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Weltdiabetestag: Aufruf zu regelmäßiger Medikamenteneinnahme und Kontrollen

Weltdiabetestag: Aufruf zu regelmäßiger Medikamenteneinnahme und Kontrollen

Auch in Zeiten der durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdowns appellieren ExpertInnen der MedUni Wien anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November 2020 an DiabetikerInnen, nicht auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und auf ärztliche Kontrollen zu verzichten. Das Aussetzen von Behandlungen und Untersuchungen erhöht die gesundheitlichen Risiken, wie eine aktuelle Datenauswertung der MedUni Wien ergeben hat.

 

In Österreich sind derzeit rund 750.000 Menschen von Typ 2 Diabetes mellitus betroffen. „Diabetes-Betroffene gehören aufgrund ihrer Krankheit zu den Covid-19-Risikogruppen mit schwererem Krankheitsverlauf und höherer Sterblichkeit. Sie sollten besonders vorsichtig sein“, stellt die Stoffwechselexpertin Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien fest, „aber auch in der Corona-Pandemie sollten Betroffene nicht auf die regelmäßige Einnahme von Diabetes-Medikamenten und ärztliche Kontrollen verzichten. Eine schlechte Stoffwechseleinstellung erhöht das Risiko!“

 

Diabetes-Pandemie mittels epidemiologischer Ausbreitungsmodelle „modelliert“

Alexandra Kautzky-Willer und Peter Klimek vom Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien werteten Krankheitsfälle von DiabetikerInnen in Österreich aus. Die Daten wurden vom Dachverband der Sozialversicherungsträger zur Verfügung gestellt.

 

Mittels epidemiologischer Ausbreitungsmodelle, wie sie für Virus-Epidemien verwendet werden, analysierten die ForscherInnen die Krankheitsgeschichten von österreichischen Diabetes-PatientInnen (meist im Alter über 50 Jahre) im Zeitraum von 2012 bis 2017 und modellierten somit die laut Kautzky-Willer „österreichische Diabetes-Pandemie“. Als DiabetikerInnen wurden all jene Personen definiert, die anti-diabetische Verschreibungen einlösen bzw. zu regelmäßigen HbA1c-Kontrollen (Messung der Blutzuckerwerte) gehen.

 

Aussetzen von Medikationen erhöht Sterberisiko

Neben dem bereits bekannten Ost-West-Gefälle in Österreich, wonach es deutlich mehr DiabetikerInnen in Wien/Niederösterreich/Burgenland gibt als in den westlichen Bundesländern, zeigte sich auch, dass immer mehr jüngere Frauen (30 bis 40 Jahre) an Diabetes erkranken. „Bei einer Dreiviertelmillion Betroffenen können wir tatsächlich von einer Diabetes-Epidemie in Österreich sprechen“, erklärt Kautzky-Willer. Aber unsere Berechnungen zeigen auch, dass die Zahl der Neuerkrankungen derzeit auf hohem Niveau stagniert bzw. vor allem bei den Älteren leicht rückfällig ist.“

 

Es wurde aber auch deutlich, dass im untersuchten Zeitraum – also schon vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – rund ein Viertel mindestens ein Jahr entweder auf die Einnahme der Medikamente verzichtete oder die regelmäßigen Kontrollen nicht einhielt. Und die Folgen werden ebenfalls sichtbar. „Unsere Zahlen zeigen, dass diese inkonsistente Gruppe ein höheres Sterberisiko aufweist als jene, die sich an Medikationen und Kontrollen halten“, erklärt Kautzky-Willer und appelliert daher, auch in Zeiten von Corona die Medikamente einzunehmen und regelmäßig die Blutzuckerwerte checken zu lassen. „Im Fall einer aktiven Infektion kann eine Anpassung der Diabetesmedikation nötig werden, was oft telemedizinisch geklärt werden kann.“

 

Die Ergebnisse der Studie wurden bei der vergangenen ÖDG-Jahrestagung (Österreichische Diabetes Gesellschaft) präsentiert und befinden sich gerade im Prozess der Publikation in einem wissenschaftlichen Journal.


Rückfragen bitte an:

Mag. Johannes Angerer

Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: 01/ 40 160-11501

E-Mail: pr@meduniwien.ac.at

Spitalgasse 23, 1090 Wien

www.meduniwien.ac.at/pr


Mag. Thorsten Medwedeff

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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E-Mail: pr@meduniwien.ac.at

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Medizinische Universität Wien – Kurzprofil

Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 26 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.

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