begegnung lauern (Mundschutz und Abstand-Halten
machen uns dies nur noch bewusster); andererseits steigt durch die weltweite
wirtschaftliche Stagnation bei Arbeitssuchenden und Arbeitslosen die Furcht, lange
keinen Job finden zu werden bzw. bei Erwerbstätigen die Befürchtung, den Arbeitsplatz zu
verlieren, oder bei Selbständigen die Sorge, fällige Kreditbeträge bzw. laufende Kosten
nicht tilgen zu können und mit dem eigenen Betrieb in Konkurs zu geraten.

 


Krisenzeiten sind immer auch Umbruchzeiten und in Krisenumbrüchen bzw. in
krisenhaften Gesellschafts- und Lebensübergängen von einer "alten Etappe" in eine "neue
Etappe" tauchen Unsicherheiten und Zukunftssorgen auf: das Vertraute ist nicht mehr
vertraut, und das Neue oder Unbekannte ist noch nicht zum Vertrauten und Gewohnten
geworden.

In jedem Umbruch liegt wie in jeder Krise die Gefahr zu scheitern aber auch die Chance, die äußeren und inneren Veränderungskräfte für die eigene Entwicklung zu nützen. Im besten Fall steigern psycho-soziale Wandlungsenergien sogar die eigene Vitalität und verbessern unsere Lebensqualität.

 

Zunahme von depressiven Erkrankungen

Wie Angst eine lebenswichtige Emotion des Menschen ist, um uns bestmöglich zu
schützen, setzen sich auch Wut oder Trauer im Grunde für unser Überleben ein.

 

Wut kann als gesunde emotionale Reaktion auf eine erlebte Grenzüberschreitung bewertet werden; Gefühle des Zorns oder des Ärgers versuchen uns unwillkürlich in ein
aggressiveres Handeln zu bringen, um unsere Grenzen gegenüber anderen mehr oder
weniger aggressiv klarzustellen.

 

 

Gefühle von Trauer lassen uns einen erlittenen Verlust realisieren, um eine emotionelle Transformation unserer Beziehung zum Verlorenen zu ermöglichen.

Oder Schuldgefühle können als inneres Bewertungssystem gesehen werden, das unbewusst zwischen "richtig" und "falsch" unterscheidet, um uns in "richtigeres" bzw. verantwortungsvolleres Handeln zu bringen.


Die Coronakrise hat durch die lange Zeit der sozialen Selbstisolation, durch den Verlust
des Arbeitsplatzes, des bisherigen Lebensstandrads oder durch den Corona-Tod eines
geliebten Menschen für viele neben Angst auch Gefühle von Wut, Trauer oder Schuld
entstehen lassen.

 

So wurden die staatlichen Corona-Maßnahmen als Grenzüberschreitung im eigenen Alltag erlebt oder man erlitt Verlusterfahrungen durch die Kündigung des Jobs oder es stellten sich Selbstzweifel oder das sichschuldzuweisende Gefühl ein, im Leben die "falschen" Entscheidungen getroffen zu haben.


Andere erlebten den Tod von Angehörigen durch die Folgen einer Covid-19-Infektion,
wobei es durch die gesetzlichen Vorgaben nicht möglich war, sich vom Verstorbenen wie
üblich zu verabschieden bzw. angemessen zu trauern, da wichtige Verabschiedungsrituale unmöglich wurden.

 


Dies alles sind Faktoren, die den Anstieg von depressiven Erkrankungen in der
Bevölkerung durch die Coronakrise erklärbar machen. Der Großteil der Personen, die
einen Psychotherapeuten aufsuchen, leidet unter depressiven Verstimmungen. Sie fühlen sich freudlos, unmotiviert und dauerhaft erschöpft.

 

Die WHO prognostizierte bereits "vor Corona", dass die Depression (lateinisch: "Niedergedrücktheit") in wenigen Jahren die zweithäufigste Erkrankung der Welt sein würde.

 

In Österreich waren schon vor dem "Shutdown" im März 2020 mehr als 600.000 Menschen betroffen.

Depressionen sind damit die häufigste seelische Ursache für Krankenstände.


Psychologisch gesehen setzen sich depressive Verstimmungen für unbewusste Anliegen
ein: so können sie uns in ein suboptimales Schutzverhalten bringen, dass einem – wie
vermeidendes Fluchtverhalten bei Angst – unwillkürlich zum Rückzug und zur
Abschottung zwingt.

