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Erste interdisziplinäre Ambulanz für Patienten mit Luftröhrenproblemen gewinnt DIAETAWARD

Oft haben Patienten mit Tracheostoma neben dem Sprechen auch Probleme mit der Nahrungs- und Medikamentenaufnahme. Um diese Patienten besser versorgen zu können, wurde die erste interdisziplinäre Tracheostoma-Ambulanz gegründet.


Dafür erhielt Diätologin Maria-Magdalena Wetzinger vom Landeskrankenhaus Feldkirch gemeinsam mit ihren GründerkollegInnen aus dem HNO-Bereich, der Pflege und der Logopädie den erstmals vergebenen DIAETAWARD.

Die Plätze 2 und 3 gingen jeweils an das LKH-Univ. Klinikum Graz für wegweisende Projekte zum Thema Mangelernährungsscreening und Qualitätsmanagement. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die besten Bachelor- und Masterarbeiten des Jahres im Bereich Diätologie.

  

DIAETAWARD erstmals vergeben

Der mit 1000 Euro dotierte DIAETAWARD wurde für Projekte „aus der innovativen diätologischen Praxis“ vergeben. Aus insgesamt 15 eingereichten Arbeiten hat die hochkarätig besetzte Jury, bestehend aus dem Ernährungsphysiologen Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl, Ergotherapeutin und ‚Klinimetrikerin’ Univ.-Prof.in Dr.in Tanja Stamm und der Ö1-Journalistin Dr.in Eveline Bachkönig, die drei besten Projekte ausgewählt. Das Siegerprojekt wurde durch eine Publikumswahl beim Kongress gekürt.

In allen Arbeiten ging es neben den konkreten Projektzielsetzungen auch um Patientenzufriedenheit, Multidisziplinarität und Qualität. „Das Niveau der eingereichten Arbeiten war außerordentlich hoch“, freut sich die Präsidentin des Berufsverbandes der Diätologen, Prof.in Andrea Hofbauer. „Durch solche Arbeiten, die zum Teil auch in internationalen Journalen veröffentlicht wurden, können wir dazu beitragen, dass die Leistungen unserer Berufsgruppe noch sichtbarer werden. Diätologinnen und Diätologen werden damit immer mehr zu einem unverzichtbaren Mitglied des Behandlungsteams von schwer kranken Patienten.“

  

Mangelernährung als Schwerpunkt

Gleich zwei der drei eingereichten Projekte aus der Kategorie „innovative diätologische Praxis“ widmeten sich dem Thema Mangelernährung, einem weit verbreiteten Phänomen in der klinischen Praxis.

Die Siegerin Maria-Magdalena Wetzinger vom Landeskrankenhaus Feldkirch hat gemeinsam mit einer HNO-Ärztin, einer Diplomkrankenschwester und einer Logopädin die erste österreichische Fachambulanz für Patienten mit Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) eingerichtet. Erste Patientin war ein kleines Mädchen, das zu Beginn des Projekts 2012 nur mittels einer PEG-Sonde (künstlicher Magenzugang) ernährt werden und nicht sprechen konnte. Zwei Jahre später wurde das Tracheostoma entfernt, das Kind auf normale Ernährung umgestellt. Es lernte – mit etwas Verspätung – auch sprechen. Dank der gemeinsamen Versorgung in der Ambulanz konnten dem Mädchen und seinen Angehörigen viele Wege erspart werden und eine gemeinsame multidisziplinäre Versorgung zur gleichen Zeit stattfinden. Von insgesamt 74 bisher betreuten Patienten bestand bei 32 Personen (43 %) schon beim Erstkontakt ein Mangelernährungsrisiko. Durch diätologische Beratung und Ernährungstherapie konnte diesem erfolgreich entgegengewirkt werden. Wetzingers Fazit: „Wir haben es geschafft, aus kompetenten Einzelkämpfern ein multidisziplinäres Team zum Wohle unserer Patienten zu formen.“

