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Laserakupunktur in der Frauenheilkunde

Laserakupunktur in der Frauenheilkunde

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Hannes Müller ist sowohl Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe als auch Facharzt für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie.
Zusätzlich bietet er in seiner Ordination in Schwaz (www.dr-mueller.at) traditionelle sowie moderne alternativmedizinische Methoden mit großem Erfolg für seine Patientinnen an. Dazu gehört eine neuartige Methode der Akupunktur, die Laserakupunktur.

 

CredoWeb: Was versteht man generell unter „Lasertherapie“ und welche Behandlungsarten gibt es?

 

 

PD Mag. Dr. Hannes Müller: Bei der Lasertherapie muss man grundsätzlich zwischen 2 Arten unterscheiden. Es gibt die High-Power-Laser und die Low-Level-Laser. High-Power-Laser sind sogenannte Lichtskalpelle, die in einem Operationsaal zum Einsatz kommen.


Mit Hilfe eines solchen Lasers ist man im Stande, menschliches Gewebe wie mit einem Skalpell zu schneiden.

 

 

Dann gibt es wie gesagt die sogenannte Low-Level-Lasertherapie, auch Soft-Laser-Therapie oder "Kalter Laser" genannt. Mit einem Low-Level-Laser kann man das jeweilige Gewebe zu verschiedenen Mechanismen anregen. Mit dieser Art von Laser lassen sich eine Vielzahl von körpereigenen Mechanismen anregen, sprich die Sauerstoffzufuhr und die Durchblutung werden verbessert und somit der natürliche Wundheilungsprozess unterstützt.

 

Mit einem Soft-Laser kann man somit zB Wunden, offene Stellen, Narben oder Geburtsverletzungen mit einer gewissen Dosierung bestrahlen. Das bewirkt folgendes:

 

  • Bessere und schnellere Wundheilung
  • Schmerzlinderung
  • Reduktion von Schwellungen
  • Infektionsrisiko wird minimiert

Durch eine solche Anregung körpereigener Mechanismen wird der (Wund-)Heilungsprozess durch das Laserlicht um ein Vielfaches verstärkt und beschleunigt.

 

Eine weitere Art der Lasertherapie stellt der sogenannte Laserpen dar. Diese Laserpens sehen wie Kugelschreiber aus und werden vielfach auch von Hebammen verwendet, da er für kleinere Wunden geeignet ist. Mit dem Laserpen kann man max. 1-2 cm² bestrahlen.

 

© PD Mag. Dr. Hannes Müller

 

 

Hier gibt es nun eine Weiterentwicklung – das Laser-Needle-System.

Man kann sich das Laser-Needle-System so vorstellen, wie wenn 12 Pens zusammengeschlossen sind, welche man auf einen sogenannten Dermaspot aufbringt. Dadurch kann man ein größeres Areal von ca. 3 -6 cm² auf einmal bestrahlen. Dieses System ist somit für größere Wunden wie zB nach einer Sectio (Kaiserschnitt) oder nach einer Brust-OP geeignet.

Die Wundheilung lässt sich damit deutlich beschleunigen und die Narbenbildung dementsprechend verbessern.

© PD Mag. Dr. Hannes Müller

 


Die nächste große Einsatzmöglichkeit ergibt sich dadurch, dass man das Laserlicht in der Akupunktur verwenden kann.

Man kann spezifische Akupunkturpunkte, die sich, wie auch bei der herkömmlichen Akupunktur, auf definierten Meridianen am Körper befinden, mit dem Softlaser-Licht stimulieren. Genauso wie wenn ich eine Akupunkturnadel durch die Haut steche, kann ich diesen Punkt unter der Haut mit einem Laserstrahl stimulieren. Dies hat absolut die gleiche Wirkung wie mit der Akupunkturnadel.

 

© laserneedle.eu

 

 

Hierzu gibt es übrigens schon genügend Studien. Das Laser-Needle-System ist mit der klassischen Akupunktur gleichzusetzen und kann für alle Einsatzbereiche, in denen auch die klassische Akupunktur zum Einsatz gebracht wird, verwendet werden.

 

Speziell wenn jemand Angst vor Nadeln hat (zB Kinder und Jugendliche), dann bietet die Laserakupunktur natürlich einen großen Vorteil.

 


 

Auch in der Ohrakupunktur kann ein Laserpen oder auch das Laser-Needle-System sehr gut zum Einsatz gebracht werden.

 


Auch ein toller Vorteil des Laser-Needle-Systems ist, dass man 12 Akupunkturpunkte gleichzeitig laserakupunktieren kann, da das System 12 Ausgänge hat. Mit dem Laserpen ist es etwas schwieriger, da man die Akupunktur-Punkte nur nacheinander stimulieren kann.

 

 

CredoWeb: Bei welchen Beschwerden kommt die Laserakupunktur zum Einsatz?

 

 

PD Mag. Dr. Hannes Müller: Heutzutage ist es in der Gynäkologie oftmals so, dass sich viele Patientinnen hormonfreie Therapien bei Regelbeschwerden, PMS (= Prämenstruelles Syndrom), Kinderwunsch, Wechselbeschwerden etc. wünschen. Damit ist man bei den medikamentösen Möglichkeiten sehr eingeschränkt.
 

