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COVID-19: DIE KRISE GEMEINSAM BEWÄLTIGEN

COVID-19: DIE KRISE GEMEINSAM BEWÄLTIGEN

Corona belastet die Wirtschaft seit Beginn der Pandemie. Betriebsschließungen, der Ausfall von Personal, aber auch der höhere betriebliche Aufwand stellen die Arbeitgeber*innen, Führungskräfte und Arbeitnehmer*innen vor große Herausforderungen. Um die Situation in den Betrieben besser einschätzen zu können, hat das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Med Uni Graz unter Leitung von Andrea Siebenhofer-Kroitzsch in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) eine Untersuchung im Auftrag des Landes Vorarlberg und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Die Betriebe und Belegschaften tragen die Maßnahmen gemeinsam und in großer Mehrheit trotz zusätzlicher Belastungen mit. Sie wollen Lockdowns und weitere wirtschaftliche Gefahren vermeiden und insbesondere die Gesundheit der Mitarbeiter*innen und Kund*innen schützen. Auch wenn die Pandemie belastend wirkt, so sind die Menschen nach wie vor bereit, die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

 

Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Studienleiterin von COVI-AD, erklärt: „Um die Situation in den Betrieben besser einschätzen zu können, haben wir eine groß angelegte Studie durchgeführt. Sie ist die erste, die in Betrieben untersucht, inwieweit COVID-19-Maßnahmen umgesetzt werden. Insgesamt haben mehr als 1800 Arbeitgeber*innen, Führungskräfte und Arbeitnehmer*innen aus Vorarlberg daran teilgenommen. Dies verdeutlicht das große Interesse in den Betrieben.“

 

 

„Wir sehen, dass die Belastungen in den Betrieben während der Pandemie hoch sind. Viele hatten einen höheren Arbeits- und Verwaltungsaufwand bei gleichzeitig begrenzten personellen Ressourcen. Die Studie zeigt, dass über die Hälfte der befragten Arbeitgeber*innen und Führungskräfte die wirtschaftliche Gefahr durch die Pandemie als groß einschätzen. Besonders kleine Unternehmen schätzen die wirtschaftliche Gefahr höher ein. Staatliche Hilfen halfen ihnen dabei, die Krise in wesentlichen Bereichen zu bewältigen“, führt Bettina Kubicek, Professorin für Arbeitspsychologie an der Uni Graz aus.

 

Hinsichtlich der Umsetzung der Maßnahmen zeigen sich für die Arbeitgeber*innen und Führungskräfte positive Ergebnisse. Sie weisen in großer Mehrheit (ca. 80 %) auf betriebsinterne Schutzkonzepte hin und passen diese auch an die aktuellen Anforderungen an. Sie verfügen in den Betrieben u.a. über interne oder extern organisierte Testangebote und unterstützen die Mitarbeiter*innen mit Schutzausrüstung. Für die Wirtschaftskammer Vorarlberg ist das ein wichtiges Zeichen. „Unsere Mitglieder waren durch die Pandemie außerordentlich belastet und sie zeigen auch, dass sie bereit sind, Verantwortung zu tragen, um weitere Einschränkungen und gesundheitliche Folgen für die Mitarbeiter*innen und Kund*innen zu vermeiden. Als Wirtschaftskammer wollen wir sie auch weiterhin bei der Umsetzung von niederschwelligen Maßnahmen unterstützen“, stellt Hans Peter Metzler, Präsident der WKO Vorarlberg, klar.

