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Ärztekammer kritisiert E-Medikation Probebetrieb und wünscht sich Neustart

In der heutigen Presseaussendung der österreichischen Ärztekammer kritisiert der Vizepräsident der ÖÄK und Dr. Johannes Steinhart als unausgereift, wünscht sich aber weiter ein Gelingen des Projektes.


E-Medikation: Ärztekammer kritisiert Probebetrieb als unausgereift

Kritik am Probebetrieb der E-Medikation im steirischen Bezirk Deutschlandsberg kommt von Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte: „Der Probebetrieb läuft seit Ende Mai. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass das Projekt unausgereift und nicht praxistauglich ist. In dieser Form ist ein österreichweites Rollout im Oktober keine Option“, so Steinhart. Die Bundeskurie habe die teilnehmenden Ärzte zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen, um sich vor Ort ihre Sorgen anzuhören.


Vor allem die Datenverarbeitung würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, aber auch die Anbindung an die vorhandene technische Infrastruktur funktioniere nicht überall einwandfrei. Steinhart: „Die Kolleginnen und Kollegen sollen mit der E-Medikation rasch und auf einen Blick sehen können, welche Medikamente ihre Patienten nehmen und wo es Wechselwirkungen gibt. Wenn die Datenverarbeitung eine Minute oder länger dauert, dann ist das keine Zeitersparnis, weder für Patienten noch Ärzte.“ Auch der Support durch die zuständigen EDV-Firmen lasse zu wünschen übrig, kritisiert Steinhart.


Riskant: Nur noch 12 Ärzte nehmen teil

Dass rund die Hälfte der ursprünglich angemeldeten 30 niedergelassenen Ärzte im Bezirk Deutschlandsberg aus technischen Gründen nicht am Probebetrieb teilnehmen konnte bzw. mittlerweile nur noch zwölf Ärzte eingebunden seien, stelle ein weiteres Problem dar: „Wir brauchen valide Daten für die Evaluierung des Testbetriebs, um daraus klare Handlungsanleitungen zu gewinnen. Wenn zu wenige Ärzte mitmachen, könnte die Evaluierung schwierig werden. Die derzeit untersuchte Gruppe von gerade einmal zwölf Ärzten ist gemessen an der Gesamtzahl von rund 8.000 Kassenärzten und 10.000 Wahlärzten geradezu fahrlässig klein“, so der Bundeskurienobmann. Auch der finanzielle Aspekt sei nicht zu unterschätzen: Die ersten Erfahrungen zeigten, dass man bis zu mehrere Tausend Euro investieren müsse, um das Tool ansatzweise effizient verwenden zu können.

Für die ÖÄK sei der weitere Weg jedenfalls klar: „Die E-Medikation muss zurück an den Start“, fordert Steinhart. Offensichtlich sei das System sowohl von der technischen Seite als auch im Hinblick auf die Usability noch zu unausgereift, um österreichweit ausgerollt zu werden. Man müsse aus der Evaluation des Pilotprojektes aus dem Jahr 2012 lernen, wo klar auf die Anwendbarkeit wie zum Beispiel kurze Antwortzeiten verwiesen wurde. Auch eine nachhaltige Finanzierung und ein ordentliches Projektmanagement seien essenziell, wenn das Projekt gelingen solle, so Steinhart, der abschließend betonte: „Die Österreichische Ärztekammer unterstützt die Idee der E-Medikation – aber nicht unter diesen Bedingungen.“ (slv)

Quelle: PA der ÖÄK

Foto: Österreichische Ärztekammer/Zeitler


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