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Moderne Therapien können Leben mit Herzinsuffizienz verlängern – Voraussetzung ist Therapietreue

Moderne Therapien können Leben mit Herzinsuffizienz verlängern – Voraussetzung ist Therapietreue

Herzinsuffizienz kann Menschen jeden Alters betreffen, allerdings sind 80 Prozent der Patienten über 65 Jahre alt. Moderne Medikamente können die Beschwerden lindern und das Leben verlängern – vorausgesetzt, sie werden konstant und regelmäßig eingenommen.

 

Europaweit leiden rund 14 Mio. Erwachsene an chronischer Herzinsuffizienz. Allein durch die Zunahme der Lebenserwartung rechnen Experten mit einer Verdoppelung dieser Zahl in den nächsten 15 Jahren. Auch in Österreich sind geschätzte 70.000 bis 140.000 (ein bis zwei Prozent der Erwachsenen) betroffen – Tendenz steigend. Bei den über 65-Jährigen ist Herzinsuffizienz die häufigste Ursache für Spitalsaufenthalte. Seit Mitte der 1980er-Jahre hat sich die Zahl der Personen, die mit der Diagnose „Herzinsuffizienz“ aus dem Krankenhaus entlassen wurden, verdreifacht.

 

Ursachen und Formen der Herzinsuffizienz

 

Zwar kann Herzinsuffizienz auch genetisch bedingt sein, meist handelt es sich jedoch um eine erworbene Erkrankung. Wegbereiter sind unter anderem: koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Rauchen und Bewegungsmangel. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann das dramatische Folgen haben: Die Sterberate ist höher als bei manchen Krebserkrankungen, somit gehört Herzinsuffizienz zu den häufigsten Todesursachen in den Industrieländern.

 

Allerdings sind die Symptome oft unspezifisch und werden für normale Alterserscheinungen gehalten, weshalb die Erkrankung meist zu spät erkannt wird. Zu der typischen Symptomatik einer Herzinsuffizienz zählen unter anderem:

 

  • Atemnot
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Geschwollene Knöchel, Beine, Bauch
  • Völlegefühl
  • Appetitlosigkeit

Bei solchen Beschwerden sollte man einen Arzt aufsuchen und sich untersuchen lassen, da je früher Herzschwäche erkannt und behandelt wird, desto besser können die Therapien den Krankheitsverlauf beeinflussen. Herzinsuffizienz wird mittels Herzultraschalluntersuchung, Blutuntersuchung, Elektrokardiografie (EKG) und Lungenröntgen erkannt.

 

Vereinfacht gesagt, spricht man dann von Herzinsuffizienz, wenn das Herz nicht in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut – und damit Sauerstoff – zu versorgen. Das kann einerseits an einer zu geringen Pumpleistung (verminderte Auswurfleistung) liegen. Diese Form der Herzinsuffizienz ist gut erforscht und betrifft circa die Hälfte der Patienten. Mit einer adäquaten Therapie lässt sich die Lebenserwartung hier deutlich verlängern, zudem fallen weniger Spitalsaufenthalte an, die Patienten sind leistungsfähiger und genießen dadurch eine höhere Lebensqualität. Andererseits kann die Auswurfleistung erhalten sein, das Herz aber zu steif sein, um sich ausreichend mit Blut zu füllen. Für diese Fälle gibt es bislang noch keine Therapie, die ähnlich erfolgreich ist wie für Patienten mit verminderter Auswurfleistung. Daher liegt der Fokus vor allem auf der Behandlung von Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck sowie auf einer Änderung des Lebensstils. Dem körperlichen Training kommt hier eine besonders wichtige Rolle zu.

 

Herz in Bewegung: Körperliches Training bei Herzschwäche essenziell

 

Noch bis in die 1980er-Jahre wurde Herzinsuffizienz-Patienten vor allem Schonung verordnet. Heute hingegen ist ein auf die individuelle Leistungsfähigkeit abgestimmtes Fitnesstraining Teil der Behandlung. So kann nicht nur die Leistungsfähigkeit erhöht werden, es gibt auch Hinweise auf eine verbesserte Prognose. Die vor einigen Jahrzehnten verabreichten Medikamente hatten keinen Einfluss auf die Prognose. Dann folgten Substanzen, die Anpassungsvorgänge zur Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs blockieren, welche zwar im Akutfall sinnvoll, bei chronischer Herzinsuffizienz aber schädlich sind. Dadurch verzögern diese Medikamente das Fortschreiten der Erkrankung. Einen völlig neuen Therapieansatz verfolgt die jüngste Medikamenten-Generation, indem sie vorteilhafte Anpassungsvorgänge unterstützt, wodurch die Gefäße erweitert werden, das Herz entlastet und der schädliche Umbau des Herz-Bindegewebes verhindert wird.

 

Die Wirksamkeit all dieser Medikamente basiert jedoch auf ihrer regelmäßigen und konstanten Einnahme, was erfahrungsgemäß nicht immer der Fall ist. Denn die meist vom Spezialisten verschriebenen Präparate senken den Blutdruck, was viele Patienten als belastend erleben. Mit den Nebenwirkungen wenden sie sich oft an den Hausarzt, von dessen Überzeugungsarbeit somit der Behandlungserfolg ganz wesentlich abhängt. Zusätzlich können auch Patientenvereinigungen eine große Stütze sein und in diesem Zusammenhang ist hier der Österreichische Herzverband besonders lobend zu erwähnen. Damit also die Vorteile neuer Therapien wirklich beim Patienten „ankommen“, braucht es gut strukturierte Netzwerke, in deren Rahmen sich alle an der Betreuung Beteiligten austauschen: vom Hausarzt über den niedergelassenen Internisten bis hin zur Spitalsambulanz und den Angehörigen bzw. mobilen Pflegekräften.

 

Foto: Pressekonferenz VdÄ: Herzinsuffizienz - Diagnose und moderne Therapien / 06.10.2016 (Copyright: VdÄ/Gregor Zeitler)

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