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Herztod: Frauen sind gefährdeter

Experten verlangen nach weiteren Studien zur Klärung der Gründe. Vor allem die Behandlungsmuster rücken in den Fokus


herz

Herzkrankheiten enden für Frauen häufiger tödlich als bei Männern. Weitere Studien sollen zu mehr Klarheit über dieses Ungleichgewicht führen. Vermutet wird, dass ein Grund die unterschiedliche Versorgung ist, wie bei der Vorstellung des "Deutschen Herzberichts" der Deutschen Herzstiftung festgestellt wurde.

Hormonelle Unterschiede und anatomische Unterschiede der kleinen Herzkranzgefäße werden geprüft

Besonders auffällig seien Geschlechterunterschiede beim Risiko, an Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Herzklappenerkrankungen zu sterben. Dabei würden Männer mit derartigen Erkrankungen laut dem Stiftungsvorsitzenden Thomas Meinertz deutlich häufiger in Kliniken eingewiesen. Das müsse "Anlass für genauere Untersuchungen sein, um Engpässe in der medizinischen Versorgung von Herzpatientinnen auszuschließen". Es müsse aber auch geprüft werden, ob hormonelle Unterschiede, Differenzen bei der Wirkung von Medikamenten oder anatomische Unterschiede der kleinen Herzkranzgefäße mitwirkten. Ein Faktor könne auch sein, dass Herzinfarktsymptome bei Frauen seltener erkannt würden.

Laut dem aktuellen Bericht starben 2015 insgesamt 110.915 Frauen und 97.061 Männer an den verschiedenen Herzkrankheiten, die Zahl der Todesfälle sank im Vergleich zum Vorjahr 2014 leicht. Zugleich erhöhte sich die Zahl der Neuerkrankungen gemessen an stationären Aufnahmen. Rund 1,677 Millionen Deutsche wurden wegen koronarer Herzkrankheit oder Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, angeborenen Herzfehlern oder anderen Erkrankungen in Kliniken eingewiesen. 2014 waren es etwa 1,66 Millionen. Trotz verbesserter Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten steige die Zahl der Patienten stetig, so Meinertz.

Die Sterblichkeitszahlen von Männern und Frauen weichen der Stiftung zufolge seit Jahren teilweise drastisch voneinander ab. An Herzschwäche etwa starben im Jahr 2014 statistisch betrachtet 68,9 Frauen pro 100.000 Einwohner, von den Männern waren es 40,3 je 100.000. Der Wert für Frauen war damit um 71,2 Prozent höher. Nur bei koronaren Herzkrankheiten beziehungsweise Herzinfarkten ist es genau andersherum. Maßnahmen zur Vermeidung und Vorbeugung müssten intensiviert werden.

"Die anhaltend hohe Morbidität bei Herzerkrankungen zeigt, dass wir in der Prävention nach wie vor hohen Handlungsbedarf haben", betont Präsident Hugo Katus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).

Die Risikofaktoren seien gut bekannt. Es handle sich um Rauchen, Übergewicht, Diabetes, Depressionen und "sportliche Inaktivität".

Weiterhin gibt es zudem auffällige regionale Unterschiede beim Sterblichkeitsrisiko. In den ostdeutschen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist es am höchsten. Die Spitzenposition nimmt Sachsen-Anhalt mit 391 Toten je 100.000 Einwohner ein, in Berlin dagegen sind es mit 169 weniger als halb so viele. Als Ursachen gelten neben den Abläufen und Strukturen im Rettungs- und Versorgungswesen auch Unterschiede beim Vorhandensein der gängigen Risikofaktoren.

Quelle: Herzbericht/APA

Bildquelle: DHS/Ulrike Eberius

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