Prof. Dr. med. Markus M. Metka ist nicht nur Frauenarzt und Hormonspezialist, sondern auch Präsident der Österreichischen Anti-Aging-Gesellschaft und Präsident der Österreichischen Meno- und Andropause-Gesellschaft. Er wird in Fachkreisen zu Recht „Anti-Aging-Papst“ genannt, da er mehr als 300 wissenschaftliche Publikationen veröffentlichte und zahlreiche Bücher zu diesem Thema verfasste.

CredoWeb: In Fachkreisen nennt man Sie den „Anti-Aging-Papst". Warum ist dieses Thema von besonderem Interesse für Sie als Gynäkologe?

Prof. Dr. Markus M. Metka: Zwei Dinge haben mich zum Thema Anti-Aging geführt.

1.  Mein Aufenthalt in den USA:

In den 1970er Jahren war ich aufgrund meiner Ausbildung für eine längere Zeit in den USA. Dort fanden die ersten Kongresse zum Thema Anti-Aging statt. Es waren ca. 150 Leute bei diesem ersten Anti-Aging-Kongress in Las Vegas anwesend und ich war einer von ihnen.

Bei uns in Österreich war diese Thematik damals noch völlig unbekannt. Das hat sich mittlerweile sehr verändert. Bei demselben Kongress nehmen heutzutage über 3000 Leute teil.

Man kann über die US-Amerikaner sagen was man will, jedoch sind sie unserer Zeit, in den guten, wie auch in den schlechten Dingen, immer voraus.

Osteoporose-Prophylaxe ebenso wie die Hormonsubstitution habe ich erstmalig dort kennenglernt und habe diese neuen Entwicklungen aus den USA zu uns nach Wien gebracht.

2.  Der Gynäkologe & die Hormone

Ein Gynäkologe beschäftigt sich selbstverständlich auch mit Wechselbeschwerden. Ich habe eine Ambulanz für klimakterische Beschwerden am AKH Wien gegründet und habe nach einiger Zeit erkannt, dass hier ein Zusammenhang zu Anti-Aging besteht. Ich habe gesehen, wie durch die richtige Hormonsubstitution bei Frauen unglaublich viel im Sinne von Anti-Aging zu erreichen ist.

Frauen sehen mit der richtig eingestellten Hormonsubstitution schlichtweg 10 Jahre jünger aus.

Wobei ich relativ früh erkannt habe, dass eine andere, sehr wichtige Säule betreffend Gesundes Altern, die Ernährung ist.

Die 5 Anti-Aging-Säulen sind:

1. Ernährung
2. Bewegung
3. Umwelt
4. Spiritualität (Psychoneuroimmunologie)
5. Hormone

CredoWeb: Welche Fehler im Umgang mit unserem Körper machen wir, sodass wir sogar schneller altern?

Prof. Dr. Markus M. Metka: Die meisten Fehler machen wir eindeutig bei unserer Ernährung.

Ganz vereinfacht gesagt, sind es diese drei Hauptfehler:

Zu viel Salz!

Zu viel Zucker!

Zu viel schlechte Fette!

Hierzu möchte ich gerne Michael Poland (amerikanischer Wissenschaftsjournalist) zitieren. Auf die Frage hin, was gesunde Ernährung ist, hat er es auf typisch amerikanische Weise, auf einen sehr einfachen Nenner gebracht:

Eat food. Not too much. Mostly plants.

Eat Food (= ernähre dich von „echten“ Lebensmitteln): Damit meint Poland, dass man keine verarbeiteten Lebensmittel zu sich nehmen soll, wie zB Fertigprodukte.

Not too much (= nicht zu viel): Zum Beispiel sollte man hin und wieder das Abendessen weglassen.

Mostly plants (= hauptsächlich pflanzenbasiert): Das ist ein wichtiger Satz.

Hierzu gibt es beinharte Studien, die eindeutig beweisen, dass eine Ernährung auf Pflanzenbasis sicherlich das gesündeste ist.

CredoWeb: Welche Faktoren spielen beim „Gesunden Altern" die wichtigste Rolle?

