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Tipps für den Osterputz: Wohnung ist kein OP-Saal | Darum braucht es der Osterhase nicht „steril“

Tipps für den Osterputz: Wohnung ist kein OP-Saal | Darum braucht es der Osterhase nicht „steril“

Der Frühlingsbeginn oder Ostern ist für viele Menschen der perfekte
Zeitpunkt, die eigenen vier Wände mal wieder auf Vordermann zu bringen. Ecken, die
Staubsauger und Wischmopp nur selten zu Gesicht bekommen, werden zum ersten Mal seit Monaten wieder ganz genau unter die Lupe genommen und gereinigt. Doch wie wird die eigene Wohnung oder das Haus nicht nur sauber, sondern auch hygienisch rein? Und ist es wirklich notwendig, die eigenen vier Wände hygienisch rein zu halten? Antworten kann das Diagnostik- & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med Uni Graz liefern.


Es muss nicht perfekt sein

 

Eines vorweg: Die Wohnung ist kein OP-Saal. Sterilität ist nicht notwendig und in der
Realität auch nicht wirklich zu erreichen. Wenn es zu sauber wird, kann das sogar
Nachteile haben. So zeigen Studien, dass Kinder, die regelmäßig mit Schmutz in Berührung
kommen, seltener an Allergien leiden als ihre Altersgenoss*innen, die in sehr reinlichen
Umgebungen aufwachsen. Selbstverständlich sollte man trotzdem auf Sauberkeit achten,
man muss aber natürlich nicht jedem Staubkorn nachjagen.


Wann es sauber genug ist, erklärt Franz Reinthaler von der Forschungseinheit für
Umwelthygiene des Diagnostik- & Forschungsinstituts für Hygiene, Mikrobiologie und
Umweltmedizin der Med Uni Graz. „‚Gesund‘ genug geputzt ist dann, wenn kein sichtbarer
Schmutz vorhanden ist. Es muss nicht alles glänzen und strahlen bzw. nach ‚Chemie‘
riechen. Messparameter können z. B. optisch (keine sichtbare Verschmutzung) oder auch
olfaktorisch (keine Geruchsbelästigung) sein.“


Welche Aspekte sind dann beim heimischen Osterputz aus hygienischer Sicht am
wichtigsten? Dazu gehören der Sanitärbereich, Oberflächen, die mit Lebensmitteln in
Kontakt kommen, und Reinigungsutensilien selbst. Hier kann angesetzt werden, um
Infektionen effektiv zu verhindern.


Gar nicht so dreckig


Die Toilette hat einen wesentlich schlechteren Ruf, als sie verdient. Regelmäßig gereinigt
ist die Klobrille um einiges sauberer als eine Computertastatur, zumindest in Sachen
mikrobielle Belastung. Im Sanitärbereich sind Duschköpfe, der Abfluss des Waschbeckens
oder die Fugen zwischen den Fliesen um einiges bedenklicher. Vor allem die Fugen sind
wahre Brutplätze für Keime und Schimmelpilze. Das feucht-warme Klima und der Fakt,
dass die Fugen selten bewusst gereinigt werden, machen die Spalten zwischen den Fliesen
zum Brutplatz.


Dort, wo man isst


Eine weitere kritische Umgebung im Bereich der Hygiene ist die Küche. Die hier
zubereiteten Lebensmittel können zum „trojanischen Pferd“ für Krankheitserreger werden
und sie in unseren Körper schleusen.


„Bezogen auf die tatsächlich auftretenden Infektionskrankheiten im Haushalt sind
Hygienefehler in der Küche die größten Probleme. Dabei stehen die
nahrungsmittelbedingten Infektionen im Vordergrund.Daher kommt der Küchenhygiene die
größte Bedeutung zu. Lebensmittel wie rohes Fleisch, Eier, Fisch und Geflügel haben ein
hohes Kontaminationsrisiko und ein wichtiger Punkt dabei ist, rohe (z. B. Eier, Fleisch) und
zubereitete Lebensmittel immer an getrennten Stellen und mit getrennten
Küchenutensilien zu verarbeiten“, erklärt Franz Reinthaler die Gefahren in der Küche.


Ebenso wichtig ist Hygiene im Kühlschrank. Die Kälte im Kühlschrank reicht nämlich nicht
aus, um die meisten Keime abzutöten. Wichtig: Sollte im Kühlschrank etwas zu schimmeln
beginnen, bietet es sich an, den ganzen Schrank auszuräumen, das verschimmelte Gut
sofort wegzuwerfen und den gesamten Kühlschrank zu reinigen, um zu verhindern, dass
sich Sporen der Schimmelpilze auf anderen Lebensmitteln breitmachen.


Eine oft unterschätzte Brutstätte von Mikroben sind die Putzutensilien selbst. Schwämme,
Tücher und Co. bieten viel Oberfläche, auf denen sich Krankheitserreger vermehren
können. Ein regelmäßiger Austausch ist für ein hygienisches Putzen von größter
Wichtigkeit.


Vergessene Ecken


Besonders für Allergiker*innen können Hausstaubmilben, die sich in Matratzen und
Bettdecken einnisten, problematisch werden: „Die Ausscheidungen dieser Milben können
bei sensibilisierten Personen zu starken allergischen Symptomen bis hin zu asthmatischen
Erscheinungen führen. Zur Bekämpfung sollte man Betten und Matratzen lüften, um ihnen
die Feuchtigkeit zu entziehen. Ausklopfen der Betten und staubsaugen, um Milben und
Allergene zu entfernen, wird ebenso empfohlen. Häufiges Wechseln der Wäsche entzieht
den Nährboden. Bettdecken und Tücher können draußen aufgehängt werden, denn Kälte
und Sonneneinstrahlung (UV) töten Milben ab“, fasst Franz Reinthaler zusammen.


Besonders aggressive Reinigungsmittel machen die Wohnung übrigens nicht unbedingt
sauberer: „Der Einsatz von aggressiven Chemikalien ist der größte Fehler. Es ist z. B. aus
hygienischer Sicht nicht erforderlich, nach dem Benützen der Toilette oder für deren
Reinigung aggressive (z. B. chlorhaltige) Reinigungsmittel zu verwenden, da damit keine
Infektionen verhindert und nur die Umwelt belastet wird“, so Franz Reinthaler.

 


Weitere Informationen und Kontakt

Univ.-Prof. Mag. Dr. rer. nat. Franz Reinthaler
Medizinische Universität Graz
Diagnostik- & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin
Tel.: +43 / 316 / 385-73620
franz.reinthaler@medunigraz.at

 

 

Steckbrief: Franz Reinthaler

Franz Reinthaler ist 1. Stellvertreter des Leiters des Diagnostik- & Forschungsinstituts für
Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin. Er hat sich im Bereich medizinische
Mikrobiologie und Parasitologie habilitiert und ist Leiter der Forschungseinheit
Umwelthygiene an der Med Uni Graz.

https://www.medunigraz.at/news/

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