 

Oder eine depressive Seite aktiviert in uns reflexartig ein neuronales Netzwerk aus Gefühlen und Gedanken, das unbewusst die in der "Coronazeit" eher ungünstige Funktion verfolgt, für mehr Autonomie bzw. stärkere Abgrenzungen im eigenen Leben zu sorgen.

 

Eine depressive Seite, die sich im Leben ausprägt, könnte sich paradoxerweise auch für mehr Nähe und Verbundenheit einsetzen, indem sie automatisch Hilfsprogramme in unserem sozialen Umfeld aktiviert, wenn auch gleichzeitig depressive Personen andere oft hilflos zurücklassen, da man bei einer Depressionen das Bemühen von anderen sehr schwer als tatsächliche Hilfe erleben kann.


Aus eigener Erfahrung weiß man bestimmt, dass Schuldgefühle nicht immer hilfreich
sind; wir mögen etwa gesunde Verantwortung für uns übernehmen, bekommen aber
dennoch ein "schlechtes Gewissen" (zum Beispiel gegenüber Arbeitskollegen, nachdem
man sich Krankenstand nahm, weil es einem etwa psychisch schlecht ging).

 

 

Uns könnten auch Gefühle von Traurigkeit oder Selbstzweifel quälen, obwohl wir viele Gründe hätten, mit unserem Leben zufrieden zu sein. Oder wir sind nach einem Misserfolg wütend auf uns selber, obwohl uns bewusst ist, dass es angesichts eines persönlichen Fehlschlags viel hilfreicher wäre, milde sowie wohlwollend mit sich selbst umzugeben.

Oft plagen uns in belastenden Situationen zusätzlich Ängste oder Zukunftssorgen, wenn wir emotionell belastet sind, was den inneren Druck und Stress zusätzlich erhöht.


Im depressiven Erleben entsteht ein sogenannter Problemfokus oder eine
Problemfixierung der eigenen Aufmerksamkeit: man kann nur noch Problematisches
wahrnehmen.

Damit nimmt man die Welt als reine Problemwelt wahr: unsere Gedanken kreisen wortwörtlich Tag und Nacht über Probleme, für die sich im depressiven Erleben
keine Lösungsideen finden lassen.

 

Depressionen führen in ein Erleben des Gescheitert-Seins: nichts scheint zu gelingen. Dieser depressive Problemfokus rückt jeden Lösungshorizont aus unserem kognitiven Sichtfeld, was den kreativen Radius möglicher Lösungsstrategien extrem einengt und das Gefühl einer problemfixierten Hoffnungslosigkeit zusätzlich verstärkt.

 

Der erlebte Unterschied zwischen "So-ist-es" und "So-sollte-es-in-meinem-Leben-sein" wird bei stärkeren Depressionen damit als unüberwindbar wahrgenommen. Unwillkürlich richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf das Problematische im eigenen Leben: alles, was sich für uns in einer sogenannten "Ist-Soll"-Diskrepanz darstellt.

 

Beim Versuch, das unerwünschte "Ist" zu verändern bzw. das ersehnte "Soll" zu erreichen oder die erlebten Probleme zu lösen, stösst man auf äußere oder innere Hindernisse oder Blockaden, die es einem verunmöglichen können, den "Soll"-Zustand herbeizuführen.

Alle Lösungsversuche, Massnahmen und Schritte, mit denen man das Problem lösen möchte, scheinen zu scheitern, unrealistisch oder unmöglich zu sein.


Viele Menschen mit chronischen Depressionen kippten während des "Corona-Shutdowns" weiter in die Depression hinein und sahen keinen Ausweg mehr; andere konnten sich wiederum gut mit den Wochenkäufen ablenken. Personen mit sozialen Ängsten, die ohnehin ein Problem damit haben hinauszugehen oder Leute zu treffen, fühlten sich temporär teilweise sogar besser, weil das Hinausgehen für alle beschränkt war.

 


Zunahme von Stress und Stresserkrankungen

 

Stress bringt im Körper einen biologischen Prozess in Gang: durch Ausschüttung von
sogenannten Stresshormonen (wie Adrenalin, Dopamin und Cortisol) sollen die erhöhten Ansprüche an uns bewältigbarer werden, indem unsere Muskulatur sich unwillkürlich anspannt oder unser Herzschlag schneller zu schlagen beginnt, um mehr Blut durch den Körper zu pumpen.