Prof. Dr. Markus M. Metka:

Bevor wir uns die 5 Anti-Aging-Säulen genauer ansehen, vorweg ein kurzer Ausflug in die Genetik.

Die Genetik spielt eine wichtige Rolle, jedoch wurde dieser Punkt früher überschätzt. Man hat geglaubt, dass ca. 70% genetisch bedingt sind, sodass wir gar nicht wirklich viel Einfluss auf unseren Körper nehmen können.

Das hat sich jedoch nicht als richtig erwiesen. Es ist nämlich so, dass es ca. 20-30 % sind, was die Genetik bestimmt, mehr nicht.

70% sind also epigenetisch, was bedeutet wir können aktiv etwas beeinflussen.

1. Säule ERNÄHRUNG (größte und wichtigste Säule)

Hier möchte ich als Grundprinzip erneut auf dieses Zitat verweisen: „Eat food. Not too much. Mostly plants.“.

Ideale Anti-Aging-Ernährungsformen:

Bei der traditionell mediterranen und auch der traditionell asiatischen Küche kann man eigentlich nichts falsch machen. Die Japaner haben beispielsweise die höchste Lebenserwartung.

Eiweiß, Kohlehydrate, Fette & Pflanzeninhaltsstoffe:

EIWEISS:

Unser Körper benötigt unabdinglich Eiweiß. Bei der ersten Mahlzeit des Tages sollte man ausreichend Eiweiß zu sich nehmen, gerne in Form von pflanzlichem Eiweiß wie zB Hülsenfrüchte (Kichererbsen & Co.) oder zB in Form von Eiern.

Das Ei hatte einmal einen schlechten Ruf, aber 1 Ei am Tag halte ich für die ideale Eiweißquelle. 10 Eier/Tag sind natürlich schlecht. Wie bei allem, macht die Dosis das Gift.

Tofu ist auch eine wunderbare Eiweißquelle und es ist ein schönes Beispiel, was für eine hohe ernährungsmedizinische Kultur die Japaner haben.

Oft sind Lebensmittel, die fermentiert wurden, viel gesünder. Meiner Einschätzung nach ist es die Zukunft, dass mehr auf fermentierte Lebensmittel geachtet wird.

Die Milch an sich, ist als solche nicht wirklich ein Anti-Aging-Lebensmittel, aber wenn die Milch zB mit Laktobazillen fermentiert wird und daraus Joghurt entsteht, dann ist das ein hochinteressantes Lebensmittel und absolut Anti-Aging!

Diese Milliarden Laktobazillen, die im Joghurt enthalten sind, haben einen unglaublichen Gesundheitsaspekt für das Immunsystem.

Pflanzliches Eiweiß ist wesentlich gesünder als tierisches Eiweiß und ist somit auch mehr Anti-Aging. Tierisches Eiweiß ist etwas problematisch. Die einzigen tierischen Eiweißquellen, welche tatsächlich gesund und Anti-Aging sind, sind Joghurt und Fisch!

Noch ein Satz zum tierischen Eiweiß:

Der Sonntagsbraten geht in Ordnung, aber bitte essen Sie nicht jeden Tag Fleisch!

Das ist meine Botschaft - die nächste ist von Konfuzius:

"Wenn du Fleisch isst, dann iss Fleisch von Tieren entweder mit zwei Beinen oder keinen Beinen!"

Damit meint er Geflügel und Fisch.

KOHLEHYDRATE:

Auch hier gibt es gute und schlechte Kohlehydrate. Das schlechteste Kohlehydrat ist unumstritten der ZUCKER.

Ein zu viel an Zucker bewirkt das Gegenteil von Anti-Aging - nämlich Pro-Aging. Das weiß man mittlerweile sehr genau.

Es gibt einen amerikanischen Dermatologen, der ein Buch mit der Botschaft, Wenn Sie 30 Tage keinen Zucker essen, sehen Sie 10 Jahre jünger aus, verfasst hat und ich kann unterschreiben, dass das stimmt!

Zucker lässt die Haut altern und kann Altersflecken verursachen.

Die Kohlenhydrate, die man erst aufschlüsseln muss, wie zB Ballaststoffe, sind wesentlich gesünder. Das ist auch eine Form von "Zucker", jedoch gelangt dieser nur ganz langsam ins Blut.

