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Geschlechterunterschiede bei Lungenkrebs-Sterblichkeit analysiert

Geschlechterunterschiede bei Lungenkrebs-Sterblichkeit analysiert

Mittleres Sterbealter stagniert bei Frauen und steigt bei Männern

Bis Mitte der 1990er Jahre haben epidemiologische Studien gezeigt, dass männliche Lungenkrebspatienten in Österreich im Durchschnitt früher versterben als weibliche. Eine aktuell publizierte Analyse der MedUni Wien zeigt, dass sich das Blatt gewendet hat: Während sich das mittlere Sterbealter für Männer kontinuierlich erhöht, ist bei Frauen in den letzten Jahrzehnten keine statistisch signifikante Verbesserung zu verzeichnen. Die Forscher:innen nennen unterschiedliche Entwicklungen in den Rauchgewohnheiten der Geschlechter als eine mögliche Erklärung und plädieren für verstärkte Prävention bei weiblichen Jugendlichen. Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal Frontiers in Public Health veröffentlicht.


Frühere Forschungsarbeiten zeigten einen kontinuierlichen Rückgang des mittleren Sterbealters männlicher Lungenkrebspatienten bis in die 1990er Jahre in Österreich. Zu dieser Zeit erreichten betroffene Männer ein Lebensalter von knapp 68 Jahren, während Frauen mit Lungenkrebs damals im Schnitt fast 71 Jahre alt wurden. Wie sich das mittlere Sterbealter von Lungenkrebspatient:innen in Österreich seither entwickelt hat, war bis zur aktuellen Publikation von Richard Felsinger, Ursula Kunze und Ernest Groman vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien nicht bekannt. Die Datenanalyse weist einen gegenläufigen Trend auf: Bei männlichen Lungenkrebspatienten in Österreich zeigt sich ein signifikanter Anstieg des mittleren Sterbealters zwischen den Zeiträumen 1992-2001 (68,12 Jahre) und 2012-2021 (70,72 Jahre). Im Gegensatz dazu kam es bei Frauen mit Lungenkrebs zu keiner signifikanten Veränderung in den beschriebenen Zeiträumen (70,43 und 70,66 Jahre).


Früher Rauchbeginn schadet Frauen besonders

Die Analyse ist vor dem Hintergrund der insgesamt stetigen Zunahme der Lebenserwartung in Österreich, der Fortschritte in Diagnose und Therapie des Lungenkarzinoms und der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Rauchverhalten zu sehen. „Der kontinuierliche Anstieg der Lebenserwartung in Österreich spiegelt sich möglicherweise zum Teil in der Zunahme des mittleren Sterbealters bei Männern mit Lungenkrebs wider. Auf Lungenkrebspatientinnen scheint der Aufwärtstrend hingegen keinen Einfluss zu haben“, berichtet Studienleiter Richard Felsinger. Als Ursachen dafür stellen die Forscher:innen unterschiedliche Entwicklungen bei den Rauchgewohnheiten bei Männern und Frauen zur Diskussion. Während Männer in allen Belangen Verbesserungen aufweisen, haben sich Frauen in Hinblick auf Häufigkeit und Einstiegsalter sogar verschlechtert. Schon in jungen Jahren mit dem Rauchen zu beginnen, wirkt sich laut Studien auf Frauen besonders negativ aus und wird in der Forschung als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs angesehen. „Neben der Prävalenz könnte dies also ebenfalls ein Grund dafür sein, dass Frauen vom medizinischen Fortschritt bei der Behandlung des Lungenkarzinoms nicht in dem Ausmaß profitieren können wie Männer.


Laut aktuellen Angaben stand Lungenkrebs im Jahr 2020 mit 2.011 Fällen bei Frauen und 2.788 bei Männern jeweils an zweiter Stelle der Krebsneuerkrankungen in Österreich. Rauchen gilt nach wie vor als Hauptursache. Mit etwa jedem fünften Krebssterbefall nahm Lungenkrebs bei Männern den ersten Rang unter den krebsbedingten Todesursachen ein (21 %), bei Frauen stand er nach Brustkrebs an zweiter Stelle (17 %). „Durch den Anstieg des mittleren Sterbealters bei Männern und die Stagnation in dieser Hinsicht bei Frauen sehen wir durch unsere Analyse einen deutlichen negativen Trend beim weiblichen Geschlecht. Aufgrund unserer Ergebnisse empfehlen wir also dringend, Präventionsmaßnahmen an Frauen, insbesondere an weibliche Jugendliche zu richten“, appelliert Richard Felsinger.


Publikation: Frontiers in Public Health
Gender differences in lung cancer epidemiology – do Austrian male lung cancer patients still die earlier in life?
Richard Felsinger, Ursula Kunze, Ernest Groman,
https://doi.org/10.3389/fpubh.2023.1099165

 


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