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15. Wiener Osteoporosetag "Der Knochen reagiert auf alles" - eine Bestandsaufnahme

15. Wiener Osteoporosetag "Der Knochen reagiert auf alles" - eine Bestandsaufnahme

Geschätzte 750.000 Menschen sind in Österreich von Osteoporose betroffen. Bei der Entstehung sind Lebensalter, hormonelle und genetische Faktoren, Tabakkonsum bis hin zu Störungen im Immunsystem relevant. Der 14. Oktober bot die Möglichkeit, sich über Prävention und Therapien zu informieren.

 

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochen brüchiger und schwächer werden. Eine von drei Frauen über 50 und einer von fünf Männern erleidet eine durch Osteoporose bedingte Fraktur, die schon nach einem leichten Schlag oder einem Sturz bei alltäglichen Aktivitäten auftreten kann. Von den 14.000 geschätzten Oberschenkelhalsbrüchen im Jahr  sind 90 % auf Osteoporose zurückzuführen. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl dieser Brüche auf 25.000 belaufen.

 

"Doch es besteht die Möglichkeit, Frakturen zu vermeiden. Vorbeugend und begleitend sollte man auf ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung reich an Proteinen, Kalzium und Vitamin D achten, das durch Vorstufen in der Haut über Sonnenlicht aktiviert wird.“ -  erklärte Dr. Elisabeth Preisinger, Fachärztin für Physikalische Medizin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel am 15. Wiener Osteoporosetag im Wiener Rathaus. Dieser Info-Tag am 14. Oktober fand im Vorfeld des Weltosteoporosetags (WOT) statt, der jedes Jahr weltweit am 20. Oktober begangen wird.

Knochenstarke Ernährung und Bewegung

Dass auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin die Ernährung ein wichtiger Bestandteil der Osteoporosetherapie ist, darauf verwies Dr. Andrea Scholdank, jahrelang praktizierende Fachärztin und bekannte ‚suppito‘-Wohlfühl-Köchin.

In der traditionellen chinesischen Medizin wird Osteoporose als Nierenmangelerscheinung (Ying-Mangel) gesehen. Die Nieren sind für den Aufbau und auch den Erhalt der Knochen zuständig. Wichtig ist die Stärkung durch hochwertige Nahrungsmittel.

beschreibt Scholdank. Dabei gilt es, so oft wie möglich selbst zu kochen, idealerweise regional, saisonal und auf industriell verarbeitete Lebensmittel sowie weißen Zucker zu verzichten. In Bezug auf die Knochen ist der Verzehr von grünem Gemüse, Hülsenfrüchten (z. B. Linsen, Bohnen, Fisolen) Mineralwasser als Kalziumquellen aber auch Leinsamen oder schwarzer Sesam empfehlenswert.

 

 

In seinem Vortrag „Sport bei und gegen Osteoporose“ sprach OA Dr. Alexander Ditscheiner, Internist am Evangelischen Krankenhaus Wien, über das Knochenwachstum durch Sport. Für den Knochenaufbau eignen sich vor allem Sportarten, die viel Muskelkraft benötigen.

 

Setzt man in der Osteoporsebekämpfung und –prävention auf regelmäßiges Krafttraining, wird der Knochen dicker. Werden zusätzlich zum Krafttraining Vitamin D und Kalzium eingenommen, kann die Knochendichte tatsächlich gesteigert werden. Wichtig ist bei Osteoporose-Patienten unter Anleitung zu trainieren. Darüber hinaus können Koordinationstraining, Funktionstraining aber auch Tanzen das Sturzrisiko senken.

 

Der Orthopäde OA Doz. Dr. Jochen Hofstätter führte aus, dass viel zu wenig Kraft- und Muskeltraining verordnet oder zu wenig konsequent weitergeführt würden.

 

Eine der größten Herausforderungen in der Orthopädie seien allerdings Implantate für schlechte Knochen. Ein Problem, das sich in Zukunft noch verstärken werde. Die meisten Schenkelhalsfrakturen bei über 60-jährigen Osteoporose-Patienten werden beispielsweise mit einem  künstlichen Hüftgelenk versorgt. Bei jüngeren Betroffenen wird der Knochen eher mit Implantaten wieder ausgerichtet und stabilisiert, Komplikationen ergeben sich dabei häufiger. "Es gibt jedoch mittlerweile gute Implantate. Spezielle Schrauben können Implantate in Knochen von Osteoporose-Patienten noch besser verankern. Muss ein Implantat allerdings gewechselt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft ein weiteres Mal ausgetauscht werden muss,“ so Hofstätter.