Der gängigste Therapieansatz zur Behandlung von Regelbeschwerden besteht im Einsatz einer Pille. Wenn das die Patientin jedoch nicht möchte, was heutzutage immer häufiger der Fall ist, wird die Wahl der Behandlung schon schwieriger.

 

 

Dann gibt es eigentlich nur mehr eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln oder pflanzliche Arzneien. Hier ist die gesamte TCM (= Traditionell Chinesische Medizin), in diesem Falle jetzt die klassische Akupunktur, aber nun auch die Laserakupunktur eine sehr erfolgreiche Alternative.

 

 

CredoWeb: Wirkt die Laserakupunktur anders, wie die traditionelle Akupunktur?

 

PD Mag. Dr. Hannes Müller: Wie schon gesagt, funktioniert die Laserakupunktur ident gut wie die klassische Akupunktur. Es ist grundsätzlich nichts Neues, sondern einfach eine andere Stimulationsmöglichkeit.

Das Gute an den Studien betreffend des Laser-needle-Systems ist, dass man damit auch indirekt noch einmal die Effektivität der Akupunktur im Allgemeinen bewiesen hat.

 

Der Patient erhält bei diesen Studien eine Brille, welche das Laserlicht filtert und somit unsichtbar macht. Die Brille dient hierbei dem Schutz der Augen. Das bedeutet, dass ein vermeintlicher Placebo-Effekt, aufgrund des roten Laserlichts in diesem Fall nicht gegeben sein kann, weil der Patient das Licht weder sehen noch spüren kann, da man hier nicht mit Nadeln arbeitet.

 

Bei der klassischen Akupunktur verspürt man nach dem Nadeleinstich u.U. ein dumpfes Ziehen (sog. „De-Qi-Gefühl“). Bei der Laserakupunktur ist es so, dass diese Stimulation über die Zeit passiert. Dh die Therapie dauert ca. 20 min. und über diesen Zeitraum hinweg werden die Akupunkturpunkte dauerhaft durch das Laserlicht stimuliert. Ganz selten kann man ein gewisses Empfinden direkt an den Punkten auslösen.

 

Bei der klassischen Akupunktur erfolgt das Stimulieren spezifischer Punkte auf einem Meridian mit dem Einstich durch die Haut und mit dem Auslösen des sog. „De-Qi-Gefühls“ - bei der Laserakupunktur erfolgt die Stimulation der Punkte unter der Haut durch eine längere "Einwirkzeit" des Lasers über 20 Minuten.

 

 

CredoWeb: Bei welchen gynäkologischen Erkrankungen oder Symptomen haben Sie besonders gute Erfahrungen mit der Laserakupunktur gemacht?

 

 

PD Mag. Dr. Hannes Müller: Vor allem für Patientinnen im Alter zwischen 15 und 20, wenn man keine Pille zum Einsatz bringen will, ist die Laserakupunktur eine sehr gute Alternative bei der Therapie von Regelbeschwerden.

 

Probleme rund um die Brustdrüse wie etwa Brustentzündungen beim Stillen, allgemeine Probleme beim Stillen, Milcheinschuss bzw. zu wenig Milch etc. sind ebenfalls sehr gut mit dieser Therapie behandelbar. Bei uns in der Praxis arbeite ich mit Hebammen zusammen. Bei Bedarf können wir somit solche Beschwerden auch im Team behandeln.

Die Nachfrage nach hormonfreien Therapieoptionen steigt stetig und hier muss man als Facharzt Alternativen anbieten können, anstatt sagen zu müssen, ohne den Einsatz von Hormonen kann ich Ihnen nicht helfen.

 

Ich bin mit meinen Facharztausbildungen in Gynäkologie und Geburtshilfe, sowie Chirurgie eigentlich sehr westlich orientiert.

Nachdem ich das aber schon 20 Jahre mache, habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass es viele Dinge gibt, die man weder mit dem Skalpell noch mit irgendwelchen Medikamenten lösen kann.

 

Für mich persönlich war die Ausbildung in klassischer Akupunktur eine sehr interessante Erfahrung. Und ich bin sehr froh darüber, dass ich mein Angebot in der Praxis dementsprechend erweitern konnte und einem ganzheitlichen Therapieansatz, der weder westliche noch alternativmedizinische Therapiemöglichkeit ausschließt, dadurch nähergekommen bin.

Der Grund für die Zusatzausbildung in der TCM bzw. Akupunktur war, weil ich Leuten auch außerhalb der klassischen Gynäkologie und Chirurgie helfen möchte.

 

Ideal ist, dass man beides kombinieren kann und somit kein Gegeneinander herrscht. Vielfach ist die Alternativmedizin auch eine Ergänzung. Das eine geht, meiner Meinung nach, oft nicht ohne das andere.

 

Es gibt Dinge, die man operieren oder medikamentös behandeln muss, da führt kein Weg daran vorbei. Dieses Zusatzgebiet bietet jedoch viele Optionen als Ergänzung oder auch als Alternative der westlichen Medizin.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

TITELBILD: © PD Mag. Dr. Hannes Müller

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