Noch schlechter als der Haushaltszucker, ist übrigens die Fruktose (= Fruchtzucker) welche leider in zahlreichen Fertigprodukten enthalten ist.

FETTE:

Meiner Meinung nach gibt es Engelsöle und Teufelsfette.

Ein gesundes Engelsöl ist zB das Olivenöl.

Teufelsfette, mit denen man sich langsam und sicher umbringen kann sind zB die sogenannten Transfette, welche in Fast Food, Fertigprodukten und Backwaren wie Donuts und Croissants enthalten sind.

Über hochwertiges Olivenöl könnte ich stundenlang schwärmen, weil es so gesund ist. Hier gibt es bereits sehr viele tolle Studien und alle unterstützen die Gesundheitswirkung von diesen einfach ungesättigten Fetten wie das Olivenöl. In einem hochwertigen Olivenöl sind ebenso Polyphenole, sprich Pflanzeninhaltsstoffe, enthalten.

Alles in allem kann man Olivenöl als ein Anti-Aging-Medikament bezeichnen, wenn man so will.

Folgende Öle sind neben dem Olivenöl auch sehr wirksam und gesund:

• Hanföl
• Nussöl
• Leinöl
• Rapsöl

Öle die viel Omega-6-Fettsäruen enthalten, bitte meiden! Omega-6 wirkt entzündungsfördernd! Ein Beispiel ist das Sonnenblumenöl.

Wie schon gesagt, sind die schlechtesten Fette und die schlechtesten Öle die sogenannten Transfette (= Teufelsfett), die auch teilweise schon verboten werden, die aber leider weiterhin oft noch, zB in Kokosfett, enthalten sind.

PFLANZENINHALTSSTOFFE:

Eigentlich handelt es sich hierbei um Substanzen, die Pflanzen nutzen, um sich gegen schädliche Dinge zu wehren. Wir sprechen hier von Substanzen wie dem Resveratrol oder Lycopin - das sind alles pflanzliche Abwehrstoffe. Interessanterweise sind diese Pflanzenabwehrstoffe auch bei uns Menschen gegen freie Radikale wirksam.

Aufgrund dieser Pflanzeninhaltsstoffe (= Polyphenole) ist eine pflanzenbasierte Ernährungsform so gesund.

Es gibt zwei Dinge, die den Alterungsprozess fördern:

Das eine ist die chronische Entzündung, die sogenannte Silent Inflammation. Das sind Entzündungsvorgänge im Körper, die nicht schmerzhaft sind und die man womöglich erst bemerkt, wenn etwas passiert wie zB ein Herzinfarkt oder das Ausbrechen der Alzheimer-Krankheit.

Das andere sind die freien Radikale.

Es ist faszinierend, dass diese Pflanzeninhaltsstoffe diese freien Radikale binden und Entzündungen reduzieren können. Ganz, ganz wichtig sind in diesem Zusammenhang Gewürze und Kräuter.

Hierzu ein aktuelles Beispiel – Majoran:

Neueste Studien belegen, dass wenn man pro Tag einen halben Teelöffel Majoran zu sich nimmt, es genügt, um eine ausreichende antioxidative Potenz über den ganzen Tag zu haben.

Majoran hat ebenso eine entzündungshemmende Wirkung.

Hier auch noch ein Wort zur Gewürznelke. Inder trinken morgens warmes Wasser mit 1 Gewürznelke. Ich habe immer gedacht, dass sie dies für den Geschmack tun, jedoch hat dies einen anderen Hintergrund. Diese 1 Gewürznelke erreicht eine antiinflammatorische (= entzündungshemmend) Wirkung für den ganzen Tag.

2. Säule BEWEGUNG:

Pro Tag sollte man ca. 10.000 Schritte machen - das wäre ideal. Marschieren gehört zu den gesündesten Bewegungsformen im Anti-Aging-Bereich. Radfahren ist ebenfalls sehr gut.

Leistungssport oder Übertreibungen in jeglicher Form sind schlecht bis sehr schlecht.

