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Wie lebt es sich mit chronischen Schmerzen?

Wie lebt es sich mit chronischen Schmerzen?

'Gemeinsam gegen den Schmerz' - 1,5 Millionen Menschen in Österreich leiden an chronischen Schmerzen. Der Leidensdruck der Schmerzpatienten ist so groß, dass sich die Leidenden zu Selbsthilfegruppen zusammen geschlossen haben, in welchen sie einander unterstützen.

 

Kaum jemand kann sich vorstellen was es heißt mit Schmerzen leben zu müssen. Schmerzen beim Zubettgehen, beim Viel-zu-frühem Aufwachen oder manchmal die ganze Nacht hindurch. Von einem Arzt zum andern geschickt zu werden, stundenlang in Ambulanzen zu warten oder auf eigene Faust immer wieder aufs Neue ärztlichen Rat aufzusuchen. Um schließlich feststellen zu müssen, dass einem nicht geholfen werden kann.

 

Diese Erfahrungen machen in Österreich an die 1,5 Millionen Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden. Laut  einer  im Auftrag der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) durchgeführten Studie liegen Rückenschmerzen mit Abstand an erster Stelle, gefolgt von Kopf- und Nervenschmerzen.

 

Chronischer Schmerz als starke Einschränkung der Lebensqualität

 

Im Durchschnitt vergehen 2,5 Jahre bis zur Erstellung einer Diagnose und im Schnitt über 3 Jahre bis zu einer, oft nicht zielführenden, Behandlung. In dieser Zeit erfahren rund die Hälfte der Menschen eine starke Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und sehen sich körperlichen Einschränkungen, sowie psychischen und finanziellen Belastungen ausgesetzt. Hinzu kommen die gesellschaftliche Stigmatisierung, Depressionen und die Angst aufgrund der Schmerzen berufsunfähig zu werden.

 

50 Prozent der Schmerzpatient/innen geben an, dass der chronische Schmerz ihr Berufsleben unmittelbar beeinträchtigt. Durchschnittlich 11 Prozent sind auf Grund ihres Zustands arbeitsunfähig, sodass allein auf Grund von Erkrankungen des Bewegungsapparats der Wirtschaft alljährlich 660.000 Arbeitstage verloren gehen. Das sind laut Recherche des Grazer Joanneum Instituts rund 400 Millionen Euro, zusätzlich zu dem mit rund 880 Millionen Euro bezifferten Aufwand für das Gesundheitssystem. Von den 30.000 jährlichen Anträgen auf Frühpension gehen rund ein Drittel auf das Konto „Chronischer Schmerz“.

 

Selbsthilfe zur Info und zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch

 

Der Leidensdruck der Schmerzpatient/innen ist so groß, dass sich die Leidenden quer durch Österreich zu Selbsthilfegruppen zusammen geschlossen haben, in denen sie versuchen sich gegenseitig zu helfen: indem sie ihre Erfahrungen im Umgang mit spezifischen Schmerzen und mit Vertreter/innen der medizinischen Berufe, sowie erfolgversprechende Anlaufadressen austauschen. Denn auch eine Studie des Österreichischen Gallup Instituts vor 2 Jahren ergab, dass die Probleme mit denen Schmerzpatient/innen konfrontiert sind, immer noch nicht gelöst sind: die Patienten fühlen sich von den Ärzten nicht ernst genommen, es gibt keine Zeit für ein Patientengespräch und daher oftmals keine zielführende Diagnose und schon gar keine wirksame Therapie.

 

'Schmerzallianz' als starke Stimme österreichischer Schmerzpatienten

 

Anstatt Schmerzzentren zu errichten, in denen Patient/innen multidisziplinär untersucht und danach multimodal behandelt werden, müssen die Leidenden zusehen wie Schmerzambulanzen quer durch Österreichgeschlossen werden oder nur wenige Stunden in der Woche offen halten. Die primären Wünsche, die man gerne an die Gesundheitsverantwortlichen richten würde, zielen auf mehr Verständnis für Schmerzpatienten ab, die mit ihren Leiden ernst genommen und für bestmögliche Therapien auch von den Kassen unterstützt werden möchten. Das Erreichen dieser Ziele hat sich die „Allianz Chronischer Schmerz Österreich“ (www.schmerz-allianz.at) – die Plattform-Organisation der 50 Selbsthilfegruppen – vorgenommen.

Quelle: Allianz Chronischer Schmerz Österreich

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