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Auszeichnung für wissenschaftliches Lebenswerk: Florian Kronenberg schlägt Brücke zwischen Theorie und Klinik

Auszeichnung für wissenschaftliches Lebenswerk: Florian Kronenberg schlägt Brücke zwischen Theorie und Klinik

Der Leiter des Instituts für Genetische Epidemiologie der Medizin Uni Innsbruck forscht seit 30 Jahren daran, die Risikovorhersagen und das Verständnis für die Entstehung von Erkrankungen zu verbessern. Der gebürtige Oberösterreicher erhält nun den Preis für sein wissenschaftliches Lebenswerk der Dr. Johannes und Hertha Tuba-Stiftung.

 

Ein Blick in die Glaskugel wäre in der Medizin oft hilfreich. Anders als beim berühmten Orakel von Delphi und seinen oft zweideutigen Prophezeiungen braucht es allerdings verlässliche Vorhersagen, um gute Entscheidungen für PatientInnen zu treffen. Mit ihrer Grundlagenforschung tragen Florian Kronenberg und sein Team am Institut für Genetische Epidemiologie maßgeblich dazu bei, die genetischen Ursachen von Krankheiten zu identifizieren und Risikovorhersagen zu verbessern. Im Zentrum stehen dabei unter anderem kardiovaskuläre Erkrankungen und Nierenerkrankungen. An über 490 Publikationen hat Kronenberg mitgewirkt, bei 186 Arbeiten in führender Autorenschaft. Für seine besonders herausragende Forschungsarbeit wird Kronenberg nun mit dem Preis der „Dr. Johannes und Hertha Tuba Stiftung“ für das wissenschaftliche Lebenswerk ausgezeichnet. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, die aber keine Einzelleistung ist“, erklärt Kronenberg und gibt diese Wertschätzung gleich direkt auch an seine MitarbeiterInnen weiter. Das von ihm geleitete Institut verfügt mittlerweile über rund 20 MitarbeiterInnen mit eigenen Forschungsprofilen. Diese Teamarbeit sei ein „Glücksfall“ und damit auch ein wichtiger Erfolgsfaktor. Florian Kronenberg schlägt mit seiner wissenschaftlichen Arbeit eine wichtige Brücke von der Theorie zur Klinik: „Als Epidemiologie mit starker genetischer Ausrichtung steht für mich der Mensch im Zentrum meiner Forschung und damit auch deren potentielle Anwendung in der Klinik“, sagt der 58-Jährige.

 

Lp(a): genetisch determinierter Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen

 

Ein Meilenstein und eine Herzensangelegenheit in der bisherigen wissenschaftlichen Karriere von Kronenberg sind die Forschungsarbeiten zum Lipoprotein(a). Bei Lp(a) handelt es sich um einen Biomarker, der im Blut gemessen werden kann. Das Innsbrucker Team hat in wesentlichen Arbeiten nachgewiesen, dass erhöhte Werte einer der wichtigsten, genetischen Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Gefäßverkalkungen ist. Unter seiner Leitung wurden unter anderem die Lp(a)-Spiegel bei mehr als 40.000 Menschen untersucht. Es kamen neue Methoden zum Einsatz, die es erstmals ermöglicht haben, eine der komplexesten Genomregionen systematisch zu untersuchen. Dabei wurden sehr häufige, bisher unbekannte Genveränderungen gefunden, die einen wichtigen Beitrag zur genetischen Regulation der Lp(a)-Konzentrationen leisten und das Herzinfarktrisiko senken. Mittlerweile haben die Erkenntnisse auch Einzug in die klinische Routine gehalten. Die Richtlinien mehrerer, unter anderem der europäischen und kanadischen Kardiologie-Gesellschaften, wurden dahingehend angepasst, dass bei jedem Menschen zumindest einmal im Leben Lp(a) gemessen werden sollte, um das kardiovaskuläre Risiko besser einschätzen zu können.

 

Dr. Johannes und Hertha Tuba Forschungsförderung

 

Hofrat Prim. Dr. Johannes Tuba war viele Jahre Primar und Direktor des von ihm mitbegründeten Landeskrankenhauses Hochzirl. Im Auftrag der Dr. Johannes und Hertha Tuba-Stiftung schreibt die Medizinische Universität Innsbruck Preise aus. Gefördert werden innovative Projekte aus dem Bereich der medizinischen Grundlagenforschung sowie der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung rund um Fragen des Alters und des Alterns, deren Ergebnisse zur Verbesserung der Situation von Menschen im Alter erkennbar beitragen. Zielsetzung ist die unmittelbare Förderung der Wissenschaft und der Forschungstätigkeit von WissenschafterInnen auf höchstem Niveau.

 

Die Forschungsarbeiten von Florian Kronenberg und seinem Team sind sehr wichtig für die Suche nach effektiven Therapien oder Präventionsmöglichkeiten für altersbedingte Erkrankungen, die dem Menschen ein "gesundes Älterwerden" ermöglichen sollen. Viele Ergebnisse seiner Forschung finden in der klinischen Routine bereits Anwendung“, sagt Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Durch die Förderung der Dr. Johannes und Herta Tubastiftung erhält die Medizinische Universität Innsbruck die Möglichkeit, solche herausragenden Leistungen auszuzeichnen und zu fördern.“

 

 

Zur Person:

Florian Kronenberg wurde 1963 im Mühlviertel/Oberösterreich geboren. Nach seinem Medizinstudium in Innsbruck war er über zwölf Jahre ein durch Drittmittel finanzierter Wissenschafter. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Facharzt für Medizinische Genetik ermöglichte ihm ein dreijähriges APART-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften andere Forschungseinrichtungen kennenzulernen. Dieses führte ihn für zwei Jahre an die University of Utah in Salt Lake City (USA), wo er seine Kenntnisse der genetisch-epidemiologischen Methoden vertiefte. 2000 erfolgte dann die Habilitation in Innsbruck und 2002 wechselte Kronenberg für zwei Jahre als Leiter einer Arbeitsgruppe für Genetische Epidemiologie an das heutige Helmholtz-Zentrum München. 2004 berief ihn dann die Medizinische Universität Innsbruck zum Professor für Genetische Epidemiologie und Leiter des gleichnamigen Instituts. Der mehrfach ausgezeichnete Wissenschafter ist u.a. seit 20 Jahren in verschiedenen internationalen Arbeitsgruppen zur Erstellung von neuen Richtlinien und Konsensus-Initiativen für PatientInnen mit Nierenerkrankungen, kardiovaskulären Erkrankungen sowie Fettstoffwechselstörungen tätig.

BILD: Florian Kronenberg wird für sein Lebenswerk mit dem Preis der Dr. Johannes und Hertha Tuba-Stiftung ausgezeichnet. (© MUI/Bullock)

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