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Hepatitis C: Studie ermöglicht personalisierte Nachsorge

Hepatitis C: Studie ermöglicht personalisierte Nachsorge

Risiko für Folgeerkrankungen kann durch einfache Tests genau abgeschätzt werden


Auch nach der Heilung von chronischer Hepatitis C bleibt das Vorhandensein eines Pfortaderhochdrucks der zentrale Faktor, der die Entwicklung von Komplikationen bei fortgeschrittener Lebererkrankung vorantreibt. In Kooperation mit Forscher:innen aus Spanien zeigte ein wissenschaftliches Team um Georg Semmler und Mattias Mandorfer von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, dass die in ihren früheren Studien erforschten nicht-invasiven Tests das Risiko für Folgeerkrankungen genau abschätzen. Mit ihrer im renommierten Journal of Hepatology erschienenen Untersuchung werden einerseits Bedenken bezüglich der Ungenauigkeit dieser Tests ausgeräumt und andererseits Handlungsempfehlungen zur individuellen Nachsorge ausgesprochen.


In ihrer aktuellen Studie analysierte die Forschungsgruppe alle publizierten Daten bezüglich
nicht-invasiver Tests und minimalinvasiv gemessener Lebervenendruckgradienten von
Patient:innen vor und nach der Hepatitis C-Therapie. In enger Kooperation mit Kolleg:innen
aus Spanien wurden so gepaarte Messungen von 418 Patient:innen ausgewertet und die
Genauigkeit zweier nicht-invasiver Tests bestätigt: die der Lebersteifigkeitsmessung mittels
eines Ultraschall-basierten Verfahrens und die der Thrombozytenzahl, einem einfachen
Laborwert. Basierend auf diesen Erkenntnissen konnte ein Risikostratifizierungssystem für
Patient:innen mit geheilter Hepatitis C entwickelt werden, welches bereits in den Baveno VII
Konsensus, also den internationalen Empfehlungen für das Management von
Pfortaderhochdruck, implementiert wurde. „Somit tragen die Ergebnisse der Studie bereits
weltweit zur personalisierten Nachsorge dieser Patient:innen bei und ermöglichen die
Vermeidung von unnötigen, mitunter belastenden Untersuchungen sowie eine frühzeitige
Einleitung präventiver Maßnahmen“, betont Erstautor Georg Semmler.


Klare Aussage nach nicht-invasiver Untersuchung


Hepatitis C ist eine weltweit verbreitete Virusinfektion, die seit einigen Jahren mit direkt
antiviral wirksamen Substanzen erfolgreich therapiert und dadurch in über 95 Prozent geheilt
werden kann. Dennoch bleibt bei Patient:innen, bei denen es zu einem fortgeschrittenen
narbigen Umbau der Leber („fortgeschrittene Lebererkrankung“) gekommen ist, das Risiko für
die Entwicklung von Folgeerkrankungen bestehen. Mit Ausnahme eines Leberzellkarzinoms
werden diese Komplikationen unmittelbar durch Vorliegen eines Pfortaderhochdrucks
(portale Hypertonie) verursacht. Darunter versteht man den Hochdruck in jenem großen
Blutgefäß, in dem das Blut vom Darm in die Leber transportiert wird. Für die Nachsorge nach
Hepatitis C ist es essenziell, den Pfortaderhochdruck mittels nicht-invasiver Untersuchungen genau feststellen zu können. „Durch unsere Arbeit kann nun eine klare Aussage über das individuelle Risiko nach Heilung der Hepatitis C getroffen werden. Während bei einem Großteil der Patient:innen die Überwachung bezüglich des Pfortaderhochdrucks beendet werden kann, ist bei anderen die Einleitung bzw. Fortführung einer vorsorglichen
medikamentösen Therapie dringend empfohlen“, ergänzt Studienleiter Matthias Mandorfer.


Publikation: Journal of Hepatology
Non-invasive tests for clinically significant portal hypertension after HCV cure;
Semmler G, Lens S, Meyer EL, Baiges A, Alvarado-Tapias E, Llop E, Tellez L, Schwabl P, Mauro
E, Escudé L, Díez C, Ibañez-Samaniego L, Puente Á, Ignacio Fortea J, Abadía M, Zanetto A,
Conthe A, Hernandez-Évole H, Luzko Scheid IS, Jia J, Yoshiji H, Francque SM, Tsochatzis EA,
Russo FP, Crespo G, Forns X, Bañares R, Villanueva C, Hernández-Gea V, Reiberger T, Bosch J,
García-Pagán JC, Mandorfer M; A study by the Baveno Cooperation: an EASL consortium;
DOI: 10.1016/j.jhep.2022.08.025

 


Rückfragen bitte an:
Mag. Johannes Angerer
Leiter Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 01/ 40 160-11501
E-Mail: pr@meduniwien.ac.at
Spitalgasse 23, 1090 Wien
www.meduniwien.ac.at/pr


Mag.a Karin Kirschbichler
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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