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Schilddrüsenkrebs: Gute Prognose, trotzdem belastend

Das Schilddrüsenkarzinom gehört im Vergleich zu anderen Krebsarten zu den weniger malignen. Dennoch zeigt eine neue Studie, dass die Lebensqualität nach erfolgter Diagnose und Behandlung eingeschränkter ist als bisher angenommen.


Die Prävalenz von Überlebenden eines Schilddrüsenkrebses steigt derzeit und wird bald 10 % aller Krebsüberlebenden ausmachen. Bedingt ist der Anstieg durch die Kombination von erhöhter Inzidenz, guten Überlebensraten und einer Diagnose bereits in jungen Jahren.

Wird es rechtzeitig entdeckt, ist die Prognose des Schilddrüsenkarzinoms – mit Ausnahme des undifferenzierten (anaplastischen) Karzinoms – recht gut. Nach Diagnose und Therapie liegt beim papillären Karzinom die 10-Jahres-Überlebensrate bei über 90%, bei follikulären Karzinomen bei etwa 80%, bei medullären Karzinomen etwas darunter.

Wenn auch die Überlebensrate hoch ist, kann eine solch schwerwiegende Erkrankung dennoch Folgen haben. Wie genau sich diese Art der Krebserkrankung physisch und psychisch auswirkt, war bisher noch nicht ausreichend beschrieben. Daher versuchte eine großflächige US-Studie der University of Chicago Medicine nun, den Einfluss der Erkrankung auf die Lebensqualität zu untersuchen.

  

Niedrige Lebensqualität

Überlebende eines Schilddrüsenkarzinoms wurden von einem Multicenter-Netzwerk aus Ärzten, nationalen Patientengruppen und Social Media rekrutiert. Die Teilnehmer füllten einen validierten Fragebogen zu ihrer Lebensqualität aus, der in vier Dimensionen Messungen unternahm: Physische, psychologische, soziale und spirituelle Effekte wurden festgehalten. Weiter wurden Daten zur Demographie, Komorbidität, Tumorcharakteristiken und Behandlungsmodalitäten erhoben.

Aus den insgesamt 1174 Teilnehmern mit Schilddrüsenkrebs waren 89,9% Frauen, durchschnittlich mit einem Alter von 48 Jahren und einem fünfjährigen Zeitraum seit Diagnosestellung. Die Lebensqualität betrug 5,83 von 10 Punkten für das physische, 5,03 für das psychologische, 6,48 für das soziale und 5,16 für das spirituelle Wohlbefinden. Das weibliche Geschlecht, eine Diagnosestellung in jungem Alter sowie niedrige Bildung waren in hohem Maße mit einer schlechteren Lebensqualität verbunden.

  

Bessere Maßnahmen gefordert

Durchschnittlich gaben die Überlebenden eines Schilddrüsenkarzinoms 5,56 von 10 auf der Skala an. Das war deutlich schlechter als der Score von 6,75, welcher von Überlebenden anderer Krebsarten (etwa kolorektales oder Mammakarzinom) mit schlechterer Prognose und einer viel invasiveren Therapie bekannt war.

„Die Ergebnisse belegen, dass die Diagnose Schilddrüsenkrebs eine herabgesetzte Lebensqualität zur Folge haben kann“, so die Forscher. Dies ist erstmals quantitativ belegt worden und könnte an einer allgemeinen Angst vor der Diagnose Krebs und vor möglichen Rezidiven liegen. Zugleich fordern die Wissenschaftler mehr Möglichkeiten, um die Lebensqualität der Überlebenden zu messen und zu verbessern. Weitere Untersuchungen dieser Art sind in Planung.

  

Quelle: Aschebrook-Kilfoy Briseis et al. Risk Factors for Decreased Quality of Life in Thyroid Cancer Survivors: Initial Findings from the North American Thyroid Cancer Survivorship Study. Thyroid. December 2015, 25(12): 1313-1321. doi:10.1089/thy.2015.0098.

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