Marathonläufer sehen beispielsweise alle nicht so wirklich gesund und jung aus. Das ist auch nicht gesund - hierzu gibt es genügend Studien. Hierbei wird nämlich diese Silent Inflammation (= stille Entzündungsreaktion) gefördert und das lässt uns schneller altern.

Deswegen BEWEGUNG JA, UNBEDINGT - SPORT NEIN. Bei Sport besteht immer die Gefahr, dass man übertreibt. 

3. Säule UMWELT

Der richtige Umgang mit unserer Umwelt ist aktueller denn je. Jeder einzelne sollte diese Thematik ernst nehmen und sich engagieren.

4. Säule PSYCHONEUROIMMUNOLOGIE (Spiritualität):

Das Anti-Aging der Seele spielt eine ganz wesentliche Rolle.

Hierzu zwei Zitate:

Ab 50 ist jeder selbst für sein Gesicht verantwortlich.

Es ist der Geist, der sich den Körper formt. (Schiller)

Das bedeutet, wenn ich nur auf der Börse spekuliere und der Gier nacheifere, dann schaue ich auch dementsprechend so aus.

5. Säule HORMONE:

Wie bereits gesagt, kann man mit der richtig eingestellten Hormonsubstitution sehr viel im Bereich des Anti-Agings erreichen.

CredoWeb: Ist eine vegetarische Ernährung von Vorteil? Wie sieht es mit einer veganen Ernährungsform aus?

Prof. Dr. Markus M. Metka:

Vegetarisch ohne Zweifel JA - Vegan ist etwas problematischer.

Meiner Empfehlung nach würde ich das Bio-Ei, fermentierte Milchprodukte, wie zB Joghurt und Fisch im Speiseplan lassen - und der Rest sollte sich aus veganen Lebensmitteln zusammensetzen.  Das ist wahrscheinlich das gesündeste, was wir machen können.

CredoWeb: Bitte geben Sie uns ein paar wertvolle Tipps zum gesunden Altern!

Prof. Dr. Markus M. Metka:

1. Betreffend Ernährung habe ich mir am leichtesten getan zuerst einmal alle gezuckerten Getränke zu verbannen.
   
   
   

   Das ist eine wichtige und machbare Umstellung!
   
   
   

   
   Es ist völlig unnötig seinen Durst mit gezuckerten Getränken zu stillen. Diese gezuckerten Softdrinks sind auch oft schuld daran, dass die Jugend übergewichtig wird.
   
   
   
2. Räumen Sie alle Teufelsfette weg & machen Sie Platz für Engelsöle!
   
   
3. 10.000 Schritte/Tag oder Radfahren.
   
   Prinzip: BEWEGUNG JA - SPORT NEIN.
   
   
   
4. Anti-Aging der Seele:
   
   
   Dieser Wissenszweig nennt sich Psychoneuroimmunologie. Diesbezüglich wird momentan sehr viel geforscht.
   
   Da ich mich momentan mit den 7 Todsünden und was diese für einen Einfluss aufs Anti-Aging haben befasse, hier ein Beispiel bezugnehmend auf die Todsünde Völlerei:
   
   
   Genussvolles Essen ist gesund.
   
   
   Wenn Sie aber von einer Sucht heraus anfangen zu essen (Fresssucht), dann ist das eine Katastrophe und alles andere als gesund.
   
   
   Die halbe Menschheit ist übergewichtig und überfressen, stirbt deswegen immer früher und bekommt frühzeitig Krankheiten wie zB Diabetes.
   
   
   Um halbwegs gut und gesund zu leben, muss man auch diese Dinge im Griff haben.
   
   
   
   
   

   Süchte sind Krankmacher! Genießen ist hingegen gesund und gesundmachend.

Abschließen möchte ich hierzu wieder mit einem Zitat – diesmal aus dem preisgekrönten Film über Freddy Mercury (Leadsänger der Band Queen) und sein Leben „Bohemian Rhapsody“, an welches man sich empfohlener Weise auch im Alltag halten kann (sollte):

           

„Gute Gedanken, Gute Worte, Gute Taten“ wie es auch die Parsen (= ursprünglich aus Persien stammende ethnisch-religiöse Gruppe) sagen, ist sicherlich ein guter Weg hin zum Anti-Aging der Seele.

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb