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COVID-19: Mein Leben nach der Diagnose

COVID-19: Mein Leben nach der Diagnose


Nicole H. (35) aus Graz erzählt Ihre Geschichte ...

 

 

CredoWeb: Wie lange ist deine COVID-19-Infektion nun her, wie war der Ablauf vom Verdacht bis zur Diagnose und wie ist es dir mit dieser Diagnosestellung ergangen?



Nicole H.: Das positive Testergebnis habe ich am Sonntag, dem 12.12.2020 erhalten.

Zwei Tage zuvor hat alles mit sehr intensiven Kopfschmerzen begonnen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir allerdings noch nicht viel dabei gedacht, da ich öfters an Kopfschmerzen leide. Allerdings fühlte ich mich bis zum späten Nachmittag hin extrem matt und verspürte absolut keinen Appetit, was wirklich ein eigenartiges Zeichen war, da ich so gut wie nie mit Appetitlosigkeit zu kämpfen habe.


 Bis zum späteren Abend fühlte ich mich dann wie erschlagen, aber da es eine sehr stressige Arbeitswoche war, habe ich das nicht weiter hinterfragt.

 

 

Am Samstagmorgen, also sprich 1 Tag bevor ich positiv getestet wurde, bin ich mit intensiven Beschwerden bzw. Symptomen aufgewacht. Von hohem Fieber mit 39,5°C, extremen Kopf- und Gliederschmerzen, trockenem Husten und eben diese intensive Abgeschlagenheit, war alles dabei. Ich habe dann sogleich einen Antigen-Schnelltest gemacht, welchen ich bereits zuhause hatte. Dieser hat sofort reagiert und war positiv.

Im ersten Moment dachte ich mir natürlich sofort "Oh Gott, passiert das jetzt wirklich?“ Ich muss zugeben, da geht einem schon ein kalter Schauer über den Rücken und man ist wie erstarrt.

 

 

Nach dem ersten Schock habe ich dann aber gleich die Telefonnummer 1450 angerufen.

Ich musste bei der Hotline zwar etwas länger warten, bis ich durchgekommen bin, habe aber dann sofort am gleichen Tag am Vormittag einen Termin bei der Teststraße bei der Messe Graz zugeteilt bekommen.

 

Am Sonntag, dem 12.12.2020 am Abend habe ich dann das endgültige positive Testergebnis bekommen, war aber bereits nach meinem 1. Antigen-Schnelltest in Quarantäne.

 

 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer noch die Hoffnung, dass der Test vielleicht doch negativ ausfallen wird und es eventuell nur eine normale Grippe oder eine andere Erkrankung ist.

 

Als ich das positive Testergebnis der Teststraße bekommen habe, war ich im ersten Moment doch ziemlich erschüttert und konnte meine Tränen nur schwer zurückhalten, weil ich nun nicht genau wusste, was passieren wird und was jetzt auf mich zukommt.

 

Bis zu diesem Zeitpunkt fühlte sich COVID-19 wie eine gewöhnliche Grippe an.

 

 

CredoWeb: Wurdest du innerhalb der Quarantäne gut betreut?



Nicole H.: In der Quarantäne bin ich an sich sehr gut betreut worden. Am Montag, dem 13.12.2020 hatte ich das Gespräch mit der Gesundheitsbehörde und habe alle relevanten Infos erhalten und alle Fragen, die für mich im Raum standen, wurden beantwortet.

 

Ich habe mich also sehr gut betreut gefühlt und hatte auch die Möglichkeit, jederzeit nachzufragen, wenn für mich etwas unklar war zB beim Erstellen der Listen meiner Kontaktpersonen. Betreffend meiner Betreuung und der gesamten Organisation von Test & Co. hat alles einwandfrei funktioniert.

 

 

CredoWeb: Wie war dein weiterer Krankheitsverlauf & wie geht es dir aktuell?

 

 

Nicole H.: Bei mir war es dann leider doch so, dass ich einen intensiven Verlauf der Infektion hatte.

 

Nachdem ich also anfangs dachte, dass sich die Krankheit wie eine „normale“ Grippeerscheinung äußert, haben sich die Tage darauf leider viele andere Symptome, die für COVID-19 typisch sind, dazu gebildet von Geschmacks- und Geruchsverlust bis hin zu hohen Fieberschüben, Schwindel, Übelkeit und diese extreme Erschöpfung.

Ich habe in dieser Zeit so viel geschlafen, wie noch nie zuvor. Mein Kreislauf spielte verrückt, ich war schwach und antriebslos, die einfachsten Handgriffe wurden zur Herausforderung. Auch nach 12-14 Stunden Schlaf, fühlte ich mich total erschlagen und KO.

 

Die schlimmsten Beschwerden waren jedoch die massiven Atemprobleme.

 

Ich habe teilweise bemerkt, dass meine Bronchien verschlossen sind, habe hierfür aber entsprechende Medikamente und auch Thrombosespritzen zur Vorbeugung bekommen.

 

Die Betreuung seitens der Ärzte war zwar sehr gut, jedoch musste ich täglich einen Marathon an Symptomen hinter mich bringen. Mit jedem Tag, der vorüberging, hatte ich die Hoffnung, dass es mir besser geht – jedoch war dem leider nicht so.

 

Aufgrund der intensiven Beschwerden hatte ich dann auch mit entsprechenden Angsterscheinungen zu kämpfen. Aufgrund der Atembeschwerden und dem beklemmenden Gefühl war es mir nicht möglich im Liegen zu schlafen, ich verbrachte die Nächte auf der Couch und versuchte sitzend zu schlafen – in dieser Zeit bekam ich es mit der Angst zu tun.

 

Zusätzlich fehlten die sozialen Kontakte, was das Ganze nicht gerade erleichtert hat.

 

Meine Quarantäne dauerte offiziell bis 24.12.2020. Allergings bin ich weiterhin freiwillig zuhause geblieben, da ich einfach noch nicht fit war und auch noch an diversen Symptomen litt. Ich fühlte mich einfach noch nicht wohl und wollte niemanden im Umkreis einer Gefahr aussetzen. Meine Eigeninitiative war es dann, mich selbst über die Feiertage unter, quasi selbstauferlegten Zusatzquarantäne, zu stellen.

 

Die Ärztechecks wurden nach den Feiertagen durchgeführt, welche leider nicht sehr gut ausfielen. Im Jänner bin ich dann außerdem an einer starken Bronchitis erkrankt – eine Folgeerscheinung von Corona.


Das war eine zusätzliche körperliche, wie psychische Belastung, welche noch einige Zeit angehalten hat und die Atembeschwerden intensiviert hat.

Zur Verbesserung meines Gesundheitszustandes und zur Steigerung des Wohlbefindens wurden mir Vitamin-C-Infusionen empfohlen, welche ich nach wie vor in Abständen erhalte und mir auch gut tun.


Ich merke allerdings deutlich, dass meine Atemfunktion bei kleineren Anstrengungen nicht so vorhanden ist wie gewohnt und dass ich schnell erschöpft bin – ich fühle mich einfach anders als zuvor.  

 

Ein weiterer interessanter Fakt ist, wie sich mein Essverhalten im Laufe der Erkrankung verändert hat. Begonnen hat es damit, dass ich in der ersten Phase der Erkrankung wirklich kaum Appetit hatte. Obwohl mein Geschmacks- und Geruchssinn quasi nicht vorhanden war, habe ich einen extremen Ekel vor gewissen Lebensmitteln verspürt, die ich ansonsten irrsinnig gern hatte. Ich musste mich teilweise zwingen, überhaupt etwas zu essen. Ich schmecke und rieche aber mittlerweile wieder ganz normal - das hat sich innerhalb von 2 Wochen wieder normalisiert.

 

Nach wie vor habe ich also sehr intensive Nachwehen, die sich mit Müdigkeit, extremer Erschöpfung und starker Migräne zeigen. Ich bin teilweise so derartig müde, dass ich meine Augen kaum offenhalten kann. Autofahren wäre in diesem Zustand aufgrund mangelnder Konzentration absolut nicht möglich. Ein Zustand, der mir davor unbekannt war.

 

Diese „Post-COVID-Symptome“ kommen nach wie vor in Kurven. Es ist also ein ständiges Auf und Ab.

 

Wenn ich eine stressigere Phase habe, merke ich sogleich, dass es mich körperlich wieder zurückwirft und/oder ich extrem starke Migräneanfälle bekomme.

Zum Beispiel hatte ich innerhalb einer sehr arbeitsintensiven Woche gleich mit 4 Migräneanfällen zu kämpfen, es wäre in diesem Zustand nicht mehr möglich gewesen, den Arbeitsalltag zu meistern und eine erneute Ruhephase war nicht zu umgehen.

 

 

Ich habe mir wirklich alle Mühe gegeben und alles dafür getan, dass es mir wieder besser geht – und das tue ich auch jetzt noch!


 

CredoWeb: Was hat sich für dich psychisch, sowie körperlich seit der Infektion verändert?

 

 

Nicole H.:

 

Hierzu muss ich ganz ehrlich sagen, dass Corona für mich auch einen positiven Effekt hatte. Und zwar, dass ich wieder gelernt habe, was es heißt, gesund zu sein und was Gesundheit für einen Stellenwert hat. Gesundheit hat bei mir definitiv den 1. Platz eingenommen.

 

Ich habe zwar vor meiner COVID-19-Infektion auch immer gesagt, dass Gesundheit das Wichtigste sei, aber wie wir das alle kennen, wenn man keine Beschwerden hat und man gesund ist, dann hinterfragt man das nicht wirklich, sondern lebt einfach.

 

Durch das Durchmachen der Erkrankung habe ich gelernt, generell besser auf mich und auf meinen Körper zu hören, wirklich auf mich zu achten und diesen Selbstrespekt sehr stark zu leben. Aus dieser Perspektive betrachtet, habe ich jetzt wirklich ein ganz anderes Lebensgefühl, weil ich das Leben an sich einfach mehr schätze.

 

Diese Lebensqualität oder besser gesagt Erkenntnis, die sich damit mitentwickelt hat, empfinde ich als sehr wertvoll. Man überschreitet seine Grenzen oft so immens und hört dabei nicht auf seinen Körper. Seither schätze ich die Gesundheit und die einfachen Dingen, die man zuvor als selbstverständlich wahrnimmt, umso mehr.

 

Wenn man gesund ist, steht einem die Welt offen, ohne Gesundheit…


 

CredoWeb: Wer betreut dich in dieser Post-Covid- bzw. Long-Covid-Phase?

 

 

Nicole H.: Hierzu muss ich ein großes Lob an meine Hausärztin aussprechen. Sie hat mich von Anfang an sehr gut informiert und über meine Bedenken und jetzigen Symptome irrsinnig gut aufgeklärt. Da fühle ich mich sehr gut aufgehoben.

 

Ich hoffe, dass ich die noch vorhandenen Symptome bald überwinde und wieder in meine ganze Kraft und Energie komme!

 

FAZIT:

 

Man muss auf seinen Körper hören und ihm die Zeit geben, um wieder fit zu werden. Ein wesentlicher Faktor ist, dass man die Krankheit keineswegs unterschätzen darf. Ich muss zugeben, dass ich so etwas noch nie in meinem Leben erlebt habe und hoffe, dass ich das auch nie wieder muss!

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

 

 

 

 

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