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Ärztekammer weist Aussagen Bachingers entschieden zurück

Einen ganzes Berufsstand diskreditiert - „Letztklassig, wenn ein Patientenanwalt den kassenärztlichen Bereich als ‚zweitklassig‘ bezeichnet“


Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, empört sich über die von Niederösterreichs Patientenanwalt Gerald Bachinger gemachten Aussagen im heutigen Ö1-Morgenjournal. „Dass ein Patientenanwalt den kassenärztlichen Bereich als ‚zweitklassig‘ bezeichnet, finde ich absolut letztklassig“, so Steinhart. ****

Es sei schlichtweg „unzumutbar und auch unverständlich, wenn ein politisch installierter sogenannter ‚Patientenanwalt‘ Pauschalverurteilungen gegenüber einer seit Jahrzehnten bewährten kassenärztlichen Primärversorgung in Einzelordinationen ausspricht.“ Dass Bachinger von einer „defizitären Versorgung in Einzelordinationen“ spricht, zeige in erschreckender Weise, wie wenig er über die tägliche und unermüdliche Arbeit von Kassenärzten wisse.

Auch die weiteren Anschuldigungen Bachingers halten der Realität nicht stand. Steinhart: „Sehr wohl ist die Ärztekammer zu neuen Primärversorgungsmodellen bereit – wie man auch mit einem Blick nach Wien erkennen kann.“ Das in Wien betriebene erste und bundesweit einzige PHC-Zentrum habe sich von Anfang an als absolutes Erfolgsmodell bewiesen.

„Während in Wien nach dem Vorbild des ‚PHC MedizinMariahilf‘ auf bewährten Strukturen aufgebaut wird, wünscht sich der Patientenanwalt im Gegenzug, ein gut funktionierendes Versorgungssystem zu zerschlagen“, kritisiert Steinhart, der auch die Frage aufwirft, wann Bachinger überhaupt an den Verhandlungen zum PHC-Gesetz teilgenommen hat: „Während wir als Ärztekammer an konstruktiven Gesprächen teilnehmen, diskreditiert er lieber die ausgezeichnete Arbeit der Kassenärzte in Einzelordinationen.“ Mit solch unreflektierten Aussagen disqualifiziere sich Bachinger aber von selbst, betont Steinhart.

Vielmehr sollte sich der niederösterreichische „Patientenanwalt“ um die wirklichen Sorgen der Patienten, wie beispielsweise fehlende Kassenverträge, veraltete Leistungskataloge der Krankenkassen sowie überbordende Bürokratie in allen Belangen der Gesundheitsversorgung, kümmern, rät Steinhart, für den die jüngsten Aussagen von Bachinger einmal mehr „an der Sinnhaftigkeit der Profession ‚Patientenanwalt‘ nach politischem Entscheid und Abhängigkeit zweifeln lassen“.

Die wiederholte Entgleisung Bachingers sei einmal mehr Beweis dafür, wie wichtig es sei, dass es, wie in Wien, von Patienten direkt gewählte Patientenombudsleute gibt, die sich tatsächlich um die Anliegen der Patienten kümmern, „und das ganz ohne Abhängigkeit von politischen Motiven“. Steinhart fordert von Bachinger eine „rasche und unmissverständliche Entschuldigung gegenüber der niedergelassenen Ärzteschaft in Österreich“.

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