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Unsere Darmflora beeinflusst wesentlich Immunsystem und Stoffwechsel

Im Rahmen der „Internationalen Ganzheitsmedizinischen Tage“ vom 15. bis zum 18. September 2016 sprach die Wiener Darm-Fachexpertin Mag. Reneé Bittner über mikrobiologische Therapiemöglichkeiten bei gestörter Darmflora


Im Rahmen der „Internationalen Ganzheitsmedizinischen Tage“ vom 15. bis zum 18. September 2016 sprach die Wiener Darm-Fachexpertin Mag. Reneé Bittner über mikrobiologische Therapiemöglichkeiten bei gestörter Darmflora – auch nach einer Chemotherapie. In ihrem Praxis-Workshop unter dem Titel der „Tod liegt im Darm“ stand zudem die Stuhldiagnostik im Fokus.
Der Darm gilt als Gesundheitszentrums unseres Körpers. Besonders interessant für die Forschung sind heute die diversen Bakterienstämme, die ihn besiedeln. Die Verteilung bzw. Besiedlung der Bakterien ist unterschiedlich - im Mund am stärksten - und erreicht im Dickdarm ihren Höhepunkt. Die unterschiedlichen Eigenschaften, Wechselwirkungen und Synergien dieser Bakterienstämme haben jedenfalls Auswirkungen auf unser Immunsystem.

„Der Mensch kommt mit steriler Darmschleimhaut zur Welt,  die in den ersten Jahren zunehmend von Bakterien und Pilzen besiedelt wird. Man weiß, dass das Mikrobiom wesentlichen Einfluss auf das Immunsystem, Stoffwechselvorgänge, die Psyche sowie auf Nährstoffverwertung/Adipositas und die Vitaminversorgung nimmt“, erklärte Mag. Reneé Bittner. Das intestinale Mikrobiom wird durch Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Ernährung und durch Medikamente genauso wie durch emotionalen Stress beeinflusst. Nahezu 80 % aller Immunzellen des Menschen befinden sich in der Darmschleimhaut.

„Während pathogene Hefepilze bei einem intakten Immunsystem kaum eine Chance haben, begünstigt ein geschwächtes Immunsystem eine intestinale Dysbiose mit vermehrtem Wachstum von Candida Arten und Schleimhautschäden. Candida kann für unterschiedlichste Symptome verantwortlich sein z.B. Verstopfung, Durchfall, Schleim im Stuhl, chronische Erschöpfung, Vergesslichkeit, Fertilitätsstörungen bis hin zu Gemütsschwankungen. Derzeit sind zudem neben Candida an die 100.000 Pilzarten bekannt, die von Stoffen leben, die unser Organismus nicht abbauen kann.

Mikrobiologische therapeutische Strategien

Die aktuelle Candida Diagnostik aus Stuhl, Blut und Harn (z.B. Bestimmung D-Arabinitol) erlauben ein überschießendes Hefewachstum sowie eine drohende invasive Candidose frühzeitig zu erkennen. Gezielte Mikronährstoffversorgung sowie eine individuelle Symbioselenkung durch Stuhl Analyse ermöglicht mittels spezieller Prä- und Probiotika sowie pflanzlicher Substanzen und/oder klassischer Antimykotika ein erfolgreiches Eindämmen des Candida Wachstums und die Auswirkung von Mykotoxinen, welche den ohnehin schon geschwächten Organismus zusätzlich belasten. Zur Anwendung kommen Antimykotika (Albicansan, Nystatin, etc.). Die Darmflora kann zusätzlich gestärkt werden – durch Probiotika, Mikronnährstoffe und andere Stoffe, die toxische Stoffwechselprodukte binden. Zudem ist eine Ernährungsumstellung relevant. Stressreduktion und Akupunktur können auch helfen.
Das sind einige pflanzliche Substanzen, die zur Anwendung kommen:

• Teebaumöl,
• Lapacho,
• Oreganoöl,
• Olivenblattextrakt
• Grapefruitkernextrakt
• Gewürze wie Weihrauch und Curcuma.

Enterale Mykosen – Diagnostik und Therapie im Rahmen der Krebsmedizin
Eine mikrobiologische Therapie zur Darm-Symbioselenkung kann vor allem nach einer Chemotherapie sowie nach Bestrahlung im Bauchbereich, Behandlung mit Cortison und Antibiotika, Chemotherapeutika sinnvoll sein. Durch den Aufbau der körpereigenen Darmflora wird das Wachstum von potentiell pathogenen Bakterien und Pilzen sowie Fremdkeimen verhindert, die Mikronährstoff-Resorption verbessert und das Immunsystem stimuliert.“ – führte Bittner in ihrer Keynote aus.

Praxis-Workshop: „Der Tod liegt im Darm – Stuhlanalysen und Interpretation sowie therapeutische Konsequenzen"

Die Stuhldiagnose heute, umfasst neben intestinaler Mikrobiologie (wie z.B. das Verhältnis von Fäulnis und Säuerungsflora,  Vorhandensein von potentiell pathogenen Keimen  (sowie die Anzahl der Butyratbildenden und H2S bildenden Bakterien) eine Vielzahl von diagnostischen Parametern die Rückschlüsse über die Schleimhautintegrität, die Verdauungsleistung an das Schleimhautimmunsystem erlauben.

Mit Hilfe eines Stuhlbefundes lassen sich sowohl gezielte Ernährungsmaßnahmen, wie prä- und probiotische Therapiemaßnahmen zusammenstellen. Eine Stuhlanalyse ist im Rahmen der Gesundenuntersuchung sinnvoll – besonders bei  Verdauungsstörungen, Allergien oder chronischer Infektanfälligkeit.

Anhand von Praxisbeispielen werden die einzelnen Stuhl-Parameter und die individuelle Auswahl der Profile besprochen sowie Befundinterpretation und therapeutische Strategien erarbeitet.

Wichtig: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Fotos & Quellennachweis: IGMEDT 2016

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