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Besser schlafen durch Musikmedizin?

Ja, sagt Vera Brandes, Leiterin des Forschungsprogramms MusikMedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und spricht über die Fortschritte in der Musikmedizin.


Foto: © wdw, Vera Brandes, Musiktherapeutin und Leiterin des Forschungsprogramm für Musikmedizin der Paracelsus Universität Salzburg

 

 

Insbesondere in den letzten 20 Jahren wurden die Auswirkungen der rezeptiven Musikmedizin auf die Gehirn-, Nerven-und Herzfunktionen in zahlreichen internationalen Studien wissenschaftlich nachgewiesen. Eine Steigerung der Wirkung bewirkt das passive Hören speziell komponierter und eigens produzierter Musik im Schlaf, wodurch das vegetative und hormonelle Gleichgewicht gefördert und das Immunsystem gestärkt werden. Damit bietet die schlafbezogene Musikmedizin ein großes Potential für besseren Schlaf, zu mehr Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, Entspannung sowie zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Durch den tieferen Schlaf wird die Regenerationskraft von Körper und Psyche gestärkt – jede Art von Tagesstress kann besser bewältigt werden. Dies erhöht die Vitalität und Lebensqualität bei gesunden und kranken Menschen und eignet sich daher als begleitende Maßnahme sowohl vorsorglich als auch ergänzend bei medizinisch-therapeutischen Behandlungen.

 

Herz-Hirn-Kohärenz – ein neuer Ansatz in der Musikmedizin

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass vor allem stressbedingte Störungen im Zusammenspiel zwischen unserem Nervensystem, dem Herz und Gehirn Auslöser zahlreicher Stress-Symptome und Krankheiten sind. Deshalb bildet sich innerhalb der Medizin weltweit ein neuer Ansatz, diesen Einflüssen wirksam entgegenzusteuern: die gezielte Herstellung der Herz-Hirn-Kohärenz. Diesem Zusammenspiel, dem „Gleichklang“ (Kohärenz) zwischen Herz und Gehirn, wird heute eine enorme Bedeutung in Bezug auf unser gesamtes Wohlbefinden, unsere Gesundheit sowie als wesentliche Grundlage zur Heilung von Krankheiten beigemessen. Mit einer Kohärenz des Herzens regulieren wir das Limbische System und nehmen dadurch nicht nur positiven Einfluss auf unsere Emotionen und unsere Psyche, sondern auch auf die Selbstregulations- und Selbstheilungskräfte des Körpers.

Die Musikmedizin ist ein natürliches Verfahren, mit dem Menschen rasch in einen kohärenten Zustand kommen. Angestaute Emotionen wie Frustration, Ärger, Angst oder Wut lösen sich auf und es entsteht ein Gefühl von Leichtigkeit und innerer Harmonie. Dies beschleunigt das Einschlafen, erleichtert das Durchschlafen und führt zu einer besseren Regeneration sowie zur Stärkung der Lebensenergie.

Studien zufolge wirkt sich die Kohärenz des Herzens auch unmittelbar auf die Leistung des Gehirns und seiner Funktionen aus. Das zeigt sich auch an schnelleren Reaktionen und besseren Leistungen unter Stress. Die regelmäßige Herstellung der Herz-Hirn-Kohärenz im Schlaf schützt vor stressbedingten körperlichen und psychischen Störungen. Gleichzeitig werden Heilungs-und Gesundungsprozesse positiv unterstützt.

 

Psychoneuroimmunologie oder „Heile Dich selbst“

Mit Hilfe der relativ jungen Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie konnte erstmals nachgewiesen werden, dass psychische Belastungen die Immunfunktion im Körper beeinträchtigen und im Extremfall sogar zu schweren Erkrankungen führen können. Unser Nerven-, Hormon-und Immunsystem beeinflussen sich wechselseitig. So lassen sich Phänomene einer robusten Gesundheit sowie die Wirkung der Selbstheilungskräfte teilweise durch psychoneuroimmunologische Untersuchungen wissenschaftlich erklären. Die Zusammenhänge sind jedoch weitaus komplizierter, denn auch unsere Psyche, das soziale Umfeld bis hin zu einem störungsfreien Schlafplatz haben Einfluss auf das Immunsystem.

Das Hauptaugenmerk der Psychoneuroimmunologie liegt auf den positiven Aspekten des Gesundbleibens (Salutogenese) und der Heilung von Gesundheitsstörungen. Der gesunde Schlaf spielt neben der Ernährung und körperlichen Aktivität für eine positive Immunentwicklung und für eine langfristige Gesundheit eine absolute Schlüsselrolle. Die vielfältigen Wirkungen der Musikmedizin helfen Stress besser abzubauen, unterstützen die Auflösung emotionaler Blockaden und stärken so die seelisch-geistigen Kräfte und damit auch unser Immunsystem.

 

Musikmedizin synchronisiert die innere Uhr

Musik ist sehr innig mit uns Menschen verbunden, und ihre Heilwirkungen sind seit Jahrtausenden bekannt. Sie beruhigt uns schon im Mutterleib und ist in der Lage, jeden Teil unseres Körpers, jede Zelle zu erreichen.

Vera Brandes: „Langjährige Forschungen zeigen, dass wir mit den heilenden Klängen, Tonfrequenzen und Rhythmen einen einfachen Schlüssel in der Hand haben, der zur Synchronisation der inneren Rhythmen führt. Dies bedeutet, dass Gehirnaktivität, Atmung, Herzschlag und Blutdruck harmonisch besser miteinander korrespondieren. Das optimale Zusammenspiel zwischen dem Sympathikus, dem aktivierenden Teil unseres Nervensystems, und dem Parasympathikus, der das System wieder herunterfährt und in den regenerativen Zustand versetzt, ist Voraussetzung für eine optimale Herzfrequenzvariabilität. Gleichzeitig wirken die Frequenzen auf den Alpha-, Theta-und Deltabereich der Hirnaktivität. Das fördert den Zustand der „Herz-Hirn-Kohärenz“, die sich sehr positiv auf die Schlafqualität und Heilungsprozesse auswirkt.“

 

 

Quelle: Pressekonfrerenz „Musiktherapie gegen Schlafstörungen“ vom 15.3.2016

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