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Hausgeburten

Hausgeburten

Eine Geburt ist eines der schönsten Ereignisse im Leben - Warum dies nicht zu Hause mit einer Vertrauensperson erleben?

Besonderheit der Hausgeburt und Unterschiede zu einer Geburt in der Klinik

Eine der Besonderheiten einer Hausgeburt ist, dass die Frau die Hebamme, die bei der Geburt dabei ist, kennt. Sie ist in ihrem eigenen Umfeld, in ihren eigenen vier Wänden, wo sie sich wohlfühlt. Sie hat mehr Selbstbestimmung, die Geburt so zu gestalten wie sie es sich vorstellt.

Für die Hebamme ist der größte Unterschied, dass sie bei einer Hausgeburt für eine physiologische Geburt allein verantwortlich ist, es ist also keine ÄrztIn anwesend.

Hausgeburten und Spitalsgeburten sind für Mutter und Kind gleich sicher (siehe Literaturliste: 1, 2, 3, 4). Bei Hausgeburten kommt es außerdem zu weniger Routineinterventionen, beispielsweise wird weniger oft ein Darmschnitt durchgeführt und es gibt keine Leitungen in der Vene. Bei einer Hausgeburt werden die kindlichen Herztöne regelmäßig mit einem mobilen Herztongerät (Doppler) überwacht anstelle eines Dauer-CTGs (Herzton und Wehenschreiber).

Unterschied einer Hausgeburt zu einem Geburtshaus

Die Geburt in einem Geburtshaus ist im Prinzip gleich wie eine Hausgeburt, der Unterschied liegt lediglich darin, dass es nicht im Haus der Frau, sondern im Haus der Hebamme stattfindet. Es ist ebenfalls keine ÄrztIn anwesend. Im Geburtshaus gibt es ein Gebärzimmer, das manchmal sogar mit Geburtswanne eingerichtet ist. Außerdem stehen die gleichen Gerätschaften und Medikamente zur Verfügung die auch eine Hebamme bei einer Hausgeburt dabei hat. Eine Geburtshausgeburt kann eine gute Alternative für Frauen sein, die sich die intime Atmosphäre einer Hausgeburt wünschen aber das Gefühl haben sich zu Hause nicht gut entspannen zu können (z.B.: hellhörige Wohnung, Geschwisterkinder zu Hause).

Unterschiede zwischen der Arbeit mit Frauen, die ihr Baby zu Hause bekommen möchten, und Frauen die in eine Klinik gehen

Bei Hausgeburten besteht der Kontakt zur Hebamme schon während der Schwangerschaft. In den meisten Fällen wird die Schwangerenvorsorge durch die Hebamme und den Gynäkologen durchgeführt. Die Schwangere und auch ihr Partner können in dieser Zeit die Hebamme schon gut kennen lernen. In der Schwangerschaft werden die Wünsche und Bedürfnisse der Schwangeren und ihres Partners besprochen und dann bei der weiteren Betreuung berücksichtigt. Dadurch wird bereits in der Schwangerschaft eine intensive Vertrauensbeziehung aufgebaut, was ein großer Unterschied zu Spitalsgeburten ist. Die Hebamme kennt die Frau sehr gut und kann eine kontinuierliche Betreuung durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bieten was bewiesener Maßen Vorteile für Mutter und Kind bedeutet (5). 

 

Meistens begleitet eine Hebamme die Frauen auch nach der Geburt noch sehr lange. Von der Krankenkasse wird die Betreuung durch eine Hebamme bis acht Wochen nach der Geburt bezahlt (6). In der Realität besteht gerade nach Hausgeburten, wo eine sehr intensive Beziehung entstanden ist, der Kontakt wesentlich länger. Beispielsweise wird nach einem halben Jahr, wenn die Beikost gegeben wird, oder nach eineinhalb bis zwei Jahren, wenn abgestillt wird, der Kontakt zur Hebamme wieder gesucht.

Auch für Erstgebärende ist eine Hausgeburt geeignet

Bei der Sicherheit gibt es keine Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden. Erstgebärende haben eine höhere Verlegungsrate in die Klinik, das heißt, dass man während der Geburt in die Klinik fahren muss (7). Der häufigste Verlegungsgrund ist der Geburtsstillstand oder die protrahierte Geburt, also ein Wehenstopp beziehungsweise ein sehr langsamer Geburtsfortschritt.  Dies kommt bei Erstgebärenden in der Regel häufiger vor als bei Frauen, die bereits geboren haben.

