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Was ist Schlafapnoe und wie läuft eine Untersuchung ab? Oberarzt Dr. Wolfang Mallin im Interview.

Oberarzt Dr. Wolfang Mallin, langjähriger Präsident der österreichischen Gesellschaft der Schlafmedizin erklärt CredoMedia gegenüber den Ablauf in einem Schlaflabor.


Was ist eine obstruktive Schlafapnoe?

 

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine Atemstörung im Schlaf mit wiederholten Atempausen und Sauerstoffmangel, sie bildet ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Bluthochdruck und Herzinfarkte im Schlaf. Nach neueren Untersuchungen sind 10 bis 15% der Erwachsenen davon betroffen. Zunehmende Adipositas spielen eine begünstigende Rolle in unserer Gesellschaft.

 

Bei Menschen, die unter obstruktiver Schlafapnoe (OSA) leiden, kollabieren während des Schlafes die oberen Atemwege wodurch die Atemluft nicht mehr in die Lungen gelangt und die Atmung aussetzt.

 

Schlafmedizin ist aber nicht nur Schlafapnoe, hier spielt sehr viel mehr hinein: zum Beispiel Menschen mit schweren Depressionen können Schlafstörungen haben, psychiatrische Patienten, fast jeder der eine schwere Erkrankungen hat, beispielsweise Herzerkrankungen, oder Gelenksentzündungen kann Schlafstörungen haben. Vorrangig ist es hier, dass zuerst eine kausale Therapie der Erkrankung eingeleitet wird. Erst wenn weiterhin Schlafstörungen bestehen, wird unsererseits das Gespräch gesucht und gegebenenfalls auch eine Therapie eingeleitet.

 

Wie läuft eine Untersuchung im Schlaflabor ab?
 

  • 13 Uhr: Die neuen Patienten kommen zu uns ins Krankenhaus, wir beginnen wie auch sonst üblich mit einem Aufnahmegespräch, um Vorerkrankungen zu erfahren, machen anschließend eine Untersuchung, einschließlich Röntgen, Überprüfung der Lungenfunktion, EKG, Laboruntersuchungen.
  • Als Erstpatient bekommt man anschließend einen 30-minütigen Film über den Ablauf in unserem Schlaflabor präsentiert und erhalten von uns zusätzlich eine Erklärung über die möglichen Erkrankungen und deren Risiken.
  • 17 – 19 Uhr: Etwas Freizeit für die Patienten
  • 19 Uhr: Die Patienten beginnen mit den Vorbereitungen aufs Schlafengehen, können sich duschen, etc.
  • 20 Uhr: Eine Nachtschwester bringt Sensoren und Kabel an (alleine das dauert ca. 30 Minuten) und eicht anschließend die Geräte.
  • Danach: Das wichtigste - SCHLAFEN
  • 5:30 Uhr: Die Patienten werden geweckt und die Sensoren und Kabel entfernt.

Zu diesem Zeitpunkt sehe ich mir grob erstmals die Aufzeichnungen der Nacht an und mehrere medizintechnische Assistenten beginnen eine genaue Auswertung zu erstellen.

Am Vormittag: Es erfolgt ein Abschlussgespräch mit dem Patienten, wenn eine Erkrankung vorliegt, ein eingehendes Gespräch über die Therapiemöglichkeiten, sowie gleich eine Terminvereinbarung für die Therapieeinleitung, auch dazu muss der Patient wieder aufgenommen werden.  

Anschließend: Entlassung

Ein Therapietag im Falle einer Erkrankung läuft ähnlich ab: Hier wird am Nachmittag bereits mit der Einschulung der Patienten auf eine spezielle Sauerstoff-Maske begonnen, welche je nach Gesichtsgröße auf den Patienten angepasst wird. Anschließend erfolgt ein Probelauf, damit man weiß wie man mit der Maske schlafen kann.

 

Am Abend erfolgt abermals die Verkabelung, hier eben mit Maske. Für die Nacht wird ein entsprechender Druck eingestellt, der notwendig ist um Atempausen beim Patienten zu verhindern. Am nächsten Morgen bekommt der Patient die Maske mit nach Hause und verwendet Sie ab dann jede Nacht. Der Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung wird von uns gemacht.

Kontrollbesuch nach 3 Monaten:
Bei dem Kontrollbesuch geht es primär um die Abklärung, ob der Patient mit der Maske zurechtkommt, wie er sie anwendet und um den therapeutischen Nutzen.

 


Was sind die Tipps für einen gesunden Schlaf?
 

Häufig sind auch gesunde Menschen von Einschlafstörungen betroffen, das typische Grübeln, dass beginnt sobald man im Bett liegt. Mein Tipp hier: Aufstehen, Zettel schnappen und die Gedanken niederschreiben, denn alles was ich notiert habe, brauche ich mir nicht mehr merken und kann beruhigt wieder ins Bett.
 

Weitere Tipps:

 

  • Nicht schlafen gehen, wenn Sie nicht müde sind! Erst wenn der Schlafdruck kommt und man müde wird relativ rasch ab ins Bett, dass erleichtert das Einschlafen ungemein. Wenn sie diese Phase übertauchen, dauert es wieder eineinhalb Stunden, bis Sie wieder müde werden.
  • Vermeiden Sie elektronische Geräte oder Lampen, die Licht mit hohem Blauanteil ausstrahlen, Sie verhindern die Bildung von Melatonin, dem Hormon, dass uns zum Einschlafen bringt. Daher keinen Fernseher im Schlafzimmer.
  • Bei Kindern, kein Handy im Schlafzimmer, ich höre immer wieder, dass vorm Einschlafen noch unter der Bettdecke SMS getextet werden, auch Smartphones haben oft viel Blaulichtanteil.

Was wäre für die Zukunft wünschenswert?

 

Mehr Individualität: Jeder Mensch hat einen anderen Biorhythmus, manche sind eben Nachtmenschen und andere dafür am Morgen schon topfit. In unserem starren System kann daher nicht jeder zu den Zeiten arbeiten, an denen er am Produktivsten ist.

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Vita: Oberarzt Dr. Wolfang Mallin, langjähriger Präsident der österreichischen Gesellschaft der Schlafmedizin, seit 1993 Facharzt für Lungenkrankheiten am LKH Hörgas-Enzenbach, beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Schlafapnoe.

 

Kommentare

Nikola  Jandric
5 Jul 2016 11:59

Kann man sagen wie sich eine gesamte Schafdauer idealerweise prozentuell in Tiefschlaf und leichte Schlafphase aufteilen sollte, bzw. ab wann man sich an Schlafexperten wenden sollte?