Die zweitplatzierten Doris Eglseer, Anna Eisenberger und Team am LKH Graz ebneten mit ihrer Arbeit einem flächendeckenden Mangelernährungsscreening zur Erfassung von Risikopatienten ein Stück weit den Weg. Sie bewiesen in ihrer Studie, dass das 2006 eingeführte „Grazer Mangelernährungsscreening“ nicht nur eine einfach zu handhabende Screeningmethode ist, die von Ärzten und Pflegekräften innerhalb von drei bis fünf Minuten durchgeführt werden kann, sondern auch wissenschaftlich fundiert ist. Eglseer: „Als Diätologinnen und Diätologen haben wir eine Schlüsselrolle in der Patientenversorgung, aber wir sind auf die Unterstützung und Zuweisung der Ärzte und des Pflegepersonals angewiesen.“ Da das Tool ins elektronische Dokumentationssystem eingebunden ist, können mangelernährte Patienten damit automatisch an die Diätologie überwiesen werden. Das stellt eine enorme Erleichterung für Ärzte und Pflegepersonal dar. Die Grazer Diätologinnen konnten überdies durch ihre Arbeit die Anerkennung der diätologischen Leistungen enorm steigern.

  

Nachweisbar gute Patientenversorgung

Anna Eisenberger und ihr Team zeigten auch in einem anderen Projekt, wie die Patientenversorgung hinsichtlich Ernährung maßgeblich verbessert werden kann. Dafür implementierten sie ein eigenes Qualitätsmanagementsystem für die Diätologie. Eisenberger: „Ziel war es, praktische Handlungs- und Entscheidungsgrundlagen für das tägliche Handeln jeder individuell arbeitenden Kollegin einzuführen. Durch die Schaffung einheitlicher Standards wie Behandlungs- und Patientenberatungsrichtlinien konnten wir Qualität und Effizienz unserer Arbeit steigern.“ Die Standards werden zwei Mal jährlich auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht. Außerdem können Therapieerfolge und Kundenzufriedenheit gemessen werden. Die Einführung des Qualitätsmanagementsystems hat außerdem zu einer verbesserten Kommunikation im interdisziplinären Team sowie einer hohen Wertschätzung der Berufsgruppe geführt.

  

Ausgezeichnete Bachelor- und Masterarbeiten

In ihrer prämierten Bachelorarbeit stellte Nicole Mayr von der FH Gesundheitsberufe OÖ die Frage, ob Menschen mit genetischer Disposition zur Laktoseintoleranz bereits vor der Diagnosestellung weniger Milchprodukte zu sich nehmen als Menschen ohne diese Disposition. In ihrer Untersuchung erwies sich, wenn auch nicht statistisch signifikant, dass Menschen mit Neigung zur Laktoseintoleranz tendenziell weniger Laktose zu sich zu nehmen. Außerdem scheint die subjektive Milch-Unverträglichkeit großen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmer zu haben. Mayr: „Die Ergebnisse beweisen, wie wichtig eine gesicherte Diagnose und eine darauf aufbauende Ernährungsberatung für die Vermeidung von Nährstoffdefiziten und assoziierten Krankheiten bei Personen mit Unverträglichkeiten sind.“

Die Masterarbeit von Regina Fellner von der FH Campus Wien beschäftigte sich mit dem Thema bariatrische Operationen (Operationen zur Reduzierung des Körpergewichts bei Adipositas) und der richtigen Ernährung unmittelbar danach. An einigen Krankenhäusern Österreichs gibt es bereits seit einiger Zeit einen standardisierten post-operativen Ernährungsplan für die betroffenen Patienten. Erste Recherchen von Fellner zeigten, dass er auf unterschiedlichen Ernährungsschemen beruht, die möglicherweise nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert sind. Daher entwickelte sie in ihrer mit dem DIAETA-Nachwuchspreis ausgezeichneten Masterarbeit ein Protokoll für eine Studie, die herausfinden soll, ob dieses Ernährungsschema tatsächlich sicher und wirksam ist.

  

Der Verband der Diätologen

Diätologin/Diätologe ist ein gesetzlich anerkannter Gesundheitsberuf. Seit 2005 werden Diätologen und Diätologinnen an Fachhochschulen ausgebildet. Das Studium der Diätologie dauert sechs Semester und schließt mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science in Health Studies“ ab. Laut Gesetz sind Diätologinnen und Diätologen neben den Ärzten als einzige Berufsgruppe befugt, kranke und krankheitsverdächtige Menschen ernährungstherapeutisch zu behandeln und zu beraten. Der Verband der Diätologen Österreichs ist die offizielle Vertretung der Berufsgruppe.

 

Kontakt

Prof. Andrea Hofbauer, MSc, MBA

VERBAND DER DIÄTOLOGEN ÖSTERREICHS

andrea.hofbauer@diaetologen.at

www.diaetologen.at


Quelle: Pressemeldung Verband der Diätologen Österreichs

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