 

Seit jeher sorgen diese inneren Stressprogramme dafür, dass wir auch in Notfallsituationen physische und psychische Höchstleistungen vollbringen können: etwa um zu kämpfen, zu flüchten oder uns zu verstecken.

Stress ist an und für sich also nichts Schlechtes. Nicht nur Spitzensportler wissen, dass man unter Druck über sich hinauswachsen kann.

 

Der berühmte Stress-Forscher Hans Selye (1907 – 1982), übrigens ein Österreicher, unterschied zwischen Disstress (dis: schlecht, krankmachend) und Eustress (eu: gut, schön, gesund).

Disstress kann uns nicht nur die Lust am Arbeiten verderben; Stress, der negativ erlebt wird, wirkt sich auf unsere Leistungen aus und gefährdet die Gesundheit. Aber nicht alle gestressten Menschen werden krank!


Bereits vor der Coronakrise fühlten sich jedoch etwa 60 Prozent der Österreicher
beruflich oder privat gestresst. Ein knappes Viertel klagte sogar, sehr häufig gestresst zu
sein.

 

Chronische Stresszustände führen zu Infektanfälligkeit, Krankheiten und Krankenständen.

 

 

Jeder sechste Fehltag im Berufsleben soll stressbedingt erfolgen: Gründe sind etwa

 

  • psychische Belastung,
  • Aufregung,
  • Anspannung oder
  • Ängste.


Die Coronavirus-Krise hat das Gefühl, dass unsere Lebenswirklichkeit immer schneller
und hektischer wird, einerseits durch Homeoffice, Homeschooling, Arbeitslosigkeit,
fehlende Nähe und gleichzeitiger Kinderbetreuung zuhause (ohne rausgehen zu können
oder durch Großeltern entlastet zu werden) vor allem für Frauen und Alleinerzieher
erhöht.

 

Erschwerend kommt hinzu, dass man den eigenen und oft erhöhten Anforderungen schwer gerecht werden kann. Bereits junge Menschen erleben diesen gesellschaftlichen Druck, den man sich unwillkürlich auch selbst macht: man soll erfolgreich sein, man soll dem Partner gerecht werden, man soll im Fitnesscenter seinen "Beachbody" formen, man soll seine Freizeit gut nützen, man soll, man soll, man soll.

 

 

Die Erwartungen an sich selber sind heutzutage extrem hoch. Über 25 Prozent der
Hochschüler geben an, ihr alltägliches Stressniveau mit üblichen Entspannungsstrategien
(wie Hobbys, Bewegung oder Relaxen) nicht reduzieren zu können. Jeder Zweite soll
bereits therapeutische Hilfe in Anspruch genommen haben, um mit dem persönlichen
Stress-Level besser umgehen zu können.


Die Coronakrise, die für das private und soziale Umfeld eine Belastungsprobe darstellt,
erhöht das Stresserleben und damit auch die Anzahl von Menschen, die an einer
Stresserkrankung zu leiden beginnen.

 

Die Furcht vor einer Covid-19-Ansteckung oder die Erkrankung nahestehender Menschen mit möglicherweise tödlichen Folgen der Infektion lösen mentalen Stress aus.

 

Tagelang in den eigenen vier Wänden bzw. in zu kleinen Wohneinheiten mit denselben Personen zu verbringen, war (bzw. – etwa bei Dauerarbeitslosigkeit – ist) für viele eine Überforderung; Spannungen innerhalb der Familie, die Einschränkung sozialer Kontakte, der berufliche Druck, die plötzliche Arbeitslosigkeit oder finanzielle Sorgen erhöh(t)en den persönlichen Stress-Level zusätzlich.

 


Typische Symptome von Stresserkrankungen sind etwa

 

 

  • Schlafstörungen,
  • Rücken- oder Kopfschmerzen,
  • verstärktes Schwitzen,
  • kalte Hände oder kalte Füße.

 

Wer über einen langen Zeitraum beruflich oder privat Dauerstress erlebt, läuft Gefahr, an der bekanntestes Stresserkrankung zu erkranken: dem Burnout.

