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Weniger Opiat-Anfänger in Österreich- Suchtverhalten bessert sich
Im Bereich der Opiatabhängigen mit problematischem Konsum - also vor allem durch Injizieren der Suchtmittel und Mischkonsum - scheint sich die "Szene" in Österreich eher zu verkleinern. Der Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Sucht im Gespräch.
Plateau bei Substitutionstherapie offenbar erreicht - Alkoholproblematik am schärfsten in höheren Altersklassen
Auch im Bereich der Opiatabhängigen mit
problematischem Konsum - also vor allem durch Injizieren der
Suchtmittel und Mischkonsum - scheint sich die "Szene" in Österreich
eher zu verkleinern: "Immer weniger Jugendliche steigen in diesen
problematischen Drogenkonsum ein", sagte Martin Busch,
Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Sucht in Wien.
Während zwischen den Jahren 2000 und 2004 der Anteil der unter
25-Jährigen unter den Opiatkonsumenten mit problematischem Konsum
von rund 30 auf 40 Prozent anstieg, fiel er bis 2013 auf um die 13
Prozent. Mit etwas Zeitverzögerung spielte sich eine ähnliche
Entwicklung bei den drogenbezogenen Todesfällen ab. 85 Prozent der
rund 23.000 Patienten, welche 2014 wegen ihrer Drogenproblematik in
Behandlung waren, entfielen auf Personen mit Opioid-Konsum im
Zusammenhang mit anderen Suchtmittel. Allerdings wurde offenbar mit
einem Anteil der Opioid-Abhängigen in Substitutionstherapie von 60
Prozent in den vergangenen Jahren offenbar ein Plateau erreicht.
"Der Hauptfaktor (für die Inanspruchnahme einer Therapie durch die
Abhängigen; Anm.) ist, dass ein substituierender Arzt in der Nähe
ist", sagte Busch.
Dies deutet darauf hin, dass in Österreich längst noch nicht
flächendeckend eine niederschwellig erreichbare Möglichkeit für die
Opiat-Substitutionstherapie vorhanden ist. Ballungszentren sind
offenbar überrepräsentiert. Es sei auch die Frage, ob die
gegenwärtige Substitutionstherapie immer den Bedürfnisse der
Patienten entgegenkomme, meinte der Fachmann.
Beim Alkohol wird in der Öffentlichkeit häufig ein Schlaglicht
auf das angebliche "Komasaufen" von Jugendlichen gelegt. Doch die
größte Problematik, immerhin trinken 14 Prozent der Österreicher
regelmäßig gesundheitsgefährdend, liegt offenbar ganz woanders.
Julian Strizek sagte dazu: "Wir sehen in den Daten den höchsten
Anteil der Menschen mit problematischem Alkoholkonsum im Alter
zwischen 50 und 60 Jahren." Alkohol sei nicht das überwiegende
Problem bei den Jugendlichen, sondern eher von älteren Menschen. Da
die Betroffenen aber eine höhere und früher einsetzende Mortalität
aufweisen, wird das in der Statistik nicht sehr gut sichtbar.
Nicht sehr aufschlussreich sind die vorhandenen Daten zur
Spielsucht in Österreich. Zwar geben 36 Prozent der Menschen an, im
vorangegangenen Monat an einem Glücksspiel oder an Sportwetten
teilgenommen zu haben, aber mit Spielsucht hat das nichts zu tun.
Der Anteil der Personen, die regelmäßig an Automaten spielen, ist
gering. Suchtforscher Alfred Uhl sagte: "Wir wissen, dass es einen
Anteil problematischen Spielern von ein Prozent in der erwachsenen
Bevölkerung gibt. Das sind aber auch um die 60.000 Menschen."
Quelle: APA
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