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Inhalatoren sind das Flaggschiff der Asthma-Therapie

Als Reliever-Therapie dienen kurzwirksame Bronchodilatatoren, als Controller-Therapie inhalatives Kortison


Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Aber welche Therapien stehen zur Verfügung? Mag. Angelika Vötsch-Rosenauer sucht die Antwort in diesem Interview mit dem bekannten Lungenfacharzt Dr. Christian Zagler. In einem anderen Interview erklärt er Symptome und Untersuchungsmethoden bei Asthma.

CredoMedia: Welche Therapien stehen zur Verfügung, wenn es um Asthma bei Kindern geht?

Dr. Zagler: Die inhalative Therapie ist unser Flaggschiff. Inhalatoren sind ausgefeilte Geräte, welche mit Trockenpulver oder Aerosol befüllt sind. Diese Medikamente werden direkt am Ort des Geschehens, der Lunge, deponiert. Inhalatoren sind rezeptpflichtig und können in jeder Apotheke bezogen werden.

Eine alternative oder zusätzliche Therapieoption sind Leukotrienantagonisten. Das ist eine orale Therapie, welche in den meisten Fällen als add-on Therapie zur Inhalation verschrieben wird. Die first-line Therapie bleibt die inhalative Therapie. 

Bei allergischem Asthma bronchiale geht es darum, so gut wie möglich Allergene auszuschalten, die Asthma auslösen. Dazu gehören zum Beispiel eine Sanierung des Wohnbereichs bei Hausstaubmilbenallergie, Ernährungsberatung oder die Einleitung einer anti-allergischen Therapie. Kinder und Jugendliche können auch von einer spezifischen Immuntherapie profitieren.

CredoMedia: Welche Rolle spielen Inhalatoren in einer Therapie speziell bei Kindern?

Dr. Zagler: Bei Asthma ist die stufenweise inhalative Therapie die wichtigste Therapieoption. Als Reliever-Therapie dienen kurzwirksame Bronchodilatatoren, als Controller-Therapie inhalatives Kortison. Diese Medikation wirkt in der Lunge mit einem geringen Nebenwirkungspotential, da es sich hier um keine systemische Therapie handelt. Die meisten asthmatischen Kinder werden primär mit kurzwirksamen Bronchodilatatoren behandelt (Stufe 1 der Asthma Therapie), jedoch soll bei unkontrollierten respiratorischen Symptomen, häufigem „wheezing“ oder auch seltenen, aber schweren „wheezing“ Episoden ein inhalatives Kortison (Stufe 2 der Asthma Therapie) hinzugefügt werden.

Die schwerwiegenden Nebenwirkungen des Kortisons, die wir von oralen Therapien oder von intravenösen Kortisongaben kennen, treten hier de facto nicht auf. Es überwiegt definitiv der Nutzen gegenüber dem Risiko eines unkontrollierten Asthmas.

CredoMedia: Haben Sie Tipps für ein richtiges Inhalieren?

Dr. Zagler: Ja, und zwar: Inhalieren üben, üben, üben! Tabletten sind einfach einzunehmen, man nimmt sie in den Mund und schluckt sie. Eine Inhalationstherapie ist insofern komplex, weil es verschiedene Geräte gibt, die unterschiedlich zu bedienen sind, man braucht die Mitarbeit in Form der Atmungskoordination sowie ein ausreichendes Atemzugsvolumen. Wenn dies funktioniert, dann ist gewährleistet, dass der Großteil dieser Medikamente nicht nur im Mund- oder Rachenraum deponiert wird, sondern in der Lunge. Deshalb ist Schulung der Eltern und Schulung der Kinder so wichtig.

Bei Kleinkindern kann die Inhalationstherapie in den ersten Jahren sehr aufwändig sein. Doch dann kommen Kinder – so ist meine Beobachtung - oft in das Alter, wo sie sich selbst für die Inhalationsgeräte interessieren, diese spannend finden und mitmachen. Für Kleinkinder gibt es zur Erleichterung der Inhalation Vorschaltkammern. In eine Vorschaltkammer wird das Aerosol abgegeben und das Kind atmet aus dieser Kammer durch eine Öffnung mehrmals ein und aus.

Eines darf man bei Kindern nicht vergessen: Wenn Kinder und Jugendliche älter werden, ist die Therapietreue ein ganz wichtiger Punkt.  Wir wissen, dass die Therapietreue bei der inhalativen Therapie eher kritisch ist. Warum? - Inhalativa wirken sehr gut, die Beschwerden verschwinden oft sehr rasch und weshalb sollte dann ein Medikament genommen werden, wenn es einem wieder gut oder besser geht. Die regelmäßige Einnahme ist jedoch bis zur nächsten Kontrolle beim betreuenden Arzt oder Ärztin notwendig.

Zudem schämen sich Kinder oft in der Schule, wenn sie Inhalativa verwenden müssen. Daher ist es wichtig, eine Therapie anzustreben, die vor der Schule gemacht wird und am Abend, wenn die Kinder wieder zu Hause sind. Das ist leider nicht immer möglich und ein Thema, mit dem wir immer wieder konfrontiert sind.

CredoMedia: Haben Sie eine Prognose für die Krankheitsentwicklung in den nächsten Jahren? Kann Asthma geheilt werden? 

Dr. Zagler: Wir wissen, dass Asthma kommt und geht. Das heißt, ein Abflauen, ein komplettes Verschwinden dieser Symptome ist möglich. Im Gegensatz dazu, wird ein Teil der Erkrankten aber immer mit Asthma konfrontiert sein und zumindest intermittierend eine Therapie benötigen. Wir wünschen uns natürlich, dass wir eines Tages Medikamente haben, die eine Heilung ermöglichen. Derzeit können wir sehr effizient symptomorientiert behandeln.

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