 

Bereits in jeder zweiten Firma soll es Mitarbeiter geben, die vom Arbeitsalltag überfordert sind, sich ausgebrannt und dauernd erschöpft fühlen.

Aber auch fortdauernde Unterforderungen können zur Ausschüttung von Adrenalin, Dopamin und Cortisol führen und Stress verursachen.

 

 

Wer im eigenen Alltag keine Erfüllung und keinen Sinn mehr findet, fühlt sich zumeinst
unterfordert und reagiert mit Energieverlust, Mutlosigkeit und Resignation. Signale des
sogenannten BOREOUT sind – ganz ähnlich wie beim Burnout – depressive Verstimmtheit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit.

 


Wer ist psychisch am stärksten belastet?

 

Menschen, die aus eher sozial oder ökonomisch benachteiligten Milieus kommen, spüren
die psychische Belastung durch die Coronakrise am stärksten. Sie sind auch stärker von
Jobverlust und Langzeitarbeitslosigkeit betroffen oder leiden häufiger als Personen aus
höher gebildeten Schichten unter psychischen Erkrankungen wie Angststörungen,
Depressionen oder Stresserkrankungen.


In den sogenannten Corona-Risikogruppen (wie die der älteren Menschen oder
Menschen mit Vorerkrankungen) wirkt verständlicherweise die Furcht besonders tief,
sich mit dem Coronavirus anzustecken. Psychisch belastet sich hier auch Beschäftige des
Gesundheitswesens und der Rettungsdienste vor allem in Ländern, die besonders von der
Coronakrise betroffen waren oder sind: wie Italien, Spanien, USA oder Brasilien.

 

 

So verweist etwa Devora Kestel, Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf
Berichte, wonach die Zahl der Suizide unter medizinischem Personal bereits zugenommen habe.


Auch Kinder und Jugendliche leiden in der Coronakrise stark unter mentalen Druck. So
verzeichnet "Rat auf Draht" einen Anstieg der Anrufe um 30 Prozent.


Alleinerzieherinnen und Frauen sind psychisch – wie erwähnt – sehr belastet, was sich
beispielsweise auch in einer Steigerung der Anrufe bei der Frauenhelpline um 50 bis 70
Prozent ausdrückt.


Auch für Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selber oder Personen, die äußerst
perfektionistisch veranlagt sind, wird der psychische Druck und der persönliche
Stresspegel nun eher noch stärker erlebt.


Der Höhepunkt der psychischen Belastung in der Bevölkerung kann aus fachlicher Sicht
aber erst erwartet werden – wie bisherige Wirtschaftskrisen und Umweltkatastrophen
zeigten, wenn das gewohnte Leben wieder in Gang kommt und die staatlichen Geldhilfen und gesellschaftlichen Unterstützungen verringert werden.


Die Coronakrise scheint für uns alle eine Herausforderung – sei es psychisch, sozial,
gesellschaftlich oder ökonomisch. Menschen reagieren jedoch sehr unterschiedlich auf
Krisen. 

 

In stürmischen Lebenszeiten scheinen einige Schutzwände zu bauen; andere
versuchen eher Windmühlen zu konstruieren. Und manche Menschen verwandeln sich zu lebendigen Windkraftwerken, die im Sturm regelrecht zu tanzen beginnen!


ZUM AUTOR

Robert Riedl, geboren 1972 in Wagna, arbeitet als Psychotherapeut (Systemische
Psychotherapie) in eigener Praxis in Graz. Er studierte Germanistik, Philosophie sowie
Erziehungs- und Bildungswissenschaften in Graz, Wien, Bremen und Maynooth (Irland).
Riedl war jahrelang Mitglied einer Forschungsgruppe für Biografieforschung und ist nach
Abschluss einer Höheren Technischen Lehranstalt auch Ingenieur für Nachrichtentechnik, die sich als Teilgebiet der Elektrotechnik mit der Aufnahme, Übertragung und Speicherung von Nachrichten und Informationen beschäftigt.
Robert Riedl schreibt Fachbücher, Arbeitsbücher und Belletristik. Der Buchautor
publizierte unter anderem im Hartmann & Stauffacher Verlag, in der edition a und im
Leykam Buchverlag.

 

© Foto: Peter Brandstätter

© Foto: Peter Brandstätter

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