 

Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem eine hohe Beteiligung der Arbeitnehmer*innen an der Umsetzung der Maßnahmen.Sie geben mehrheitlich (ca. 80 %) an, sich an Maßnahmen wie eine etwaige Testverpflichtung, das Tragen von Masken nach Vorschrift oder an Schutzmaßnahmen bei internen und externen Kund*innenkontakten zu halten. Die überwiegende Mehrheit bewertet die jeweiligen Maßnahmen im Betrieb als richtig und trägt diese mit. „Wir wissen, dass die Arbeitnehmer*innen in der Pandemie besonders gefordert sind. Nach wie vor zeigen sie ihre Bereitschaft, die Maßnahmen mitzutragen und für die Betriebe und die Gesellschaft einzustehen“, freut sich der Vorarlberger Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle. „Die Mitarbeiter*innen benötigen einen niederschwelligen Zugang zu Möglichkeiten, ihre eigene Gesundheit und auch die der Kund*innen zu schützen.“

 

Verbesserungspotenzial zeigt sich beim gemeinsamen Benützen von geschlossenen Fahrzeugen. Nur ca. ein Drittel hält es für sinnvoll, dabei eine Maske zu tragen, und ca. ein Drittel lehnt es ab, obwohl die Gefahr einer Übertragung als hoch angesehen werden kann. Public-Health-Experte Armin Fidler sagt dazu: „Die Bevölkerung muss gesetzte Maßnahmen als sinnvoll erachten und verstehen, warum in engen Räumen ein hohes Übertragungsrisiko besteht. Gerade in Zonen erhöhter Übertragbarkeit sollen die Masken konsequent getragen werden – nicht nur in Pausenräumen, sondern eben auch in geschlossenen Fahrzeugen ist eine Infektion vorprogrammiert, vor allem wenn der Impf- oder Genesenenstatus der Beteiligten nicht klar ist.“

 

Ein weiteres erfreuliches Ergebnis ist, dass viele Betriebe ein Testangebot für die Mitarbeiter*innen intern oder extern zur Verfügung stellen.Für Daniela Schmid vom Institut für Infektionsepidemioloige & Surveillance von der AGES ist das besonders wichtig: „Für uns ist bedeutsam, dass die Angebote in den Betrieben auch niederschwellig umgesetzt werden. Das heißt ortsnah, zeitnah und kostenfrei, denn es ist wesentlich, für alle Betriebe ein möglichst lückenloses Schutzkonzept zu bieten, und das mit gleichzeitig gebotener ausreichender Information und Kontrolle vor Ort. Nur so können die Übertragungsketten in den Betrieben gestoppt werden.“

 

Vorarlberg zeigt, dass die Betriebe dazu bereit sind und die Landesrätin für Gesundheit Martina Rüscher erläutert: „Die Studie zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Betriebe und deren Mitarbeiter*innen sich an die Maßnahmen gehalten haben. Unser Ziel war und ist es Betriebe offen zu halten. Dieser Mehrheit möchte ich meinen Dank aussprechen, da sie damit einen wesentlichen Teil zur Pandemiebekämpfung beigetragen haben.“ Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, stellt klar: „Wir wollen nun die Ergebnisse auch den anderen Bundesländern zukommen lassen. Speziell in der kalten Jahreszeit müssen wir uns anstrengen, um das Erreichte nicht zu verspielen. Durchdachte Schutzkonzepte mit geeigneten Maßnahmen können dazu beitragen, dass die Situation in den Betrieben bewältigbar wird. Die Arbeitgeber*innen, Führungskräfte und Arbeitnehmer*innen in Vorarlberg haben das deutlich gemacht.“

 

Die Studie liefert auch für das Land Vorarlberg als Auftraggeber wichtige Ergebnisse. „Vorarlberg war Vorreiter und Modellregion zugleich. Für uns sind die Ergebnisse ein deutliches und positives Zeichen, den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Durch den hervorragenden Einsatz der Arbeitnehmer*innen und Wirtschaftstreibenden in den Betrieben werden wir diese Pandemie aber in jedem Fall gut bewältigen“, schließt Landeshauptmann Markus Wallner ab.

 

 

Kontakt

Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Siebenhofer-Kroitzsch Institut für Allgemeinmedizin und
evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV)
T: +43 316 385 73555
E: andrea.siebenhofer@medunigraz.at

https://www.medunigraz.at/news/

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