 

Generell ist zu sagen, dass Verlegungen von Hausgeburten ins Krankenhaus in über 90 Prozent der Fälle keine dringenden Notfallverlegungen sind, sondern Verlegungen wo man Zeit hat (7).

„Hausgeburten-Gegner“

Sätze wie „Eine Hausgeburt ist viel zu gefährlich“ oder „Bei Komplikationen sind die Frau und das Kind im Krankenhaus besser versorgt“ hört man oft, da es hart in den Köpfen verankert ist. Es stimmt aber nicht. Es gibt Studien die belegen, dass Hausgeburten gleich sicher sind wie Spitalsgeburten. Ein ganz wichtiges Kriterium, was die Hausgeburt sicher macht, ist eine gute Risikoselektion in der Schwangerschaft. Bereits in der Schwangerschaft wird festgestellt, ob es eine gesunde schwangere Frau ist, ob es eine gesunde Schwangerschaft ist und ob das Baby gesund ist. Komplikationen können so schon im Vorfeld minimiert werden. Wenn die Hebamme nur gesunde schwangere Frauen bei einer Hausgeburt betreut, wird dadurch das Risiko reduziert. Bei einer Hausgeburt gibt es immer eine eins-zu-eins Betreuung. Das bedeutet, dass immer eine Hebamme für eine Frau zuständig ist. Der Unterschied zur Klinik liegt darin, dass dort manchmal eine Hebamme zwei Frauen gleichzeitig betreut. Durch die engmaschige und kontinuierliche Betreuung (ohne Schichtwechsel) bei der Hausgeburt, kann die Hebamme Komplikationen schnell und frühzeitig erkennen und in die nächstgelegene Klinik verlegen. Für den Notfall haben Hebammen auch Medikamente (z.B. um Wehen zu stoppen, oder Blutungen zu stillen) und Ausrüstung (z.B. Beatmungsbeutel für das Neugeborene) immer dabei um ein adäquate Erstversorgung leisten zu können.

„Hausgeburten-Interessierte“

Wer eines der schönsten und einschneidensten Ereignisse im Leben in gewohnter Umgebung gemeinsam mit seiner Vertrauensperson (Hebamme Ihrer Wahl) erleben möchte, sollte sich über die Möglichkeit einer Hausgeburt Gedanken machen.

 

Eine Hebamme für eine Hausgeburt oder Geburtshausgeburt findet man unter: http://www.hebammen.at/eltern/hebammensuche/

 

Literatur:

1) Zielinski, R., Ackerson, K., & Kane Low, L. (2015). Planned home birth: benefits, risks, and opportunities. International Journal of Women’s Health, 7, 361–377. http://doi.org/10.2147/IJWH.S55561 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4399594/#b40-ijwh-7-361

2.) Hutton, E., Cappelletti, A., Reitsma, A., Simioni, J., Horne, J., McGregor, C., & Ahmed, R. (2015). Outcomes associated with planned place of birth among women with low-risk pregnancies. CMAJ, 22 cmaj.150564; published ahead of print December 22, 2015, doi:10.1503/cmaj.150564. http://www.cmaj.ca/content/early/2015/12/22/cmaj.150564.full.pdf+html

3.) de Jonge, A., Geerts, C., van der Goes, B., Mol, B., Buitendijk, S., & Nijhuis, J. (2015). Perinatal mortality and morbidity up to 28 days after birth among 743 070 low-risk planned home and hospital births: a cohort study based on three merged national perinatal databases. BJOG, 122, 720–728. doi: 10.1111/1471-0528.13084. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13084/epdf

4.) Cheyney, M., Bovbjerg, M., Everson, C., Gordon, W., Hannibal, D. & Vedam, S. (2014), Outcomes of Care for 16,924 Planned Home Births in the United States: The Midwives Alliance of North America Statistics Project, 2004 to 2009. Journal of Midwifery & Women’s Health, 59, 17–27. doi: 10.1111/jmwh.12172. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jmwh.12172/epdf

5.) Sandall, J., Soltani, H., Gates, S., Shennan, A., & Devane, D. (2016). Midwife-led continuity models versus other models of care for childbearing women. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 4. Art. No.: CD004667. DOI: 10.1002/14651858.CD004667.pub5. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD004667.pub5/abstract

6.) Österreichisches Hebammengremium. (2016). Was kostet Hebammen-Hilfe? http://www.hebammen.at/eltern/kosten/

 

7.) Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. (2016). Qualitätsbericht 2014- Außerklinische Geburtshilfe in Deutschland. http://www.quag.de/downloads/QUAG_bericht2014.pdf

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