Artikel

Atemwegsgeräusche: Abklärung und Differentialdiagnose - Vortrag am 2. Wiener Lungentag

Atemwegsgeräusche: Abklärung und Differentialdiagnose - Vortrag am 2. Wiener Lungentag

Zweiter Vortragender des ersten Themenblocks war Prim. Dr. Gert Wurzinger, der über das komplexe und umfassende Thema der Atemwegsgeräusche referierte.


Derartige Geräusche zu erkennen und zu kategorisieren ist nicht einfach und braucht gute Fachkenntnisse, aber auch Erfahrung. Luftströmungen führen bei Lumenänderung der Atemwege zu Turbulenzen und damit zu Geräuschbildungen.

 

Atemnebengeräusche sind fast immer pathologisch und der beste Weg zur Abklärung ist die Auskultation. Außerdem fördert das Stethoskop, welches schon seit jeher mit dem Arzt verbunden wird, und der dadurch entstehende Körperkontakt mit der Hand, das Vertrauen des Patienten zum Arzt. Die Richtige Durchführung ist hier ausschlaggebend. Die Auskultation erfolgt immer von links nach rechts und von oben nach unten. Für ein reproduzierbares Ergebnis sind definierte Abhörstellen notwendig, welche spiegelgleich paravertebral und basal gewählt werden. Bei stark behaarten Patienten sollte kräftiger aufgedrückt oder besser ein Trichter verwendet werden. Der Druck sollte dabei während der gesamten Untersuchung gleichbleibend sein. Der Patient atmet mit geöffnetem Mund und etwas rascher als normal.

 

Die Inspiration ist prinzipiell lauter als die Exspiration. Die entstehenden Geräuschphänomene sind bestimmt durch wechselnde Frequenzen (100-2500Hz) und Amplituden. Das normale Atemgeräusch, fälschlicher Weise als Vesikuläratmen bezeichnet, resultiert aus den höheren Frequenzanteilen auf dem Weg durch das Lungenparenchym und die Brustwand. Die Luftgeschwindigkeit in den kleinsten Bronchien ist auf ein Minimum reduziert und die Diffusion in den Alveolen daher geräuschlos.

 

Das Trachealatmen, mit einer deutlichen Pause zwischen den Atemgeräuschen, klingt schärfer und höher (2000Hz) und wird direkt ventral über der Trachea auskultiert. Das Bronchialatmen hingegen entsteht durch verbesserte Schallleitung aufgrund des entzündlich infiltrierten Lungenparenchyms. Dadurch bleiben die höheren Frequenzen erhalten (600Hz). Adipositas, Emphyseme bedingt durch schwere Asthmaanfälle oder Opiate führen hingegen zu einer Abschwächung sowohl der Frequenz wie auch der Amplitude.

 

Brummen (tief), Pfeifen (hoch) oder Giemen (typisch für COPD und Asthma bronchiale) – pulmonale Nebengeräusche, die bei kontinuierlichem Auftreten von Atemwegsverengungen und zähflüssigen Bronchialsekreten, entstehen können. Dr. Wurzinger spielte dazu mehrere Hörbeispiele ab. Hier sollte auch noch der pathologische Stridor erwähnt werden, der auch ohne Stethoskop als Distanzdiagnose vernommen werden kann und ein wichtiges Kriterium bei der Vocal Cord Dysfunction gegenüber dem schweren Asthmaanfall, ist. „Ohrnahe“ Rasselgeräusche (Crackles) entstehen bei Durchtreten von Luftblasen durch Schleim- oder Sekret-gefüllte Bronchien oder Alveolen. Knisterrasseln hingegen erinnert an das Öffnen eines Klettverschlusses und ist zu 80% bei interstitieller Lungenfibrose zu hören.

Quelle: Zweiter Vortrag vom 2. Wiener Lungentag, am 22.10.2016 / Fotos: CredoWeb

ANHÄNGE

Kommentare