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TEM - Altbewährtes mit neuem Schwung

TEM - Altbewährtes mit neuem Schwung

Anno dazumal besaß die traditionelle europäische Medizin (TEM) ein natürlich gewachsenes Wissenssystem mit großartigem Erfahrungsreichtum und gekonnten Therapiekonzepten. Dieses hatte über 5000 Jahre Gültigkeit und im Alltagsleben der Bevölkerung einen hohen Stellenwert inne.


Was ist TEM? Wie unterscheidet sich TEM von TCM?

 

Die traditionelle Medizin, egal welchen Ursprungs – chinesisch, ayurvedisch oder europäisch – entstand vor rund 5.000 bis 10.000 Jahre und hat sich laut Überlieferung überall relativ ähnlich entwickelt. Das Grundprinzip war immer ident, es stellte sich die Frage nach dem Ursprung der Erkrankung.

 

Später entwickelten sich die jeweiligen Traditionen unterschiedlich voneinander.

In Indien, Nepal und Sri Lanka wird Ayurveda mit ihren Doshas, den drei Lebensenergien Vata, Pitta und Kapha als Heilmethode gelehrt. In der chinesischen Philosophie nimmt Yin und Yang mit dem weit verbreiteten Symbol Taijitu die zentrale Rolle ein. Im Gegensatz dazu war in Europa ca. 500 v. Chr. Hippokrates maßgeblich an der Weiterentwicklung der Medizin beteiligt. Er etablierte die Vier-Säfte-Lehre, die auch als Humoralpathologie bekannt ist.

 

Laut Hippokrates besteht der Mensch aus vier Säften: schwarzer Galle, gelber Galle, Blut und Schleim. Ein Ungleichgewicht der vier Säfte äußert sich in einem subjektiven Krankheitsgefühl. Ziel war es, die vier Säfte durch verschiedene Maßnahmen wieder in Einklang zu bringen und somit ein Gleichgewicht zu schaffen.

Weiterentwickelt wurde die Vier-Säfte-Lehre von Galans von Pergamon durch die sogenannte Temperamentenlehre. Er ordnete den vier Körpersäften typische Charaktere zu - den Choleriker, den Melancholiker, den Sanguiniker und den Phlegmatiker.

Um nun eine Person einen der vier Typen zuordnen zu können, bedarf es einer ausführlichen Anamnese. Das Stellen von gezielten Fragen und aufmerksame Zuhören nimmt in der Traditionelle Europäischen Medizin nach wie vor eine wichtige Rolle ein. Ayurveda und die Traditionelle Chinesische Medizin legen im Gegensatz dazu ihr Augenmerk vermehrt auf Zungen-, Iris- oder Pulsdiagnostik.

 

Paracelsus hat darauf folgend die Signaturenlehre beschrieben. Diese besagt, dass die Pflanze durch ihr Äußeres zeige, wofür sie zu verwenden sei. Demnach sei ein Ackerschachtelhalm wohltuend für Knochenbeschwerden, denn er ähnelt dem Aussehen nach einem Skelett. Alles Herzförmige sei folglich förderlich für das Herz, bohnenförmige Pflanzen für die Nieren. Paracelsus versuchte, aus der Natur die Schrift Gottes zu lesen.

 

Die Griechen gaben ihre Erfahrungen an die Ägypter weiter. Dort wurden diese Lehren intensiviert und die ersten Fakultäten errichtet. Über Italien, Palermo und Spanien fanden die Lehren der TEM wieder ihren Weg zurück nach Mitteleuropa. Ab Christi Geburt stagnierte die Weiterentwicklung im medizinischen Bereich.

Im Mittelalter etablierte sich die Klostermedizin, welche auf der Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie basierte. Da es zu dieser Zeit von der Kirche verboten war, den Körper zu öffnen und am Leichnam zu forschen, hatte man ausschließlich die Möglichkeit, sich der Natur zu bedienen, und im späteren Mittelalter auch der Tiere und deren Exkremente.

Die verschiedenen Fachrichtungen der TEM haben sich folgend sehr langsam entwickelt, wobei die Pflanzenheilkunde sicher die am Stärksten wachsende war.

 

Die Humoralpathologie basiert auf Blickdiagnostik und Anamnese. Man erkannte anhand gelber Augen, dass ein Problem bei der Leber vorliegt. Durch bloßes Anschauen, ist zu erkennen, ob es sich um einen Choleriker handle. Es ist diese Mischung aus Temperament- und Vier-Säfte-Lehre. Und noch heute gibt man beim Hausarzt Proben von Blut, Stuhl, Urin und Speichel ab, bloß die Analyse hat sich verändert bzw. verfeinert. Die Proben werden nicht mehr ausschließlich makroskopisch durch ein Glas, sondern vor allem mikroskopisch und labortechnisch begutachtet.

 

 

Welche Behandlungsmethoden gibt es? Welche Mittel werden in der TEM angewendet?

 

Phytotherapie

Diese beschäftigt sich mit Pflanzen. Es werden alkoholische Auszüge wie zum Beispiel Schnäpse und Gewürzweine nach Hildegard von Bingen hergestellt.

Apitherapie

Hier finden Honig, Propolis und Wachse ihre Anwendung. Früher wurden Pflaster und Pasten aus Bienenwachs produziert.

Mykotherapie

Diese Lehre beschäftigt sich mit Heilpilzen. Sie wurde in Europa lange Zeit nicht angewandt, findet nun aber immer mehr Interesse und Anwendung, wie zum Beispiel als Wundpflaster mit Inhaltstoffen von Baum- oder Speisepilzen. In der Natur reinigen Pilze die Luft und den Boden. Deshalb ist es leicht vorstellbar, dass sie dieselbe Funktion auch im Körper ausführen können. Pilze binden Stoffe, die dadurch besser ausgeschieden werden können. Deshalb kommen sie vermehrt als begleitende Maßnahme bei Chemo- bzw. Strahlentherapie zum Einsatz, wo sie dabei helfen Giftstoffe auszuscheiden.

Aromatherapie

Ätherische Öle können inhaliert oder als Duft im Raum platziert werden.

Hydrotherapie

Man macht sich vor allem den Temperaturreiz des kalten Wassers zu Nutze. Eine Anwendungsform sind Wickeln, die bei Prellungen, Zerrungen und Entzündungen der Gelenke helfen. Eine weitere Behandlungsmethode ist das Kneippen.

Homöopathie

Auch die Homöopathie ist ein Teil der TEM.

 

 

Wie kann man sich ausbilden lassen?

 

Den Beruf des „Traditionellen Europäischen Mediziners“ gibt es nicht. Man kann Kurse zur Fortbildung besuchen. Heuer startet einen einjährigen Kurs in Linz, sowie in Wien. Es werden medizinische Grundlagen, Wirkstoffe und alle obengenannten Methoden, mit Ausnahme der Homöopathie erlernt. Im praktischen Teil, der ca. ein Drittel der Zeit umfasst, werden unter anderem Wickel, Salben und Tinkturen selber zubereitet. Es finden auch Kräuterwanderung in der Natur statt.

Es geht hauptsächlich um Sammeln von neuen Erfahrungen. Die Teilnahme erfordert kein Vorwissen. Es können sowohl Privatpersonen als auch im Gesundheitswesen Tätige diesen Kurs besuchen.

 

Vielen lieben Dank, Frau Mag. Fauma, für das Interview!

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