 

„Zur Behandlung von geringer Knochendichte stehen außerdem eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, allen voran Bisphosphonate, die die Funktion von Osteoklasten hemmen und so dem Abbau von Knochen entgegenwirken.“ -  führten einige der Expertinnen wie Dr. Preisinger im Laufe des Tages immer wieder aus.

COPD & Osteoporose

Dass COPD-Betroffene häufig an Osteoporose erkranken, liegt an Faktoren wie einer erhöhten Immobilität, Langzeit-Steroidmedikationen aber auch an der COPD -typische systemischen Entzündung und regelmäßigem Tabakkonsum. Darüber sprach OA Priv.-Doz. Dr. Christian Muschitz, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Muschitz verwies darauf, dass Zigarettenrauch einen sehr starken Einfluss auf die Knochendichte hat, es kommt häufiger zu Brüchen. Gängige Maßnahmen in der  COPD-Therapie sind mit den Osteoporose-Therapiesäulen deckungsgleich: Rauchentwöhnung, gezielte Bewegung und eine mineral- und vitaminreiche Ernährung. Erweitert werden kann die Behandlung bei Bedarf durch Bisphosphonate.

Das Mikrobiom, der Darm und die Knochen

Eine wichtigere Rolle als bisher angenommen spielt die Wechselwirkung zwischen Immunsystem und Osteoporose. Darauf verwies auch die Pharmazeutin und Wissenschaftlerin Mag.a Claudia Weinberger. Wobei der Darm eine Schlüsselfunktion hat. Je intakter die Darmflora ist, umso mehr Nähr- und Vitalstoffe kann unser Körper aufnehmen. US-Wissenschaftler fanden beispielsweise heraus, wie und warum Probiotika (z.B. Bifidobakterien) die Knochengesundheit in den Wechseljahren beeinflussen und bei Osteoporose helfen können. Sie entdeckten, dass der wechseljahresbedingte Hormonmangel bei Frauen die Darmflora verändert. Probiotika können dabei helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Denn je gesünder die Darmflora, umso seltener ist das sogenannte Leaky Gut Syndrom (die durchlässig gewordene Darmschleimhaut). Probiotika helfen also dabei, den Darm praktisch wieder abzudichten und die Bioverfügbarkeit von Kalzium, Magnesium und anderen relevanten Mineralstoffen zu erhöhen, was wiederum dem  Knochenabbau entgegenwirkt. “Über die Darmgesundheit ist daher bei Osteoporosepatienten viel erreichbar,“ so Weinberger.

 

Am 20. Oktober ist Weltosteoporosetag!

'Liebe deine Knochen: schütze deine Zukunft' - Start der weltweiten Kampagne für präventive Maßnahmen zum Schutz der Knochen

 

 

Mit 20. Oktober startet 2016 eine einjährige Kampagne, die das Ziel hat, weltweites Bewusstsein für die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Osteoporose und Knochenstoffwechselerkrankungen zu schaffen.

 

Unter dem Motto "Liebe deine Knochen: schütze deine Zukunft" ruft der WOT 2016 die Öffentlichkeit dazu auf, rechtzeitig Maßnahmen für den Erhalt starker Knochen und Muskeln zu ergreifen, und mahnt Gesundheitsbehörden und Ärzte zum Schutz der Knochengesundheit ihrer Patienten an. Denn trotz effektiver Fortschritte in der Diagnose, Bewertung und Behandlung zur Reduzierung des Knochenbruchrisikos befinden sich aktuell wenige Männer und Frauen tatsächlich in Behandlung. Schätzungen zufolge werden nur 10 % der älteren Frauen mit Fragilitätsfrakturen wegen Osteoporose behandelt. In der EU erhielten 2010 von 21,3 Millionen Menschen mit erhöhtem Knochenbruchrisiko 12,3 Millionen keine Therapie.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.aktiongesundeknochen.at

 

 

Event-Fotos: CredoWeb

Foto-Credit & Info-Graphics zum Internationalen Osteoporosetag am 20. Oktober 2016:
International Osteoporosis Foundation - worldosteoporosisday.org

Programm-Foto-Credit zum 15. Wiener Osteoporsetag 2016: aatrocha

ANHÄNGE

ExpertInnen-Runde: Prim. Dr. Johann Hitzelhammer OA Doz. Dr. Jochen Hofstätter Univ.-Prof. Dr. Hans Tilscher
Univ.-Prof. Dr. Peter Pietschmann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel
‚Eine gesunde Darmflora wirkt dem Knochenabbau entgegen.‘, Pharmazeutin Mag.a Claudia Weinberger
Dr. Alexander Ditscheiner über 'Sport & Osteoporose'
Dr. Andrea Scholdank, jahrelang praktizierende Fachärztin und bekannte ‚suppito‘-Wohlfühl-Köchin sprach über
2016-INFOGRAPHICS-DE.pdf

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